Kommentar
08:36 Uhr, 22.01.2019

Liebe Briten, reißt euch zusammen!

Von Klarheit in der Brexit-Frage kann man nicht gerade sprechen. Es zeigt, was mit der Politik alles falsch ist.

Das Verlassen der EU ist nicht einfach. Das wussten wir immer schon. Wie schwer es aber tatsächlich ist, das überrascht dann doch viele. Zweieinhalb Jahre nach dem Referendum sind wie immer noch so klug wie vorher. Das ist untragbar.

Wie verzwickt die Lage ist, zeigen die Wettquoten. Inzwischen geht kaum noch jemand davon aus, dass Großbritannien wirklich bis Ende März austritt (Grafik 1). Gleichzeitig ist die Wahrscheinlichkeit für ein neues Referendum ebenfalls sehr niedrig. Damit wird ein Verbleib praktisch ausgeschlossen.


Die Situation lässt sich also so beschreiben: einen Exit gibt es erst einmal nicht, einen Verbleib aber auch nicht. Besser kann man die Lage nicht beschreiben. Es herrscht vollkommene Ratlosigkeit. Die Verantwortung dafür trägt die Politik.

Die Politik hat einen knappen, aber klaren Auftrag für einen Brexit bekommen. Der muss umgesetzt werden. Doch selbst darin ist man sich nicht einig. Einige Parteien und einzelne Politiker in Pro-Brexit Parteien weigern sich, das Ergebnis des Referendums anzuerkennen und einen Brexit zu ermöglichen.

Theresa May hat zwar einen Brexit-Deal ausgehandelt, aber nicht einmal in der eigenen Partei Rückhalt dafür. Man fragt sich schon wie das überhaupt möglich ist. Ob dieser Deal gut oder schlecht ist, kann ich nicht beurteilen. Es ist aber bestenfalls schockierend, dass die Partei, die für die Verhandlung verantwortlich war, dann selbst nicht dahintersteht.

Was da politisch geschieht ist nicht weniger als Chaos und Anarchie. Dafür werden Politiker weder gewählt, noch bezahlt. Wirklich bemerkenswert ist allerdings, dass das Volk relativ ruhig zusieht. Hier und da gehen ein paar Menschen auf die Straße. Alles in allem ist es jedoch ruhig.

Eigentlich müsste es einen Aufstand geben. Politiker werden gewählt, um ihre Programme umzusetzen. Sie erhalten einen Auftrag von den Wählern. Derzeit geht die gesamte Brexit-Politik am Wählerwillen vorbei. Das ist nicht akzeptabel. Genauso inakzeptabel ist es eigentlich, dass sich die Wählerschaft nicht echauffiert.

Indirekt zeigen sich erste Risse. Das Verbrauchervertrauen ist bereits nach dem Referendum deutlich zurückgegangen und befindet sich erneut im Sinkflug. Das ist nicht nur ein britisches Phänomen. Dort ist der Rückgang allerdings besonders stark ausgeprägt. Das Vertrauen fällt auf den tiefsten Stand seit 5 Jahren. In anderen Ländern ist der Rückgang weniger dramatisch und lediglich auf dem tiefsten Stand seit 2 Jahren.

Wie dem auch sei, das, was gerade in Großbritannien geschieht, ist dem Wähler gegenüber unverantwortlich. Die Folgen sind nicht heute und nicht morgen sofort zu erkennen. Die Langfristfolgen von Jahren der politischen Anarchie werden über die Wirtschaft an die Wähler weitergegeben und es werden keine blühenden Wiesen sein.

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30 Kommentare

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  • Johnny Depp
    Johnny Depp

    So ist das, wenn eine deutsche Regierung meint, ihr Handeln wird von den anderen EU-Mitgliedstaaten bedingungslos für gut geheißen. Das britische Volk hat einfach nur die Nase voll davon und mit dem Brexit gezeigt, was es davon hält.

    Das britische Politiker nicht liefern können war erwartbar.

    Glückwunsch Frau Merkel, erst wird Griechenland zu Tode gespart und jetzt sind die Briten dran. Das ist also der große Wurf in der europäischen Nachkriegspolitik.

    11:38 Uhr, 22.01. 2019
  • wolp
    wolp

    Der rechte Populismus ist das Problem. Gepaart mit bewusster Falschinformation haben sich Bewegungen entwickelt, die absolut negativ für die Gesellschaft sind. Ein Alternative für Dumme Sprech mit seinen kruden Inhalten erreicht bedauerlicherweise einen weniger gebildeten Teil der Bevölkerung.

    11:04 Uhr, 22.01. 2019
    3 Antworten anzeigen
  • Erdhexe
    Erdhexe

    Viele Briten wußten noch nicht einmal genau, um was es sich beim Brexit handelt. Die Suchmaschinen wiesen nach, dass viele Briten erst nach dem Referendum nach dessen Bedeutung suchten. Viele junge Briten sind gar nicht zum Referendum gegangen, weil es gar nicht so ernst genommen wurde, wie es hätte genommen werden sollen. Die Londoner waren gegen einen Brexit, da London das Mekka der Wirtschaft ist. Dennoch, die Beteiligung an der Wahl betrug nur so um die 72%. Ich würde wetten, dass ein neues Referendum ein ganz anderes Bild abzeichnen würde. Dennoch stellen sich die Politiker stur und lehnen diese Möglichkeit ab.

    10:12 Uhr, 22.01. 2019
    2 Antworten anzeigen
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Mich wunderts in Deutschland extrem !!!

    Die Besteuerung der Bürger in Deutschland war die Vorlage für den Sheriff von Nothingham ! Doppel und Dreifachbesteuerung ( Strom zb) , Benzin 80cents 😂 , Erbschaftssteuer ( man überlege ... Versteuertes, erarbeitetes,erspartes, aufgebautes Lebenswerk der Eltern wird bei weitergabe an Kinder, staatlich gestohlen ) Niedrigstlöhne, und höchster Satz ab 60.ooo€ Jahreseinkommen ( 5mille Brutto im Monat hahahaaaa lächerlich !!! ) , Grundsteuer ( pervers !) Und dann noch 25% Steuer auf Aktien die man mit versteuertem Geld gekauft hat und dann noch im Weltvergleich DREISTE 19 % Mwst auf alles( Japan jetzt 10 %) Oklahoma 7,8 % ca !!! Und die Deutschen ....... 🙈🙉🙊

    10:09 Uhr, 22.01. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • Ich_bin_ein_Berliner
    Ich_bin_ein_Berliner

    das verhalten der deutschenwähler ist doch nicht anders, sie schauen lieber dschugelcamp statt aufzustehen gegegen den verrat der deutschen politer vorzugehen.

    Nun dann weiter machen und wegschauen

    09:51 Uhr, 22.01. 2019
  • daxe
    daxe

    kein Problem

    die ziehen den antrag auf brexit zurück,reichen ihn wieder ein und schon haben sie 2 neue jahre gewonnen .

    09:26 Uhr, 22.01. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • joda-2012
    joda-2012

    Diese Überschrift ist nicht angemessen. Es steht Ihnen nicht zu sich derart über den demokratischen Beschluss eines Volkes zu äußern. Ich kann nicht verstehen, woher Sie sich das Recht nehmen ein ganzes Volk aufzufordern sich zusammen zu reißen.

    09:24 Uhr, 22.01. 2019
  • Hoeli
    Hoeli

    Der Artikel bringt es auf den Punkt. Das ganz generelle Problem in unserer heutigen Welt ist, dass es bei den Eliten (politisch und wirtschaftlich) keine Integrität und kein Verantwortungsbewusstsein mehr gibt.

    Aber warum sollte es auch, wenn die Masse nur mit den Schultern zuckt und alles ohne Regung hin nimmt. Wer würde seine Position nicht ausnutzen, wenn er sicher sein kann, wenig bis keine Konsequenzen zu fürchten?

    09:19 Uhr, 22.01. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • Schnutzelpuh
    Schnutzelpuh

    Bei uns geht doch auch keiner auf die Strasse! Oder wird bei uns die Politik umgesetzt, die das Volk eigentlich will? Ich und Andere haben da ihre Zweifel.

    Warum sollten also gerade die Briten auf die Strasse gehn. Die sind als Protestvolk auch nicht gerade bekannt. Bei den Franzosen sieht es jedoch anders aus.

    08:53 Uhr, 22.01. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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