Kommentar
08:47 Uhr, 12.10.2015

Leitzins erst 2021 wieder in normalen Regionen?

Die US Notenbank stellt sich immer mehr den Realitäten. Diejenigen, die letztlich über die Zinsen entscheiden, hadern noch mit den Fakten. Die Analysten der Notenbank sind da schon einen Schritt weiter.

Der Offenmarktausschuss der US Notenbank beschäftigt ein Heer an Analysten, um Daten zusammenzutragen, auszuwerten und Schlussfolgerungen zu ziehen. Diese Schlussfolgerungen sind für gewöhnlich ziemlich akkurat und zuverlässiger als die des Offenmarktausschusses selbst.

Bis vergangenen Sommer wurden die Prognosen der Analysten - in Dokumenten immer nur als Fed Staff (Beschäftigte) aufgeführt - mit zeitlicher Verzögerung veröffentlicht. Marktteilnehmer mussten ganze 5 Jahre auf die Daten warten.

Die Prognosen reichen 5 und mehr Jahre in die Zukunft und sie zeichnen ein nicht immer positives Bild. Da die Entscheidungen des Offenmarktausschusses zum großen Teil auf den Prognosen der Analysten beruhen legte die Fed großen Wert auf eine zeitlich verzögerte Veröffentlichung. Wer die internen Vorhersagen kennt, der weiß in groben Zügen, was die Notenbank tun kann.

Durch eine Datenpanne wurden die Prognosen in diesem Sommer unabsichtlich 5 Jahre zu früh veröffentlicht. Die Notenbank trat die Flucht nach vorne an und will zumindest Teiler der Prognosen regelmäßig veröffentlichen. Die jetzt publizierten Vorhersagen sind alles andere als schmeichelhaft.

Die vier Grafiken der Fed zeigen die Prognosen der Analysten. Demnach werden die nominalen Leitzinsen erst im Jahr 2021 wieder ein normales Niveau erreichen. Dieses liegt bei gut 3%. Die Rendite 10-jähriger US Anleihen würde auf gut 4% steigen.

Besonders interessant sind dieses Mal ausnahmsweise nicht die Zinsvorhersagen, sondern die Wachstumsprognosen. Diese gehen davon aus, dass die US Wirtschaft lediglich ein Potential von knapp 2% Wachstum pro Jahr hat. Das ist weniger als die momentane Wachstumsrate und mehr als 50% unter dem durchschnittlichen Wachstum der letzten Jahrzehnte.

Das heißt nicht, dass die US Wirtschaft nicht stärker wachsen kann. Die Wirtschaft kann kurzfristig über oder unter Potential wachsen. Das zeigt die Grafik "GDP Gap". Mit knapp 2% würde die US Wirtschaft ihr derzeit vollständiges Potential entfalten. Das ist realistisch und trägt den neuen Umständen Rechnung. Diese lauten: geringeres Bevölkerungswachstum, Überalterung und geringes Produktivitätswachstum.

Die Schätzungen über das potentielle Wachstum sind ziemlich zuverlässig. Die japanische Notenbank berechnet aufgrund ähnlicher Modelle das potentielle Wachstum Japans. Über die vergangenen 30 Jahre lagen sie mit ihrem Modell nahe an der Realität. Derzeit schätzt die japanische Notenbank das potentielle Wachstum Japans auf 0,5%. In den USA sind es für die kommenden Jahre ungefähr 1,8%. Im Durchschnitt sollten Anleger nicht darauf setzen, dass die US Wirtschaft diesen Wert schlägt.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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