Kursverdoppler oder Totalverlust?
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Womit kann man Anleger, die sich bekanntlich zwischen den beiden Emotionszuständen Angst und Gier hin und her bewegen, in den Medien am leichtesten unterhalten, stellen sich die Programmmacher so manches Börsensenders wohl immer wieder erneut die Frage. Die simple Antwort: Mit Extremen beispielsweise in Form von Ansichten heilloser Optimisten, die egal in welcher Form sich die Märkte gerade präsentieren, stets zum Einstieg blasen und irgendwann in der Zukunft mit ihren Prognosen auch einmal richtig liegen. Die andere Spezies, die die Finanzkrise derzeit geradezu inflationär mit nach oben schwemmt, vertritt genau die Gegenposition und sieht die Finanzwelt irgendwann vor Problemen geradezu zerbersten. Dass in diesem Zusammenhang natürlich rein aus Überzeugungsgründen wohlgemerkt und keineswegs finanziellen Interessen geschuldet auch gleich dazu die passenden Bücher und Vortragsreihen erscheinen, sei nur ganz am Rande erwähnt. So kurzweilig das Angebotene dabei auch bisweilen ist, so klar dürfte aber auch sein, dass der Investor am Ende selbst entscheiden muss, wie er sein meist „Sauererspartes" anlegt. Der Zertifikatemarkt gibt ihm dazu in jedem Fall das geeignete Instrumentarium an die Hand.
Wer beispielsweise eher zu den Ausführungen so manches Crash-Propheten neigt und zumindest in den kommenden Monaten mit keinesfalls höheren Aktienkursen als heute rechnet, wird derzeit bei der Credit Suisse fündig. Das angebotene gut zweieinhalb Jahre laufende Produkt nennt sich Reverse Digital-Zertifikat und bezieht sich auf den allseits bekannten Euro STOXX 50. Dass es sich hier nicht um ein Short-Papier im herkömmlichen Sinne handelt, mit dem man eins zu eins von fallenden Kursen profitieren kann, wird durch den Namenszusatz „digital" deutlich, der dezent auf das Innenleben hinweist und darauf, dass hier bestimmte Kursmarken über das Wohl und Wehe des Zertifikats entscheiden.
Dabei muss der Anleger zwischen zwei Komponenten unterscheiden und darüber hinaus mit dem 9. Dezember 2010 und dem 19. April 2013 zusätzlich zwei Stichtage im Auge behalten. So ergibt sich zum einen zweimal eine Kupon-Chance, wenn der Index am jeweiligen Bewertungstag gegenüber dem Startwert nicht mehr als fünf Prozent gewonnen oder verloren hat. Gelingt dieses Kunststück im Dezember dieses Jahres beläuft sich der „Zins" auf 3,00 Prozent, knapp eineinhalb Jahre später wird die Einhaltung dieses Seitwärts-Kriteriums gerade einmal noch mit 2,00 Prozent abgegolten.
Wesentlich spannender als die Kuponfrage gestalten sich allerdings die diversen Rückzahlungsszenarien bei Fälligkeit. Kurioserweise spielt dabei nicht wie sonst üblich der Indexstand am Laufzeitende, sondern bereits der Kurs am ersten Stichtag im Dezember dieses Jahres die Hauptrolle. Zudem können hier nur einige Indexzähler hin oder her den investierten Anleger „reich" bzw. „arm" machen. Denn sollte die Euroland-Benchmark an diesem Termin unter 98 Prozent des Startniveaus vom 9. September 2010 schließen, wird das Zertifikat mit 198 Euro fast zum Doppelten des Nennbetrags zurückgezahlt. Bewegt sich der Schlusskurs dagegen zwischen 98 und 102 Prozent seit Emission, erhält der Investor nur noch magere 102 Euro zurückerstattet. Ganz unangenehm wird die Situation allerdings, sollte der Euro STOXX 50 seit dem Start des Zertifikats lediglich um mehr als zwei Prozent gestiegen sein. Ein lächerlicher Eurocent wandert dann von den ursprünglich 100 Euro Nennwert als steuerlich ansetzbarerer Rest des Totalverlusts aufs Depotkonto. Witwen- und Waisenpapiere sehen wahrlich anders aus und statt der Bezeichnung „Zertifikat" wäre in diesem Fall der Name „Hebel-Papier" sicherlich weitaus angebrachter. Äußerst interessant und volatil dürften sich bei diesem Produkt in Abhängigkeit vom zugrundeliegenden sehr extremen Chance-Risiko-Profil auch die Kurse im Sekundärmarkt entwickeln.
Der BörseGo Tipp:
Wer angesichts der ausgesprochenen Zugespitztheit des Papiers tatsächlich an die zugrundeliegenden Kupon-Chancen bzw. das kapitalschonende Szenario im Seitwärtsmarkt denkt, hat dessen Sinn oder vielleicht auch „Unsinn" wohl nicht ganz erkannt. In jedem Fall sollte sich nur heranwagen, für den der Begriff „Jahresendrally" zumindest in diesem Jahr ein Fremdwort darstellt, denn am 9. Dezember wird es sich hier bereits entscheiden, auch wenn das Laufzeitende noch weiter in der Zukunft liegt. Wer ansonsten nur auf die Entwicklung des DAX schaut, sollte sich darüber hinaus auch überlegen, ob der in diesem Jahr bislang deutlich zurückgebliebene Euroland-Index nicht doch zum DAX aufschließt und vielleicht erst durch diese Aufholbewegung den „Worst-Case" auslösen könnte wenn es am Ende knapp werden sollte.:
2Y Reverse Digital-Zertifikat | |
Emittent/WKN: | Credit Suisse / A1EV1Z |
Laufzeit: | 26.04.2013 |
Preis: (in Zeichnung bis 08.09.2010) | Ausgabepreis: 100 € (kein Agio) |
Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate
Bitte vergessen Sie nicht, sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage unter dem folgenden Link zu beteiligen: http://www.godmode-trader.de/Zertifikate
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