Langsame Zinswende: Gut oder schlecht?
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Es lohnt sich, in Erinnerung zu rufen, weshalb die US-Zinswende überhaupt dynamisch begonnen hat. Die Fed Funds Rate wurde im September um einen halben Prozentpunkt gesenkt. Dies geschah, nachdem der Arbeitsmarkt im Sommer ungewöhnlich schwach erschien. Im August wurden weniger als 80.000 neue Jobs geschaffen.
Die Zinssenkung galt als überfällig. Man musste sogar Angst haben, dass die Fed den optimalen Zeitpunkt verpasst hatte. Trübt sich die Lage schnell ein, hilft nur eines. Das sind große Zinsschritte. Im November sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Von einer rapiden Abkühlung konnte keine Rede mehr sein. Im September wurden über 200.000 Jobs geschaffen. Die Wirtschaft wuchs im dritten Quartal um 2,8 %.
Seither stellen sich Anleger auf eine langsamere Zinswende ein. Die Chancen für eine weitere Zinssenkung im Dezember stehen bei ungefähr 50 %. Als Anleger erkannten, dass die Zinsen wohl zukünftig langsamer fallen werden, wurde reflexartig mit Verkäufen reagiert. Das war ein Fehler.
Anleger reagieren auf Veränderungen des Zinsausblicks so, als ob der Zins das wirtschaftliche Schicksal bestimmen würde. Aktuell ist es umgekehrt. Die Notenbank agiert datenabhängig. Daten sind per Definition rückblickend. Die Fed adjustiert den Zins anhand dessen, was gerade geschieht.
Senkt sie den Zins langsamer, bedeutet dies lediglich, dass die Fed erkennt, wie stark die Wirtschaft wächst. Der Zins sinkt langsamer, weil die Bedingungen gut sind. Das sollte für weiter steigende Kurse sprechen. Weil Anleger allerdings lieber Sicherheit haben wollen und es diese nur gibt, wenn die Zinsen rasch sinken, tendiert der Aktienmarkt in langsamen Zinswenden zwar aufwärts, aber nur gemächlich (Grafik 1).
Mit langsamen Zinssenkungen schwingt immer die Gefahr mit, dass die Fed doch zu zaghaft war und plötzlich einer Eintrübung hinterherhinkt. Die Alternative, eine schnelle Zinswende, ist nicht besser. Die Zinsen werden nur schnell gesenkt, wenn die Lage bereits schlecht ist. Der Aktienmarkt korrigiert nach Beginn eines schnellen Zinssenkungszyklus. Ein Tief wird erst sieben bis acht Monate nach der ersten Zinssenkung erreicht (Grafik 2).
Die große Überraschung kommt, wenn man langsame und schnelle Zyklen vergleicht. Ein Jahr nach der ersten Zinssenkung ist der Markt in beiden Fällen um ungefähr 5 % gestiegen. Das Endresultat ist das gleiche, unabhängig von der Geschwindigkeit der Zinssenkungen. Der Weg dorthin ist allerdings weniger volatil, wenn die Zinsen langsam fallen. Der bisherige Kursverlauf seit der ersten Zinssenkung im September scheint sich mehr am Fahrplan einer langsamen Zinswende zu orientieren. Anleger kann das mit einem mittelfristigen Zeithorizont von einem Jahr allerdings egal sein.
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