"Märkte haben Talsohle hinter sich"
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Obwohl das zweite Quartal 2020 das schlechteste Quartal für die Weltwirtschaft seit dem Zweiten Weltkrieg sein wird, hat die Unsicherheit an den Märkten ihren Höhepunkt hinter sich, ist Seema Shah überzeugt. Die Chefstrategin von Principal Global Investors geht noch weiter: „Ich wage es zu sagen, wir haben wohl auch die Talsohle am Aktienmarkt hinter uns“.
Shah begründet diese Prognose – zumindest teilweise – auch mit technischen Phänomenen: „Durch den massiven Abverkauf haben viele Investoren nun bedeutende Cash-Positionen aufgebaut. Sie haben nun eine Menge trockenes Pulver, um in attraktiv bewertete Risikoanlagen zu investieren. Das kann die Märkte nun in die Höhe treiben.
Ein starkes positives Signal für die Märkte hat auch die Fed mit ihrer Ankündigung gesetzt, die ‚fallen angels‘ im Hochzinssegment zu kaufen. Das hat die Risikoaufschläge für Hochzinsanleihen drastisch sinken lassen. Die Schwäche der Bilanzen wird das aber auch nicht ausgleichen. Solange es keine grundlegenden Verbesserungen in der zugrunde liegenden Wirtschaft gibt, werden Zahlungsausfälle und Konkurse erst einmal weiter zunehmen – selbst, wenn die jüngsten Marktbewegungen das Gegenteil vermuten lassen.“
Auch wenn das Schlimmste nach Auffassung von Shah überwunden ist, warnt sie Investoren vor zu viel Optimismus:
„Die Wiedereröffnung der Wirtschaft nach dem Lockdown wird schwierig sein. Jede Rückkehr zur täglichen Routine und wirtschaftlichen Aktivität wird Zeit brauchen, auch durch eine mögliche zweite Infektionswelle wie in Teilen Asiens. Außerdem sehen wir in Asien, dass die Verbraucher trotz Öffnung der Geschäfte nicht einfach wieder zurückkehren. Investoren sollten sich daher auf eine anhaltende Wirtschaftsschwäche einstellen. Die finanziellen Belastungen für Unternehmen und Haushalte werden sich noch verschärfen.
Sicherlich hat die Kombination aus beispielloser politischer Unterstützung und einer sich abflachenden Viruskurve das Abwärtsrisiko für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte dramatisch reduziert. Dennoch scheinen die Märkte die Aussicht auf eine Erholung zu optimistisch einzuschätzen.“
Die Strategin rechnet deswegen damit, dass alle großen Aktienindizes ihre Tiefstände noch einmal testen werden. Nachhaltig sei der gegenwärtige Bullenmarkt noch nicht:
„Die Erholung der Finanzmärkte hat sich von der langsamen Erholung der Realwirtschaft entkoppelt. Es ist wahrscheinlich, dass die Aktien einen Teil ihrer jüngsten Gewinne wieder abgeben werden.“
Shah verweist zudem darauf, dass die jüngste Rallye vor allem in den USA auf große Technologiekonzerne beschränkt war. Je nach Blickwinkel befänden sich sogar vier von fünf Aktien noch in der Baisse. Dennoch bleibt Shah bei ihrem grundsätzlich positiven Ausblick:
„Ermutigend ist, dass das Schlimmste der Pandemie wahrscheinlich hinter uns liegt, dass der Prozess der Bodenbildung an den Märkten läuft und dass die Märkte in der Regel ohnehin der Wirtschaft vorauslaufen.“
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