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10:14 Uhr, 02.01.2020

Mais: US-Erträge drücken Ernte

Commerzbank-Analystin Michaela Kuhl erwartet Ende 2020 einen Maispreis in Chicago von 410 US-Cent je Scheffel.

Frankfurt (GodmodeTrader.de) - Das Jahr 2019 war für den Maispreis ein sehr gemischtes und über die beiden Jahreshälften fast spiegelbildliches. Auf einen Start bei 380 US-Cent je Scheffel folgte ein moderater Preisrückgang, bevor im Mai ein steiler Anstieg begann, der im Hochsommer den Maispreis erstmals seit Jahren über die Marke von 450 US-Cent je Scheffel katapultierte, wie Commerzbank-Analystin Michaela Kuhl im „Rohstoffe kompakt“ zum Ausblick auf 2020 schreibt.

Ebenso plötzlich sei der Preis wieder stark gefallen, habe sich dann etwas erholt und liege nun wieder auf ähnlichem Niveau wie zu Jahresbeginn. Der Anstieg um 30 Prozent im Sommer sei auf die durch übermäßigen Regen bedingten Aussaatschwierigkeiten in den USA zurückgegangen. Es sei dann doch nicht gar so schlimm gekommen. Dennoch: Das USDA rechne mit einer um fünf Prozent unter Vorjahr liegenden US-Maisernte von 347 Millionen Tonnen, dem dritten Rückgang in Folge, heißt es weiter.

„Auch in der EU wird trotz einer Flächenausdehnung um sieben Prozent mit einer etwas niedrigeren Ernte gerechnet (Kommission: minus drei Prozent auf 67 Millionen Tonnen), weil die Erträge insgesamt nicht mehr so hoch wie im für die extreme Witterung in 2018 überraschend guten Vorjahr sind. Bei den beiden mit Abstand größten EU-Produzenten divergiert die Ernte stark: In Rumänien soll sie laut EU-Kommissionsprognose von Ende November weit über dem Fünfjahresdurchschnitt, wenn auch unter Vorjahr liegen. In Frankreich dagegen dürfte sie unterdurchschnittlich sein“, so Kuhl.

Bei den meisten anderen großen Anbietern werde mit einer ähnlich hohen Ernte wie zuletzt gerechnet. Einige Ernten seien noch weit entfernt, insbesondere die wichtige zweite Maisernte in Brasilien. Da die Fläche insgesamt leicht ausgedehnt werden solle, rechneten die meisten Beobachter mit einer brasilianischen Produktion 2019/20 etwa auf dem Rekordniveau des Vorjahres von gut 100 Millionen Tonnen. Das Minus in den USA führe aber zu einer globalen Produktion unter Vorjahr. Obwohl die Nachfrage nach dem starken Vorjahr - damals hatte die Knappheit an Weizen die Nachfrage nach Mais erhöht - etwas rückläufig sein dürfte, werde die Bilanz wohl wieder in den roten Zahlen liegen. Der IGC erwarte für 2019/20 ein Defizit von 40 Millionen Tonnen. Das USDA, das den Nachfragerückgang stärker einschätze, erwarte ein Defizit von 19 Millionen Tonnen, heißt es weiter.

„Bereits 2017/18 und 2018/19 wies der Maismarkt ein Defizit auf, zuletzt von 22 Millionen Tonnen. Ein drittes Defizit in Folge sollte den Maispreis stützen. Wir erwarten aber einen nur moderaten Anstieg, denn wenn das USDA Recht hat, ist für 2020/21 mit einer Ausdehnung der US-Maisfläche um fünf Prozent zu rechnen. Da die USA für rund ein Drittel der Weltproduktion stehen - ohne dem Sonderfall China sogar für über 40 Prozent - hätte dies starken Einfluss auf das Gesamtbild. Wir erwarten Ende 2020 einen Maispreis in Chicago von 410 US-Cent je Scheffel, in Paris von 180 Euro je Tonne“, so Kuhl.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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