Kommentar
06:16 Uhr, 03.03.2015

Kursplus trotz schlechter Daten - wie lange noch?

Für gewöhnlich sorgen schlechte US Daten ja eher für fallende Kurse. Gestern war das anders. Wieso?

Der Zusammenhang zwischen fundamentalen Daten und der Börse stimmt nicht jeden Tag, so zum Beispiel gestern. Die Nachrichten waren nicht sonderlich gut. Der Einkaufsmanagerindex des ISM (Institute for Supply Chain Management) wurde veröffentlicht. Bereits letzte Woche hatte der Chicagoer Index für lange Gesichter gesorgt. Er fiel um 12 Punkte. Beim landesweiten Index ist der Rückgang bei weitem nicht so groß. Der Index fiel von 53,5 auf 52,9 Punkte. Das ist im Vergleich zum regionalen Index aus Chicago fast schon eine Lappalie. Insofern war die schlechte Nachricht wohl eine gute. Die offiziellen Erwartungen hatten den ISM Index bei 53 gesehen. Diese Erwartung wurde nur knapp nicht erfüllt. Die offizielle Konsensprognose beinhaltete jedoch noch nicht die schlechten Daten aus Chicago. Anleger dürften die hingegen durchaus im Kopf gehabt und schlimmeres erwartet haben.

Sieht man diesem psychologischen Effekt ab, dann zeigte immerhin der Einkaufsmanagerindex des Research Hauses Markit nach oben. Der vielbeachtete ISM Index fiel hingegen den vierten Monat in Folge. Mit 52,5 Punkten liegt er noch im Expansionsbereich. Die Grenze wird bei 50 Punkten gezogen. Grafik 1 zeigt den Dow Jones und die Abweichungen des ISM Index von der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Noch ist die Abweichung positiv. Sie nähert sich jedoch der 50 Punkte Marke an.

Der Rückgang des Index ist auch deswegen enttäuschend, weil die Rückgänge in den Vormonaten auf einen Arbeitskampf an den Westküstenhäfen zurückgeführt wurde. Einige Unternehmen hatten Probleme, Nachschub zu bekommen. Der Arbeitskampf ist beigelegt. Trotzdem fällt der Index weiter. Das passt nicht zusammen. Aber: es hat sich bereits eine neue Erklärung gefunden. Jetzt ist es der starke Dollar, der auf die Stimmung drückt. Es werden alle möglichen Erklärungen herangezogen. Nur eine fällt den Analysten nicht ein: die Wirtschaft kühlt sich ab.

Auf der positiven Seite standen Daten zu den persönlichen Einkommen. Diese sind auf nomineller und realer Basis kräftig gestiegen (Grafik 2). Der Anstieg der Einkommen hat jedoch ein Beigeschmäckle. Das Einkommensplus geht nicht in den Konsum. Grafik 3 zeigt die Entwicklung der Konsumausgaben. Sie zeigen das Wachstum der Ausgaben im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das Wachstum ist rückläufig. Im Januar sind die Konsumausgaben gesunken. Amerikaner sparen im Moment lieber, als Geld auszugeben. Das ist eine Tendenz, die man seit längerem sieht. Anlegern bereitet das etwas Sorge. Langfristig ist es für die Wirtschaft jedoch gut. Würden sich die Konsumenten jetzt schon wieder auf Teufel komm raus überschulden, dann hätten wir in wenigen Jahren das nächste Desaster.
B

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

5 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • 1 Antwort anzeigen
  • fehu001
    fehu001

    6:15 --- Respekt. dabei heißt es doch, dass der frühe Wurm vom Vogel gefressen wir.

    Immerhin hat der Markt viel mit Stimmungen und Erwartungen zu tun. Und durch die massiven Eingriffe der Zentralbanken ist ein relativ zuversichtliches Stimmungsbild entstanden. Bis auf Ausnahmen bin ich genau aus diesem Grund mit Shorts sehr vorsichtig (außer Gold).

    09:06 Uhr, 03.03. 2015
  • Morningstar
    Morningstar

    Wer der Illusion erliegt, unser Aktienmarkt hat noch etwas mit Fundamentaldaten zu tun, ist hier falsch. Liquidität und Zentralbankgeld ist das Zauberwort. Und daher gilt, je schlechter die Fundamentaldaten, desto niedriger die Zinsen, desto mehr Geld durch die Notenbanken. Ist seit Jahren so und wird sich nicht mehr so schnell ändern, da es keine Alternativen zum Exit mehr gibt, siehe BoJ, EZB etc. Die FED täuscht für 2015 - wie auch 2013, 2014 - eine Änderung an, wird es aber nicht hinbekommen, da die US Eco-Zahlen im Grunde genommen immer noch keine robuste Volkswirtschaft reflektieren. Geringe Wachstumsraten werden noch immer durch überbordende Verschuldung kreiert und somit drehen wir uns im Kreis. Folglich, weitertanzen, die Musik wird noch ein paar Jahre spielen...vermutlich

    08:53 Uhr, 03.03. 2015
  • Rolli1001
    Rolli1001

    Fazit daraus ??

    08:41 Uhr, 03.03. 2015

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten