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11:55 Uhr, 30.12.2014

Luxusgüterhersteller: In Sachen Transparenz herrscht extremer Mangel

Gerold Permoser, Chief Investment Officer der Erste Asset Management (EAM), ist der Meinung dass auch bei Luxusherstellern nicht alles Gold ist, was glänzt – etwa, wenn es um Transparenz geht.

Wien (BoerseGo.de) - In der Vorweihnachtszeit sind die Innenstädte und Kaufhäuser voll mit Menschen, die das passende Geschenk für ihre Lieben suchen. Dabei haben vor allem die Luxusunternehmen Hochkonjunktur und erwirtschaften einen großen Teil des Jahresumsatzes. Da stellt sich die Frage, wie es bei den Herstellern der hochpreisigen Artikel um die Einhaltung von ESG-Kriterien steht. Im Interview erklärt Gerold Permoser, Chief Investment Officer der Erste Asset Management (EAM), dass auch bei Luxusherstellern nicht alles Gold ist, was glänzt – etwa, wenn es um Transparenz geht.

Herr Permoser, zwischen Luxus- und Low-Budget-Herstellern bestehen beim Preis große Unterschiede. Gilt das auch für ESG-Faktoren bei den Herstellern?

Permoser: „Da viele Luxusgüterhersteller in Europa produzieren, gibt es im Bereich Produktions- und Arbeitsbedingungen weniger Herausforderungen als bei Low-Budget-Herstellern, die zumeist in Entwicklungsländern produzieren lassen. In europäischen Ländern herrschen bessere Arbeitsbedingungen und stärkere Kontrollen, die gegen zu geringe Löhne und zu starke Umweltbelastungen vorgehen. Die Nachhaltigkeitsrisiken sind in diesem Bereich bei Luxusunternehmen in der Regel geringer, was sich zum einen auf die geografische Lage der Produktion zurückführen lässt und zum anderen darauf, dass die Produktion seltener an Zulieferer ausgelagert wird.“

Sind Luxusunternehmen also die besseren Unternehmen?

Permoser: „Das lässt sich so pauschal nicht sagen. Durch die geringere Verwendung von billigen Stoffen zugunsten von Produkten wie Leder wird die Verwendung von gefährlichen Chemikalien reduziert. Durch eine geringere Anzahl an ausgelagerten Prozessen sinkt die Umweltbelastung durch kürzere Transportwege ebenfalls. Aber es gibt andere Bereiche, in denen unter Nachhaltigkeitsaspekten auch die Luxusbranche großen Nachholbedarf hat.“

Welche Bereiche sind das?

Permoser: „Mangelnde Transparenz ist ein großes Thema: Nur die wenigsten Luxusunternehmen sind überhaupt bereit ihre Nachhaltigkeitsstrategien offen zu legen – das ist das Ergebnis unserer Engagement-Aktivitäten mit Luxusgüterherstellern. Unsere Jagd nach mehr Transparenz ist meist vergeblich, wenn man unsere Befragungsergebnisse zugrunde legt – eine schwächere Rückmeldeqoute haben wir bisher bei keiner anderen Industrie erlebt. Von sechs Unternehmen, die von uns angefragt wurden, ihre Nachhaltigkeitsstrategien zu erläutern, hat sich nur ein einziges Unternehmen, Hugo Boss, dazu bereit erklärt. Und auch dort wird erst seit einem Jahr ein Nachhaltigkeitsbericht erstellt. Der Bericht legt die Bemühungen von Hugo Boss offen, Umweltbelastungen zu senken. Der Bericht zeigt außerdem, dass sich das Unternehmen beim Einhalten von Mindeststandards vor allem auf soziale Kriterien wie das Verbot von Kinderarbeit konzentriert. Diese Standards sind im sozialen Bereich deutlich detaillierter ausgearbeitet als bei den Umweltkriterien.“

Hat sich in den vergangenen Jahren der Umgang der Luxusgüterhersteller mit dem Thema Nachhaltigkeit verändert?

Permoser: „Nehmen wir einmal das Beispiel des Schmuckherstellers Tiffany: Das Unternehmen zeigt, dass es möglich ist, Verantwortung in verschiedenen Bereichen zu tragen. Tiffany erwirtschaftet die Hälfte des Umsatzes mit Diamanten und hat schon früh die Verantwortung dabei erkannt und dafür gesorgt, dass alle Produktionsschritte streng kontrolliert werden, um zu vermeiden, dass so genannten Blutdiamanten verarbeitet werden. Tiffany betreibt eigene Minen für den Abbau von Rohdiamanten und ist bemüht, einen umweltfreundlichen Abbau zu garantieren. Hohe Standards gelten ebenfalls für die verwendeten Edelmetalle. So nutzt das Unternehmen für die Herstellung von Schmuck wiederverwertetes Gold und für die aufwändigen Verpackungen recyceltes Papier. Auf der Ebene der sozialen Kriterien ist Tiffany einen weltweit einzigartigen Schritt gegangen und hat die realen Lebenshaltungskosten in den Ländern, aus denen die Diamanten stammen, ermittelt und die Löhne der Arbeiter daran angepasst. Tiffany ist damit eines der wenigen Luxusunternehmen, das den Luxus bietet nicht gegen grundlegende ethische Standards zu verstoßen.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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