Kommentar
19:49 Uhr, 12.12.2006

Leichte Entspannung am Devisenmarkt

Die Europäische Zentralbank setzt ihren Zinserhöhungskurs unbeirrt fort. Freundlicher US-Arbeitsmarkt sorgt an den internationalen Rentenmärkten für steigende Renditen. US-Dollar erholt sich leicht.

EZB erhöht Leitzins auf 3,5 Prozent

Wir erwartet hob die Europäische Zentralbank am vergangenen Donnerstag die Leitzinsen weiter an. Der maßgebliche Hauptrefinanzierungssatz liegt jetzt bei 3,5 Prozent. Es war bereits die fünfte Zinserhöhung in diesem Jahr. Der Abstand zur amerikanischen Notenbank hat sich damit auf 175 Basispunkte verringert.

Dem anschließenden Pressestatement von EZB-Präsident Trichet war kein konkreter Hinweis auf ein Ende des Zinserhöhungszyklus zu entnehmen. Es spricht vieles dafür, dass die Euro-Währungshüter im ersten Quartal 2007 einen weiteren Schritt nach oben vornehmen werden, zumal die EZB in den nächsten beiden Jahren mit einer Fortsetzung des Konjunkturaufschwungs rechnet. Gemäß ihren Projektionen nimmt die Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr im Mittel um 2,2 Prozent und im Jahr 2008 um 2,3 Prozent zu. Gegen eine allzu starke Straffung der Zinszügel spricht jedoch die Inflations-Projektion. Für 2007 erwartet die EZB demnach eine Teuerungsrate von 2,0 und für 2008 von 1,9 Prozent. Die Zielmarke von zwei Prozent rückt damit erstmals seit mehren Jahren wieder in den Bereich des Möglichen.

Größte Unsicherheitsfaktoren für das makroökonomische Umfeld sind die Entwicklungen der Ölpreise und Wechselkurse. Vor diesem Hintergrund dürfte die EZB von nun an den geldpolitischen Autopiloten abstellen und von Fall zu Fall ihre Zinsentscheidungen treffen, wodurch das Geschäft am Geldmarkt nicht unbedingt vereinfacht wird. Auf das lange Ende der Zinskurve ist der Einfluss der EZB dagegen ohnehin sehr begrenzt, wie am Donnerstag unmittelbar nach der Entscheidung erneut festzustellen war.

Überraschung am US-Arbeitsmarkt

Entgegen der im Vorfeld geäußerten Befürchtungen fielen die am Freitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten erstaunlich gut aus. Die amerikanische Wirtschaft schuf im November 132.000 neue Jobs. Mit 4,5 Prozent liegt die Arbeitslosenrate zwar geringfügig über dem Oktoberwert von 4,4 Prozent, zeugt aber immer noch von einer sehr robusten Beschäftigungssituation. Was den Lohndruck angeht, kann jedoch noch keine Entwarnung gegeben werden. Die durchschnittlichen Stundenlöhne lagen im November 4,1 Prozent über dem Vorjahreswert. Inflationsgefahren bestehen damit fort.

Die Aussicht auf schnelle Zinssenkungen der amerikanischen Notenbank hat damit noch einmal nachgelassen zumindest am Rentenmarkt wird dies so gesehen. Die Rendite zweijähriger Schatzanweisungen erhöhte sich am Freitag um 10 Basispunkte. Selbst am langen Ende waren die Folgen noch zu spüren, wo die Rendite zehnjähriger Treasuries um 6 Basispunkte zulegte.

Leichte Entspannung am Devisenmarkt

Der Trend zu einem schwächeren US-Dollar wurde in der Vorwoche unterbrochen. Zum Wochenschluss mussten für einen Euro rund ein Cent weniger bezahlt werden als eine Woche zuvor. Ob damit die Aufwärtsdynamik beendet ist, darf aber bezweifelt werden. Dafür scheint der US-Dollar momentan zu angeschlagen. Die realwirtschaftlichen Risiken für den Euroraum sind vermutlich aber nicht so gravierend, wie der jüngste US-Dollar-Verfall vielleicht suggeriert. Nimmt man den handelsgewichteten Euro zum Maßstab, der die außenwirtschaftliche Verflechtung des Euroraums widerspiegelt erfasst werden insgesamt 23 Währungen , ist im bisherigen Jahresverlauf lediglich ein Anstieg von 5 Prozent zu konstatieren, verglichen mit 11 Prozent im Euro-Dollar-Wechselkurs.

Ausblick

In der laufenden Woche stehen nur wenige Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an. Für den Euroraum werden die Industrieproduktion und die endgültige November-Inflationsrate bekannt gegeben. Zudem wird der ZEW-Index publiziert.

In den USA richten sich die Blicke in erster Linie auf die Fed-Sitzung am Dienstag. Veränderte Leitzinsen sind zwar nicht zu erwarten. Das Interesse richtet sich stattdessen auf die Rhetorik von Fed-Chef Bernanke und damit auf mögliche Andeutungen zum weiteren Fortgang der Geldpolitik. Von Konjunkturseite dürften neben den Einzelhandelsumsätzen vor allem die Daten zur Industrieproduktion und den Kapitalzuflüssen auf ungeteilte Aufmerksamkeit stoßen.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten