Lithium-Produzenten: Krise oder Chance?
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Lithium spielt eine zentrale Rolle in der modernen Weltwirtschaft, da es als Schlüsselrohstoff hauptsächlich für die Herstellung von Batterien dient, die in Elektrofahrzeugen und Energiespeichersystemen verwendet werden. Die wachsende Nachfrage nach umweltfreundlicher Mobilität und erneuerbaren Energien hat den Lithium-Markt in den letzten Jahren explodieren lassen. Dabei profitieren insbesondere die großen Produzenten, die den globalen Markt dominieren. Doch der Lithium-Markt ist sehr zyklisch. Ist momentan eine gute Einstiegschance in diesen Markt gegeben?
In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf drei der bedeutendsten Lithium-Produzenten: Albemarle Corporation, Sociedad Química y Minera de Chile (SQM) und die chinesische Tianqi Lithium Corporation. Diese Unternehmen gehören zu den führenden Akteuren auf dem Markt und spielen eine entscheidende Rolle bei der Deckung der weltweit steigenden Nachfrage nach Lithium. Doch trotz ihrer gemeinsamen Marktführerschaft unterscheiden sich diese Firmen in Bezug auf ihre Strategien, Produktionskapazitäten und regionalen Schwerpunkte.
Welcher Konzern hat aktuell die besten Wachstumsaussichten und mit welchen Chancen, aber auch Risiken sind die Unternehmen konfrontiert?
Der Lithium-Markt
Der Lithium-Markt hat sich in den letzten Jahren zu einem der dynamischsten Rohstoffmärkte der Welt entwickelt. Der Grund hierfür liegt vor allem in der rapiden Zunahme der Elektromobilität und dem globalen Wandel hin zu erneuerbaren Energien. Lithium ist ein wesentlicher Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien, die in Elektrofahrzeugen (EVs), Energiespeichersystemen und Konsumelektronik verwendet werden. Diese Entwicklung hat die Nachfrage nach Lithium in den letzten zehn Jahren exponentiell steigen lassen und treibt den Markt weiter an.
Globale Produktionsmenge von Lithium
In den letzten Jahren hat die weltweite Produktion von Lithium stark zugenommen. Zu den führenden Produktionsländern gehören Australien, Chile und China, die zusammen den Großteil des weltweiten Bedarfs abdecken. Besonders Australien dominiert den Markt mit der Gewinnung aus Hartgesteinvorkommen, während Chile und Argentinien große Mengen Lithium aus Solevorkommen in den Salzseen der Anden gewinnen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Lithium-Marktes ist die geografische Verteilung der Lithium-Reserven. Während Australien und China führend bei der aktuellen Produktion sind, liegen die größten nachgewiesenen Reserven in Südamerika, insbesondere im sogenannten „Lithium-Dreieck“ (Chile, Argentinien, Bolivien). Diese Länder haben das Potenzial, die künftige Versorgung mit Lithium entscheidend zu beeinflussen.
Die Nachfrage nach Lithium wird primär durch die Batterieproduktion angetrieben. Der größte Anteil des weltweiten Lithiums fließt in die Herstellung von Batterien für Elektrofahrzeuge, Energiespeicherlösungen und Konsumelektronik. Insbesondere der Boom der Elektrofahrzeuge in Ländern wie China, den USA und der Europäischen Union hat dazu geführt, dass Lithium als strategisch wichtiger Rohstoff gehandelt wird. Neben der Batterienindustrie wird Lithium auch in Glas- und Keramikprodukten sowie in Schmiermitteln verwendet, jedoch in deutlich geringeren Mengen.
Mit Blick auf die Zukunft wird erwartet, dass die globale Nachfrage nach Lithium bis 2030 stark ansteigen wird, getrieben durch die fortschreitende Elektrifizierung des Verkehrssektors und den Ausbau erneuerbarer Energien. Experten prognostizieren, dass sich der Lithium-Markt in den nächsten Jahren weiter stark ausdehnen wird, was für Produzenten und Investoren enorme Chancen, aber auch Herausforderungen birgt.
Die Strategie der drei Konzerne
Albemarle Corporation
Albemarle setzt auf Diversifikation und Expansion. Das Unternehmen baut seine Lithiumproduktion in Australien und Chile aus, um die steigende Nachfrage zu decken, während es durch seine anderen Geschäftsbereiche (z.B. Bromprodukte) weniger abhängig vom Lithiumpreis ist. Gleichzeitig investiert Albemarle in Forschung, um nachhaltigere Abbaumethoden zu entwickeln und seine Marktführerschaft langfristig zu sichern.
Sociedad Química y Minera de Chile (SQM)
SQM fokussiert sich auf die kostengünstige Lithiumproduktion aus den Salzseen in Chile und hat massiv in die Erweiterung dieser Kapazitäten investiert. Durch langfristige Verträge mit Batterieherstellern und Automobilkonzernen, vor allem in China und Europa, sichert das Unternehmen seine Position. Zudem setzt SQM zunehmend auf Nachhaltigkeitsinitiativen, um Umweltrisiken im Abbaugebiet zu minimieren.
Tianqi Lithium Corporation
Tianqi verfolgt eine aggressive Expansionsstrategie durch internationale Übernahmen, insbesondere den Erwerb eines Anteils an SQM. Das Unternehmen nutzt seine starke Position in China und investiert in Raffinerien, um die wachsende Nachfrage nach Lithiumhydroxid für Batterien zu bedienen. Tianqi strebt eine vertikale Integration an, um die gesamte Wertschöpfungskette von der Lithiumgewinnung bis zur Veredelung zu kontrollieren.
Fundamentalanalyse
Albemarle | SQM | Tianqi | |
---|---|---|---|
Börsenwert | 10,40 Mrd. USD | 10,64 Mrd. USD | 6,17 Mrd. USD |
Hauptsitz | USA | Chile | China |
Mitarbeiter | 9.000 | 7.680 | 3.190 |
Leistungskennzahlen
Die fundamentale Performance der drei Konzerne entwickelte sich bisher sehr parallel. Der Umsatz und der Nettogewinn sind extrem abhängig vom Lithiumpreis. Nachdem zunächst die Corona Pandemie die Lieferketten geschwächt hatte, kam mit dem Krieg in der Ukraine, der massive Störungen in den Energiepreisen auslöste, ein weiterer Belastungsfaktor hinzu. Zusätzlich war die Nachfrage nach Elektroautos und damit nach Lithium 2021 noch auf hohem Niveau. Das Angebot an Lithium wurde immer knapper und der Preis schoss in die Höhe. Lithiumproduzenten verzeichneten 2022 ein Rekordjahr.
Aktuell ist der Lithiumpreis wieder auf Tiefstständen. Die Nachfrage ist schwach und für 2024 erwarten alle drei Konzerne einen Nettoverlust. Die Prognosen für 2025 und darüber hinaus sind allerdings wieder deutlich positiver. Insbesondere bei Albemarle wird eine schnelle Erholung erwartet.
Solvenzkennzahlen
Gesamtverschuldung
Betrachtet man die Gesamtverschuldung der drei Konzerne, fällt vor allem Tianqi auf. Das Unternehmen hat die letzten Jahre kontinuierlich Schulden abgebaut, während vor allem SQM stetig weiter Schulden anhäufte. Die Schuldenniveaus sind zwar noch nicht kritisch, aber dennoch stellt das erhöhte Niveau an Fremdkapital einen Risikofaktor dar.
Liquide Mittel
Während SQM die höchste Verschuldung hat, verfügt der Konzern aber auch über die meisten liquiden Mittel. Albemarle dagegen hat eine ähnlich hohe Verschuldung wie SQM, besitzt von den drei Konzernen allerdings am wenigsten liquide Mittel.
Eigenkapital
Beim Eigenkapital hat Albemarle die Nase vorn. Der Konzern hat 2023 einiges in Sachanlagen investiert, genauso wie Tianqi 2022. Beide Konzerne haben für diese Investitionen in Sachanlagen sowohl Fremdkapital als auch eigene liquide Mittel verwendet.
Cashflow
Der Free Cashflow entwickelte sich bei allen drei Konzernen bis 2020 sehr ähnlich. Da Albemarle 2021 viel in Produktionskapazitäten investierte, verringerte sich der Free Cashflow im Gegensatz zu den beiden Konkurrenten. Beeindruckend ist, dass Tianqi den Free Cashflow 2023 stabil auf sehr hohem Niveau halten konnte, was an länger laufenden Lieferverträgen liegt und so dass Lithium mit hohen Margen verkauft werden kann.
Bewertungskennzahlen
Albemarle | SQM | Tianqi | |
---|---|---|---|
KGV | – | – | – |
KUV | 1,41 | 2,00 | 2,06 |
KBV | 1,17 | 2,14 | 1,02 |
Bewertungskennzahlen bei zyklischen Rohstoffkonzernen haben teilweise nur begrenzte Aussagekraft. Eine höhere Bewertung ist nicht unbedingt schlecht, da häufig damit ein stark gefallener Aktienkurs, aber ein noch stärker gefallener Umsatz und Gewinn einhergeht. Fällt der Umsatz stärker als der Aktienkurs, erhöht sich das Bewertungsmultiple KUV. Alle drei Konzerne werden aktuell ungefähr mit ihrem historischen Durchschnitt bewertet, teilweise auch weniger. Doch wie wir nachher im Chart sehen werden, sind die Aktienkurse stark gefallen. Also eine potentielle Einstiegschance?
Chancen und Risiken
Chancen
Trotz der aktuellen Dämpfung der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und des momentanen Tiefpunkts im Lithium-Zyklus bleibt das langfristige Potenzial für die Branche groß. Der weltweite Trend zur Dekarbonisierung und die zunehmende Elektrifizierung von Energie- und Transportsystemen schaffen weiterhin Chancen. Insbesondere der wachsende Bedarf an stationären Energiespeichern für Stromnetze und Haushalte dürfte die Nachfrage nach Lithium auf längere Sicht stabilisieren und wieder ankurbeln. Zudem eröffnen Fortschritte in der Batterietechnologie neue Einsatzmöglichkeiten für Lithium, was Produzenten wie Albemarle, SQM und Tianqi langfristige Wachstumsperspektiven bietet.
Risiken
Aktuell stehen Lithiumproduzenten jedoch vor erheblichen Herausforderungen. Die abgeschwächte Nachfrage nach Elektroautos belastet die Branche, da der Batterie- und Automobilsektor das Rückgrat der Lithium-Nachfrage bildet. Ein weiteres Risiko ist Chinas dominante Stellung in der Lithiumverarbeitung, was westliche Produzenten stark von geopolitischen Entwicklungen abhängig macht. Regulatorische Risiken nehmen ebenfalls zu, da der umweltbelastende Abbau von Lithium, vor allem in wasserarmen Regionen wie der Atacama-Wüste, strengere Auflagen und höhere Kosten nach sich ziehen könnte. Diese Faktoren führen dazu, dass die kurzfristigen Aussichten der Branche von Unsicherheiten geprägt sind.
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Auf einen Blick
Zusammengefasst stehen den enormen Wachstumschancen durch den globalen Batteriemarkt erheblichen Risiken gegenüber, die von geopolitischen Spannungen, technologischen Entwicklungen und Umweltauflagen beeinflusst werden.
Chart
Alle drei Konzerne entwickelten sich die letzten Jahre sehr ähnlich, allerdings auch sehr volatil. Vom Allzeithoch im Frühjahr 2022 sind alle drei Konzerne deutlich zurückgekommen und bieten jetzt sehr schöne Einstiegschancen an.
Die Albemarle Aktie verfügt über einen langfristigen Aufwärtstrend. Aktuell wird erneut die Trendlinie getestet, an der die Aktie bereits zweimal reagierte, jedoch an einem wichtigen Widerstand um 94 USD zunächst scheiterte. Ein Einstieg würde sich bei einem nachhaltigen Ausbruch über das Hoch bei ca. 95 USD ergeben. Die Aktie könnte dann einen neuen mittelfristigen Aufwärtstrend etablieren.
Dennoch liegen viele Widerstände und viel Volumen über dem aktuellen Kurs. Man sollte also Geduld bei dieser Aktie haben. Sollte der Kurs auf Wochenbasis unter der Trendlinie schließen, sollte die Position geschlossen werden. Den Take Profit könnte man zunächst an den nächsten Widerstand um 140 USD setzen und dort die Reaktion der Aktie abwarten.
Wenn du von der Performance von Albemarle profitieren möchtest, bietet sich ein Zertifikat der DZ Bank (WKN: DQ6Q7F) an. Dieses Derivat hat eine Knock-Out Schwelle bei 45,70 USD, woraus sich aktuell ein Hebel von 2,07x ergibt.
Fazit
Der Lithium-Markt befindet sich aktuell in einer schwierigen Phase, geprägt durch eine gedämpfte Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und die geopolitische Abhängigkeit von Chinas dominanter Verarbeitungsposition. Auch die steigenden Umweltauflagen, insbesondere in ressourcenarmen Abbaugebieten wie der Atacama-Wüste, stellen erhebliche Risiken für die Produzenten dar und könnten zu steigenden Kosten führen.
Trotz dieser Herausforderungen bleiben die langfristigen Aussichten vielversprechend. Lithium bleibt unverzichtbar für die Energiewende, insbesondere im Bereich der Energiespeicher und der Elektrifizierung von Stromnetzen. Unternehmen wie Albemarle, SQM und Tianqi, die sich an diese Gegebenheiten anpassen, haben weiterhin die Chance, von dem wachsenden Bedarf an nachhaltigen Technologien und erneuerbarer Energie zu profitieren.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert. Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.