Nachricht
10:23 Uhr, 15.05.2013

Leg dich nicht mit der Bank of Japan an

Zürich (BoerseGo.de) - Die Erfahrung hat Finanzmanager gelehrt, keine Wetten gegen die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve einzugehen – was an der Wall Street die Redewendung „don't fight the Fed“ geprägt hat. Mit anderen Worten: Schwimme mit dem Strom, wenn die mächtigste Zentralbank der Welt die Zinsen erhöht oder senkt. In diesem Sinne sollten sich auch die Anleger an der jüngsten fundamentalen Kehrtwende der japanischen Geldpolitik orientieren, schreibt Christophe Bernard, Chefstratege bei der Bank Vontobel, in einem aktuellen Marktkommentar.

Ob die konzertierte Aktion der Regierung von Premierminister Shinzo Abe und der BoJ unter der neuen Führung von Haruhiko Kuroda erfolgreich sein werde, sei noch ungewiss. Die Problematik sei vielschichtig: Japan kämpfe seit über einem Jahrzehnt gegen die Deflation, ungünstige demografische Trends und ein träges Wirtschaftswachstum. Hier seien strukturelle Reformen des Arbeitsmarktes gefordert. All diese Probleme seien langfristiger Natur, doch könnten die Behörden bereits erste Erfolge verzeichnen: Das Geschäftsklima und die Konsumentenstimmung hätten sich verbessert, der Yen notiere niedriger und die lokalen Aktien höher. Diese Trends dürften sich fortsetzen, solange die Entscheidungsträger konsequent an den vereinbarten Zielen festhielten, ungeachtet des Endresultates. An den Finanzmärkten zähle die Reise eben mehr als die Heimkehr, heißt es.

„Die Botschaft der BoJ an die japanischen Anleger könnte deutlicher nicht sein: jetzt aus Cash und Staatsanleihen aussteigen und in risikoreichere Anlagen wie Aktien und Immobilien investieren. Diese Trendwende dürfte unseres Erachtens neben den japanischen auch den ausländischen Anleihemärkten zugutekommen. Bei unveränderten Rahmenbedingungen dürfte sie auch die weltweiten Aktienmärkte stützen und das kurzfristige Abwärtsrisiko angesichts der stagnierenden Weltwirtschaft begrenzen. Ungeachtet der Marktreaktion birgt die neu eingeschlagene Richtung der BoJ ein gewisses Risiko. Eine geringere Nachfrage nach japanischen Staatsanleihen könnte zu höheren Zinsen in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt führen, was angesichts der massiven Verschuldung Japans (240 Prozent des Bruttoinlandprodukts) eine bedrohliche Haushaltslage heraufbeschwören könnte. Die BoJ-Ankäufe decken die Finanzierungsanforderungen der Regierung jedoch umfassend ab – die sogenannte ‚Monetarisierung‘ des Defizits – was dem harten Kern der konservativen Zentralbanker ein Dorn im Auge ist, weil diese die primäre Aufgabe der Zentralbank in traditionellen Aufgaben wie der Wahrung der Preisstabilität sehen“, so Bernard.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

Mehr Experten