Kommentar
11:32 Uhr, 29.04.2015

Magic Elon: TESLA-Aktie vor Verfünffachung?

Die Gewinnprognosen für Tesla wurden in den vergangenen Monaten um 80% gesenkt. Trotzdem geht es dem Kurs gut. Tesla CEO Elon Musk weiß wie man den Markt fesselt und mit Zukunftsvisionen begeistert.

Erwähnte Instrumente

  • Tesla Inc.
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  • SolarCity Corp.
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Elon Musk hat ein sehr gutes Händchen. Er hat ein Gespür dafür, was Verbraucher wollen. Anleger erkannten das nicht sofort. Nach Börsengang brauchte es fast 3 Jahre bis Investoren an die Story von Tesla glaubten. Aus dieser Überzeugung wurde ein sagenhafter Hype. Der Kurs stieg von 30 auf 300 Dollar. Das verleitete Elon Musk sogar dazu die Aktie seines Unternehmens als sehr hoch bewertet anzusehen. Er zweifelte öffentlich daran, dass die Bewertung noch sinnvoll sei.

Nicht allein die Zweifel des CEOs und Gründers bremsten die Entwicklung des Aktienkurses. Anleger hatten teils auf eine noch bessere Entwicklung der Geschäftsergebnisse gehofft. Diese trat nicht ein. Der Kurs konsolidiert seitdem zwischen 200 und 300 USD. Vor kurzem riss Elon Musk die Aktie dann aus ihrem Abwärtstrend als er über Twitter ankündigte, dass Tesla am 30.4. ein neues Produkt vorstellen würde. Dieses Produkt soll kein Auto sein.

Und es wird: Die Tesla-Batterie

Die Nachricht verbreitete sich rasend schnell. Die Aktie gewann innerhalb kurzer Zeit fast 10%. Inzwischen sind sich alle einig, was Tesla vorstellen wird. Es ist eine Batterie. Eine Batterie ist nicht gerade das Traumprodukt schlechthin, um das sich alle reißen werden. Der Aktie half es dennoch. Tesla hat schon fast etwas von Apple. Wird ein Produkt angekündigt, dann sind alle ganz aus dem Häuschen. Das wäre wahrscheinlich auch so, wenn Tesla oder Apple die Produktion eines WCs ankündigen würden.

Anleger freuen sich, Analysten auch. Sie halten an ihren Kurszielen fest, obwohl sie die Gewinnentwicklung des Unternehmens heute sehr viel kritischer beurteilen als noch vor einem Jahr. Grafik 1 zeigt die Entwicklung der Konsensschätzung des Gewinns je Aktie für Ende 2015. Von den einstigen 3,50 Dollar ist nicht mehr viel übrig geblieben. Genauer gesagt sind nur noch 53 Cents übrig. Trotz dieser Revision nach unten bleiben Analysten bei ihren Kurszielen.


Bevor man das kritisiert muss man noch zwei Dinge klären. Erstens: Tesla schreibt noch Verluste, weshalb man den positiven Gewinn je Aktie erklären muss. Zweitens: Es muss geklärt werden wie das Unternehmen bewertet wird. Der erste Punkt lässt sich relativ schnell abhandeln. Analysten betrachten nicht die GAAP (Generally Accepted Accounting Principles) Ergebnisse, sondern einen anderen Maßstab. Unternehmen berichten ihr Ergebnis nach den US GAAP Bilanzregeln. Sie legen allerdings auch eine eigene Rechnung vor, bei der bestimmte Bilanzpositionen in der Berechnung des Gewinns ausgeschlossen werden. Nach dieser angepassten Rechnungslegung schreibt Tesla einen Gewinn.

Der zweite Punkt ist etwas schwieriger. Analysten haben für gewöhnlich mehrere Bewertungsmethoden für die Berechnung des Unternehmenswertes aus dem sich dann der Aktienkurs ableiten lässt. Im Grunde genommen laufen alle Methoden auf eines hinaus: sie berechnen den Barwert von Zahlungsströmen. Eine Methode diskontiert den zukünftigen Cash Flow, eine andere die zu erwartenden Gewinne, wieder andere konzentrieren sich auf die Nettovermögenswerte und deren Entwicklung usw. Das Problem aller dieser Methoden ist, dass man den zukünftigen Geschäftsverlauf kennen muss, um eine sinnvolle Bewertung zu erhalten. Streng genommen müssen alle Zahlungsströme der Zukunft bekannt sein. Geht man davon aus, dass ein Unternehmen ewig existiert, dann ist das eine recht hohe Unsicherheit.
Bei Tesla wie auch bei anderen Unternehmen, die sich in der Wachstumsphase befinden, ist die Einschätzung des zukünftigen Geschäftsverlaufs besonders schwierig. Ein Großteil dessen, was Teslas Bewertung heute ausmacht, passiert erst nach 2025. Zwischen zwei Drittel und 90% des heutigen Unternehmenswertes geht auf Zahlungsströme zurück, die erst nach 2025 passieren werden. Für Wachstumsunternehmen ist so etwas zwar normal, aber man kann sich auch denken wie gut dann die Kursziele der Analysten sind.

Tesla erst ab 2020 in der Gewinnzone?

Es ist eine Tatsache, dass der faire Wert von Unternehmen wie Tesla de facto nicht bestimmt werden kann. Wie die Revidierungen der Gewinnschätzungen zeigen ist selbst die Sicht auf 12 oder 24 Monate extrem schwierig. Teslas CEO selbst geht nicht davon aus, dass das Unternehmen nach US GAAP vor 2020 in die Gewinnzone kommen wird. Viele Analysten trauen Tesla bereits 2016 oder 2017 einen ordentlichen Gewinn zu.
Grafik 2 zeigt eine mögliche Entwicklung bis 2020. Hier wird vor 2019 nicht mit Erreichen der Gewinnzone gerechnet. Tesla investiert sehr viel. Das begrenzt das Gewinnpotential. 2017 soll ein Modell für den Massenmarkt kommen. Der Preis soll bei ca. 35.000 USD liegen. Bis es soweit ist sind noch hohe Investitionen notwendig. Gleichzeitig dürfte auch die eigentliche Modelleinführung viel kosten. Bis sich all das rechnet vergehen noch Jahre.

Was viele Analysten in ihren Rechnungen nicht ausreichend würdigen ist das Geschäftsmodell des Unternehmens. Tesla ist kein Autoproduzent. Tesla ist ein Technologieunternehmen. Theoretisch könnten sie alles herstellen, allerdings hat sich das Unternehmen auf einen Bereich fokussiert: Energie. Tesla steht für eine Revolution des Energiemarktes. Dazu gehört auch der Wandel zur Elektromobilität. Der Verbrennungsmotor ist nach Elon Musk Geschichte. Dort hört es aber noch lange nicht auf.

Am 30.4. wird Tesla wohl eine Batterie vorstellen. Diese Batterie soll für Unternehmen und Haushalte bestimmt sein. Jetzt kann man sich fragen wieso ein Haushalt eine Batterie braucht, wenn der Strom doch aus dem Netz kommt. Der Grund ist einfach. Die Zukunft der Energieversorgung soll kein gigantisches Stromnetz mehr sein, welches zentral gesteuert wird. Vielmehr soll die Energieversorgung dezentral organisiert sein.

Geht es nach Elon Musk, dann haben Haushalte in Zukunft ihr Dach mit Solarzellen zugepflastert. Diese erzeugen Strom, um den Haushalt zu versorgen. Nachts kann mit Solarzellen relativ schlecht Energie erzeugt werden. Durch die Batterie wird die erzeugte Energie gespeichert. Ist die Batterie voll, dann soll es möglich sein auch Strom in das Gesamtnetz abzugeben und dafür bezahlt zu werden. Ist die Batterie leer und scheint die Sonne nicht, dann können Haushalte noch immer den Energiebedarf aus dem Netz abdecken. Insgesamt sollen Haushalte allerdings deutlich autarker werden.

Die Solarzellen kommen übrigens auch von einem Unternehmen, welches Elon Musk leitet. SolarCity konzipiert Solarstromanlagen und vertreibt sie. Tesla baut dazu eine Batterie mit der Gigafactory. Aus dieser Batterie kommt auch gleich der Strom für das Automobil. Der Unternehmensverbund um Tesla und seinen CEO herum haben ein in sich geschlossenes Konzept: Energie, vor allem saubere, erneuerbare Energie. Wenn man bedenkt wie groß dieser Markt ist, dann haben die Unternehmen mit ihrer Bewertung noch Luft nach oben. Die Frage ist nur, wann sich dieses Potential realisiert.

Persönlich sehe ich keinen Grund, weshalb Tesla nicht auch einmal 150 Mrd. wert sein sollte (derzeitiger Börsenwert ca. 28 Mrd.). Die Frage ist nur, wann? Hier sind Anleger etwas zu optimistisch. Sie preisen etwas ein, was sich erst in 10 oder 15 Jahren materialisieren wird. Für gewöhnlich sind Anleger in der Praxis selten so geduldig.

Nachdem die Euphorie um die Batteriepräsentation wieder verflogen ist dürfte die Aktie weiter konsolidieren. Persönlich würde ich mir Kurse um 150 USD wünschen. Das wäre ein Niveau auf dem man einen langfristigen Einstieg rechtfertigen kann.

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4 Kommentare

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  • barkovsky
    barkovsky

    btw, did y ever drive a Tesla S ? it is a bit of Magic indeed, go to tesla shop and make an appointmnet and y drive 1 , easy , cheers,

    12:11 Uhr, 29.04. 2015
  • barkovsky
    barkovsky

    btw_ if y hav time . wud appreciate an artikel about the profits which are generated initiating a QE system _ i mean , like now GS wants to hav a lower €, which i presume is connected with the EU Draghi QE, and the communication between both , _ how is GS involved in that system and how they maximize their profits using Politics and Printing Machines, lowering expectation on US, and lowering € forecast, doesnt really match imo, maybe if y hav time, can shed some light on the issue, thx in front Clemens, cheers,

    12:05 Uhr, 29.04. 2015
  • barkovsky
    barkovsky

    as a forecast / if we take out ATH we dubbel v soon _ /

    11:58 Uhr, 29.04. 2015
  • barkovsky
    barkovsky

    as i mentioned earlier, were talking about a very specific entrepeneur here, i agree, stock prize here is second hand at the moment, the visionary and the forecast are linked to the area where the stock is heading, its been like that now for some time and i don c it change actually, for LT investors this is a growth story Exceptional imo, the front was the IPO, not so long ago, we rose almost 1000%, not bad for a company making no profits, its the visionary which counts here, and i imagine that the vision will get bigger, we will c , cheers, BK

    11:55 Uhr, 29.04. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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