Kommentar
11:31 Uhr, 10.06.2003

Linde - Nachholpotenzial

Die Linde-Aktie entwickelte sich in den letzten Monaten schlechter als der DAX. Seit Jahresbeginn schlägt ein Minus von fast 15 Prozent zu Buche. Das könnte sich ändern. Die Aktie des Anlagenbauers verfügt über Nachholpotenzial und ist langfristig eine aussichtsreiche Investition.

Vernachlässigt
Während der DAX seit seinem jüngsten Zwischentief bei unter 2800 Punkten mehr als zwölf Prozent zugelegt hat, weigert sich Linde bislang standhaft, die Erholung mitzumachen. Die Notierung dümpelt im Bereich von 30 Euro lediglich seitwärts. Gelingt der Ausbruch aus der Seitwärtsbewegung, könnte der Titel mittelfristig deutlich höhere Kurse sehen. Auch wenn die Zahlen des ersten Quartals nur wenig Hoffnung machen.

Schwaches erstes Quartal
Die Zahlen, die der Gase- und Anlagenspezialist für die ersten drei Monate des laufenden Geschäftsjahres präsentierte, konnten die Börsianer nicht begeistern. Das operative Ergebnis ging um 19 Prozent auf 104 Millionen Euro zurück. Wolfgang Reitzle, ehemaliger Ford-Manager und neuer Linde-Chef, zeigte sich auf der Hauptversammlung weiterhin skeptisch und erwartet derzeit noch keine spürbare wirtschaftliche Erholung. Ein deutliche Steigerung des operativen Gewinn - wie noch im März prognostiziert - ist mittlerweile ziemlich unwahrscheinlich. Beim Umsatz rechnet das Management aber nach wie vor mit einem leichten Plus.

Ausgliederung der Kältetechnik
Das größte Problemkind ist der Bereich Kältetechnik, dessen operativer Verlust im ersten Quartal leicht auf 27 Millionen Euro kletterte. Bis zum Jahresende soll der defizitäre Bereich ausgegliedert und damit rechtlich selbständig werden. Was genau mit der Sparte geschehen wird, ist im Augenblick noch unklar. Ein Verkauf ist laut Firmenlenker Reitzle derzeit zwar nicht geplant, wird aber auch nicht völlig ausgeschlossen. Der wichtigste Ertragsbringer im Linde-Konzern ist der Bereich Gas. Allerdings rechnet der Konzern im laufenden Jahr auch für diesen Bereich nicht mehr mit einer Ergebnisverbesserung.

Kostensenkungen
Das laufende Jahr steht im Zeichen von Umstrukturierungen. Neben der wahrscheinlichen Ausgliederung der Kältetechnik hat Chef Reitzle auch umfassende Kostensenkungsmaßnahmen angekündigt. Sollte sich die wirtschaftliche Lage wieder aufhellen, dürfte Linde davon ab dem kommenden Jahr besonders profitieren. Vor allem die Bereiche Industriegase und Fördertechnik (Gabelstapler) sollten dann wieder in Schwung kommen.

Schlechte Nachrichten im Kurs enthalten?
Die schlechten Nachrichten der jüngsten Vergangenheit sollten im Linde-Kurs größtenteils enthalten sein. Auf dem aktuellen Niveau überwiegen die Chancen. Sollte die Wirtschaft allmählich in Fahrt kommen, gehört Linde zu den Hauptprofiteuren. Dann hat die Aktie erhebliches Nachholpotenzial.

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