Analyse
16:10 Uhr, 13.12.2022

LEONI - Käufer der Kabelsparte springt ab, was nun?

Monatelang hatte sich der Spezialist für Autobordnetze um ein Refinanzierungskonzeptes bemüht. Im Mai wurde dann schließlich eine Vereinbarung zum Teilverkauf der Kabelsparte abgeschlossen. Der Käufer kündigte den Deal jetzt aber überraschend auf.

Erwähnte Instrumente

  • LEONI AG
    ISIN: DE0005408884Kopiert
    Kursstand: 6,255 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • LEONI AG - WKN: 540888 - ISIN: DE0005408884 - Kurs: 6,255 € (XETRA)

Der Nürnberger Automobilzulieferer kämpft schon seit Jahren mit hohen Verlusten. Um der Lage Herr zu werden und die aufgetürmten Schulden abzubauen, trennte man sich von mehreren Geschäftsbereichen. Das mit den Konsortialbanken bis 2025 vereinbarte Refinanzierungskonzept sah unter anderem vor, dass die Nürnberger die Sparte Spezialkabel für Autos verkauft.

Mit der thailändischen Stark Corporation wurde auch ein Käufer gefunden. Im Zuge der Transaktion hätten mehr als 400 Mio. EUR an Leoni fließen sollen, die zum Teil zur Tilgung der Finanzverbindlichkeiten genutzt werden sollten.

Käufer stellt sich quer

Wie Leoni heute mitteilte, wurden sämtliche Bedingungen des im Mai abgeschlossenen Verkaufsvertrags fristgerecht erfüllt, sodass das Closing hätte vollzogen werden können. Stark hat nun jedoch plötzlich weitreichende Änderungen im Kaufvertrag verlangt, welche Leoni jedoch ablehnt, sodass die Transaktion nicht wie geplant umgesetzt werden kann.

Nach Ansicht von Leoni gibt es keine vertragliche Grundlage für die Verweigerung des Closings, sodass man jetzt alle Maßnahmen gegenüber Stark ergreifen wird, um seine Rechte durchzusetzen. Aufgrund der Nichtdurchführung des Verkaufs der Kabelsparte, kann somit auch das angedachte Refinanzierungskonzept vorerst nicht umgesetzt werden. Mit den Konsortialbanken konnte aber eine Einigung erzielt werden, dass diese ihre zum Jahresende 2022 fälligen Kredite zunächst prolongieren werden. In der Zwischenzeit wird mit den Banken über eine Anpassung des Refinanzierungskonzeptes gesprochen.

Fazit: Die Gründe, weshalb Stark plötzlich Änderungen im Kaufvertrag haben möchte, erschließen sich dem Außenstehenden derzeit nicht. Für Leoni ist dies ein Schlag ins Gesicht, weil dadurch das mühsam erstellte Refinanzierungskonzept zunächst mal zu Fall gebracht worden ist. Es bleibt zu hoffen, dass mit den finanzierenden Banken schnellstmöglich ein tragfähiges Alternativkonzept erarbeitet werden kann oder dass vielleicht sogar ein neuer Kaufinteressent die Bühne betritt. Das Durchsetzen der Transaktion auf dem Rechtsweg dürfte Jahre dauern. Ein Kauf der Leoni-Aktie drängt sich angesichts der aktuellen Entwicklungen derzeit nicht auf.

Jahr 2021 2022e* 2023e*
Umsatz in Mrd. EUR 5,12 4,16 4,15
Ergebnis je Aktie in EUR -1,46 -0,51 -0,33
KGV -4 -12 -19
Dividende je Aktie in EUR 0,00 0,00 0,00
Dividendenrendite 0,00 % 0,00 % 0,00 %

*e = erwartet

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Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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