Analyse
15:48 Uhr, 05.10.2020

Lässt ein Biden-Wahlsieg die Börsen abstürzen?

Joe Biden will die von Trump durchgesetzten Steuersenkungen für Unternehmen rückgängig machen. Das würde vor allem die Konzerne treffen, deren Aktien bisher zu den Triebfedern des Marktes gehörten.

Erwähnte Instrumente

  • iShares Global Clean Energy UCITS ETF USD (Dist) - WKN: A0MW0M - ISIN: IE00B1XNHC34 - Kurs: 9,462 € (Stuttgart)
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 3.377,91 Pkt (CME)
  • Microsoft Corp. - WKN: 870747 - ISIN: US5949181045 - Kurs: 207,370 $ (NASDAQ)

Nicht nur der Ausgang der letzten US-Präsidentschaftswahl am 8. November 2016 war überraschend, sondern auch die Reaktion des Aktienmarktes. Nachdem die US-Futures in der Wahlnacht vorübergehend stark eingebrochen waren, erholten sich die Kurse schnell und anschließend galt US-Präsident Donald Trump zumindest in der ersten Hälfte seiner Amtszeit sogar fast schon als Garant für steigende Kurse.

Dass Trump vom Markt zunächst als Heilsbringer und weniger als Unsicherheitsfaktor gesehen wurde hatte vor allem mit handfesten politischen Entscheidungen zu tun: Trump senkte die Regulierungslast für Unternehmen deutlich, beschleunigte Genehmigungsverfahren und sorgte vor allem für deutliche Steuersenkungen bei den Konzernen.

Vier Jahre später gilt ein Wahlsieg des Demokraten Joe Biden fast schon als sicher. Auch wenn man den chronisch unzuverlässigen US-Umfragen nicht unbedingt vertrauen sollte, scheint der Vorsprung der Demokraten dieses Mal so groß zu sein, dass ein Wahlsieg Trumps schon äußerst überraschend wäre.

Sowohl Trump als auch Biden hielten sich bisher mit inhaltlichen Aussagen zu ihren Plänen für die Zeit nach der Wahl zurück. Im Mittelpunkt des Wahlkampfes standen bisher nur gegenseitige Anfeindungen und zuletzt die Corona-Erkrankung Trumps. Klar ist aber trotzdem, dass die Politik Bides wohl deutlich weniger wirtschaftsfreundlich ausfallen würde als die Trumps.

So hat Biden bereits angekündigt, die umfangreichen Steuersenkungen von Trump wieder rückgängig machen zu wollen. Das würde aber vor allem die Konzerne treffen, deren Aktien zu den Triebfedern des Marktes gehörten. Nach einer Studie der Bank of America würden Unternehmen aus den Bereichen Kommunikationsdienstleistungen, diskretionäre Konsumausgaben und Informationstechnik überdurchschnittlich stark durch die Pläne belastet.

Aktien von Outperformern wie die von Apple, Amazon und Microsoft stammen aber genau aus diesen Sektoren und gehörten zu den Papieren, die für einen Großteil der Kursgewinne am Gesamtmarkt verantwortlich waren.

S&P 500 im Vergleich mit Apple, Amazon und Microsoft
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Ein Wahlsieg Bidens könnte die Outperformance von Apple & Co. durch eine höhere Steuerbelastung zumindest vorübergehend abbremsen. Langfristig könnte der Effekt trotzdem eher gering sein. Denn letztlich hängt das Schicksal der Technologiegiganten davon ab, dass sich ihr Wachstum fortsetzt und sich die rosigen Zukunftsaussichten, die in den Kursen derzeit eingepreist sind, bewahrheiten. In Bezug auf diese Frage könnten die Steuerpläne von Joe Biden aber eher nebensächlich sein.

In anderen Bereichen könnte ein Wahlsieg Bidens durchaus wirtschaftlich positive Folgen haben. Bidens "Green New Deal" könnte zu riesigen Investitionen im Bereich der Erneuerbare Energien führen und in diesem Bereich einen Boom auslösen. Die Kurse von Unternehmen aus diesem Sektor konnten in den vergangenen Monaten auch bereits deutlich anziehen, wie der Chart des ishares Global Clean Energy UCITS ETF zeigt.

ishares Global Clean Energy UCITS ETF
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Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: Microsoft Corp. (long), iShares Global Clean Energy UC (long)

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Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: iShares Global Clean Energy UCITS ETF USD (Dist) (long) und Microsoft Corp. (long)

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2 Kommentare

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  • Tüskendör
    Tüskendör

    Wie es derzeit ausschaut lässt Trump sich auch das nicht nehmen und leitet den Absturz mal eben selbst ein.... The best is yet to come. :-))))

    22:13 Uhr, 06.10.2020
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Ein Wahlsieg Bidens ist heute in etwa so "sicher", wie jener einer gewissen Hillary Clinton vor vier Jahren. Der Rest ist Geschichte.

    Mehr dazu unter www.antizyklischer-boersenbrie... oder unter boersenbrief@antizyklik.de

    00:38 Uhr, 06.10.2020

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Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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