Kommentar
20:21 Uhr, 11.12.2020

Langweilig ist gut für die Performance

2020 war alles andere als langweilig. Der Technologiesektor hat allen anderen Sektoren die Show gestohlen. Der heimliche Star ist aber ein ganz anderer.

Von Analysten hört man immer wieder, dass z.B. Wachstumswerte oder jetzt gerade Value-Aktien outperformen sollten. Sie teilen dabei den Markt in bestimmte Klassen ein. Von diesen Klassen oder Faktoren gibt es eine ganze Menge. Grundsätzlich lassen sich zwei Kategorien an Faktoren unterscheiden. Die eine Kategorie sortiert den Markt nach wirtschaftlichen Faktoren, die andere nach Stilen.

Unter wirtschaftlichen Faktoren gibt es mehrere Treiber, die die Geschicke des Marktes lenken. Dazu gehören der Konjunkturzyklus, die Zinsen, Inflation, Liquidität usw. Bestimmte Aktien profitieren bei höherer Inflation und höheren Zinsen. Dazu gehören etwa Finanzwerte. Dafür leiden andere Unternehmen. Höhere Zinsen sind für die meisten Branchen eher problematisch.

Je nachdem wie sich die wirtschaftlichen Faktoren verändern, verändern sich auch die Outperformer. Man kann seine Entscheidungen nach diesen Faktoren ausrichten, muss es aber nicht. Man kann auch einfach nach Stilen handeln. Style-Investing bezieht sich auf bestimmte Gruppen von Unternehmen. 2020 etwa waren Wachstumsaktien gefragt. Die meisten davon sind Technologiewerte. 2020 wurden Technologie und Wachstumsaktien fast synonym verwendet.

Auch Momentum hörte man 2020 häufig. Dabei handelt es sich um Aktien, die in einem starken Trend sind. Auch das traf in diesem Jahr auf viele Technologiewerte zu. Verlierer waren lange Zeit Value-Aktien, Emerging Markets und Minimum Volatilitätsanlagen. In den letzten Wochen konnten diese Stile wieder überzeugen.

Wem das alles zu kompliziert ist und nicht immer tagelang recherchieren will, welche makroökonomischen Faktoren gerade den Markt bewegen können bzw. ob gerade Wachstum, Value oder Emerging Markets outperformen, kann es sich auch einfacher machen. Man kann den Markt einfach in zwei Gruppen von Unternehmen enteilen: defensive Unternehmen und zyklische.

Zyklische gehen mit dem Konjunkturzyklus. Es sind vor allem Konsumwerte. Wächst die Wirtschaft und fällt die Arbeitslosigkeit, sind Unternehmen wie Booking Holdings, General Motors, Hilton, Las Vegas Sands usw. mehr gefragt. Sie können im Aufschwung ihre Gewinne kräftig steigern. Dafür fallen die Gewinne im Abschwung überproportional.

Zu den defensiven Unternehmen gehören z.B. Pfizer, Verizon, Deutsche Telekom, Walmart, Pepsi, Colgate-Palmolive, Nextera Energy usw. Es sind vor allem die Sektoren Gesundheit, Versorger, Kommunikation und Güter des täglichen Bedarfs. Diese Gruppe war der heimliche Star.

Nicht nur war die Performance dieser Aktien gut, sie konnten auch ihre Gewinne weiter steigen. Im dritten Quartal wurden neue Rekordgewinne erreicht. Zykliker sind noch auf dem Weg nach unten und bei der Gewinnentwicklung erkennt man sofort, weshalb sie Zykliker genannt werden.

Technologieunternehmen konnten als Gesamtsektor noch keine neuen Rekordgewinne erwirtschaften. Das verwundert vielleicht den einen oder anderen. Zu dem Sektor gehören aber nicht nur die Stars wie Zoom und Microsoft, sondern auch IBM, das seit Jahren schrumpft, Intel, welches der Konkurrenz gerade hinterherhinkt oder Xerox, das mit der papierlosen Zukunft kämpft.


Defensive Werte sind besser als ihr Ruf. In Krisen sinkt der Gewinn kaum, wenn überhaupt. Das Wachstum ist dafür im Aufschwung nicht so hoch wie bei Zyklikern. Der Gewinn je Aktie wird über die Jahre und Jahrzehnte um ca. 7 % pro Jahr gesteigert – und das ganz ohne Aufregung. Defensive Werte sind immer eine Überlegung wert und gut fürs Depot.

Clemens Schmale


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1 Kommentar

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  • Tonicru
    Tonicru

    Sehr guter Vortrag, Vielen Dank Herr Schmale, es macht Spaß solche Lektüre zu lesen!

    Bin grade beim Aufbau für mein Depot für Aktien. Möchte Planmodell "Core + Satelliten" einsetzten: für Core = defensiv 60%, für Satellit 1 Value = 20% und für Satellite 2 Crowth = 20% Aufteilung. Haben Sie vielleicht ein Tipp wie man die Aktien für dieses Modell raussuchen kann?

    Vielen Dank und schönen Sonntag

    Sergej Schneider

    15:45 Uhr, 13.12.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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