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15:30 Uhr, 05.12.2006

Märkte zwischen Wachstumshoffnungen und Inflationsängsten

"Der Aufschwung hält", mit dieser optimistischen Einschätzung fassen die DekaBank-Volkswirte ihren Ausblick auf die Weltwirtschaft in den beiden kommenden Jahren zusammen. "Trotz der gegenwärtigen konjunkturellen Delle hält die Hochwachstumsphase der Weltwirtschaft unvermindert an. Für 2007 rechnen wir wiederum mit einer Rate von 4,5 Prozent, nach 5,2 Prozent in diesem Jahr. Die gegenwärtige Entwicklung lässt sich historisch nur mit der Industrialisierung der westlichen Welt vor über hundert Jahren vergleichen: Die Weltwirtschaft ist in eine neue Phase von Gründerjahren eingetreten", so Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, in einem Pressegespräch zum Konjunktur- und Kapitalmarktausblick 2007/2008.

Für Deutschland erwartet der Chefvolkswirt ein Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent für das Jahr 2007, nach 2,4 Prozent im laufenden Jahr. Die Mehrwertsteuererhöhung werde sich zwar durch ein Null-Wachstum im ersten Quartal des kommenden Jahres bemerkbar machen und dazu führen, dass die Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Gesamtjahr 2007 um etwa einen halben Prozentpunkt geringer ausfällt. Insgesamt knüpfe Deutschland aber wieder an die Dynamik dieses Jahres an. "Der Aufschwung hat das Potenzial, sich richtig zu entfalten: Für 2008 erwarten wir ein Wachstum von 1,9 Prozent", betont Kater. Getrieben werde der Aufschwung gegenwärtig aus dem Unternehmenssektor. Erhebliche Restrukturierungen sowie eine starke Auslandsnachfrage haben die Gewinne in den vergangenen zwei Jahren um durchschnittlich 20 Prozent steigen lassen. Daher würden die deutschen Unternehmen auch wieder mehr investieren.

Die Wirtschaft in den USA wird nach Einschätzung von Kater im kommenden Jahr um 2,7 Prozent sowie um 3,1 Prozent im Jahr 2008 wachsen. "Die US-Volkswirtschaft bleibt ein Motor der Weltkonjunktur. Ihre Stärke besteht in der stabilen Expansion der Binnennachfrage", sagt der Chefökonom. Neu geschaffene Jobs sowie spürbare Lohn-steigerungen bilden die Basis für mehr Konsum. Die Belastungen im Zuge der Abschwächung am Immobilienmarkt sind nach Ansicht des Experten bereits weitgehend ausgestanden. Die Korrektur bei der Entwicklung des Wohnimmobilienvermögens sei zwar noch nicht abgeschlossen. Da die Gesamtvermögensposition der privaten Haushalte durch den Aufschwung am Aktienmarkt gestützt wird, sei ein Abgleiten der US-Wirtschaft in eine Rezession aber unwahrscheinlich.

Die Emerging Markets profitieren von einem ausgesprochen günstigen Umfeld durch das kräftige Wachstum der Weltwirtschaft, den keinesfalls engen globalen Liquiditätsmantel und hohe Rohstoffpreise. "Es ist offensichtlich: Die Schwellenländer sind die strukturellen Gewinner der Globalisierung. Aus den Emerging Markets werden ,Converging Markets’", so der Chefvolkswirt der DekaBank. Die Mechanismen der Konvergenz, die die Entwicklung in Mittel- und Osteuropa geprägt haben, würden im globalen Maßstab wirken. "Wir erleben einen mächtigen Aufholprozess zum Teil ausgesprochen bevölkerungsreicher Länder", so Kater. Der Anteil dieser Länder an der Weltproduktion übersteigt bereits heute 50 Prozent.

Für China erwarten die Ökonomen der DekaBank im Jahr 2007 ein Wachstum von 9,4 Prozent sowie von 9,2 Prozent im Jahr 2008. Für Indien prognostizieren sie 7,6 Prozent für 2007 und 7,3 Prozent für 2008. Entscheidend für die Finanzmärkte werde in den kommenden beiden Jahren die Entwicklung der Inflationsraten sein. "Die monatlichen Veröffentlichungen der Verbraucherpreise werden zu den großen Market Movern", erwartet Kater. In den Vereinigten Staaten würden zusätzlich die Daten zu Arbeitsmarktlage und Lohnentwicklung die Kurse bewegen. Ungeachtet der zu erwartenden Fortführung des aktuellen Niedrig-Inflationsumfeldes sorge die hohe Liquidität an den Anlagemärkten für Inflationssorgen. Dagegen seien die Zentralbanken bereits mit einer Straffung der Geldpolitik vorgegangen. Die Europäische Zentralbank werde diesen Kurs mit zwei weiteren Zinserhöhungen in der ersten Jahreshälfte 2007 fortsetzen, so die Prognose der DekaBank-Volkswirte.

An den Aktienmärkten hält Kater aufgrund der weiterhin soliden Konjunktur in den meisten Regionen steigende Kurse für wahrscheinlich. Für den Dax rechnet er mit einem Kursniveau von 7.200 Punkten am Jahresende 2007, beim S&P 500 mit einem Indexstand von 1.550 und beim Topix von 1.890.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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