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15:49 Uhr, 25.03.2021

Kritik an China ist nicht erwünscht

Nach der Verhängung von Sanktionen der EU, USA und Kanada gegen China geraten ausländische Unternehmen zunehmend unter Beschuss.

Erwähnte Instrumente

  • H & M Hennes & Mauritz AB
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    Kursstand: 19,625 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • NIKE Inc.
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    Kursstand: 126,454 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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Peking (Godmode-Trader.de) - Nach der Verhängung von EU-Sanktionen gegen China sind ausländische Unternehmen dort unter schweren Beschuss geraten. Zunächst übten chinesische Organisationen und Medien scharfe Kritik an Hennes & Mauritz, dann wurden auch Sportmarken wie Nike und adidas von einer parteinahen Zeitung abgestraft.

Hennes & Mauritz AB wurde am Mittwoch von der Kommunistischen Jugendliga und der Volksbefreiungsarmee angegriffen, nachdem Social-Media-Nutzer eine undatierte Erklärung des Unternehmens ausgegraben hatten, wo es um Vorwürfe über Zwangsarbeit in der Region Xinjiang ging.

Aufrufe zum Boykott des schwedischen Einzelhändlers, der gut fünf Prozent seines weltweiten Umsatzes in China generiert, verbreiteten sich schnell und schlossen auch den US-Sportartikelriesen Nike mit ein. Der Konzern teilte zuvor mit, dass er aufgrund von arbeitsrechtlichen Bedenken bis auf Weiteres keine Vorprodukte aus der Region mehr beziehen werde. Markenbotschafter in China für beide Firmen haben daraufhin in den letzten Tagen die Verbindungen zu den Unternehmen gekappt.

„Wollen Sie Geld in China verdienen, während Sie falsche Gerüchte verbreiten und Xinjiang-Baumwolle boykottieren? Wunschdenken!", schrieb die Kommunistische Jugendliga in einem Beitrag auf Weibo mit Blick auf H&M. Einer der Weibo-Accounts der PLA nannte die Aussage von H&M „ignorant und arrogant".

Der Schritt der Kommunistischen Partei, Unternehmen wegen Xinjiang ins Visier zu nehmen, spricht Bände. Offenbar versucht die Regierung unter Präsident Xi Jinping, westliche Regierungen und Unternehmen, die Chinas Umgang mit den Menschenrechten kritisieren, umgehend reale Kosten aufzuerlegen.

Peking verhängte am Montag in einer Gegenreaktion Sanktionen gegen Politiker und Organisationen in der Europäischen Union, nachdem Brüssel, die USA, Kanada, Australien und Neuseeland koordinierte Strafmaßnahmen gegen chinesische Beamte, die für die Verfolgung der Uiguren verantwortlich gemacht werden, verordnet hatten.

„Wir können nicht dulden, dass irgendwelche Kräfte Schande über die reine und makellose Xinjiang-Baumwolle bringen und sie beflecken", zitierte Bloomberg Gao Feng, einen Sprecher des chinesischen Handelsministeriums, bei einem Briefing am Donnerstag. „Die chinesischen Verbraucher haben auf die sogenannten Geschäftsentscheidungen einiger Unternehmen reagiert, die auf falschen Informationen beruhen. Wir hoffen, dass die betreffenden Unternehmen die Marktgesetze respektieren, falsche Praktiken korrigieren und die Politisierung von Handelsfragen vermeiden werden.“

Chinesische Firmen bemühen sich nun um Patriotismus. In der Region Xinjiang werden mehr als 80 Prozent der Baumwolle des Landes produziert. Die Anta Sports Products Ltd, der chinesische Turnschuhgigant, dem die Marke Fila gehört, und Hongxing Erke Sports Products Co. gehörten zu den Unternehmen, die Stellungnahmen abgaben, dass sie weiterhin Material aus der Region beziehen werden. Die Aktionäre belohnten daraufhin Firmen, die Patriotismus zeigten, während sie jene mit Verbindungen zu westlichen Marken abstraften.

H&M China verlautete am Mittwoch, dass seine globale Lieferkette die Nachhaltigkeitsverpflichtungen einhält und keine politische Position widerspiegelt. Aber diese Bemerkungen konnten die wachsende Wut in China nicht eindämmen. H&M ist etwa nicht mehr auf der E-Commerce-Plattform Tmall der Alibaba Group Holding Ltd. vertreten, auf der der Modehändler zuvor präsent war, wie Bloomberg berichtet.

Xinjiang hat sich zu einem hitzigen Thema zwischen China und dem Westen entwickelt. Berichte von internationalen Menschenrechtsorganisationen, dass mehr als eine Million meist muslimische ethnische Uiguren in Umerziehungslager gesteckt wurden, veranlasste die USA dazu, Peking des Völkermordes zu beschuldigen. China hat die Anschuldigungen bestritten und bezeichnet sie wiederholt als „die größte Lüge des Jahrhunderts". Peking zufolge werden die Menschen in der Region aus der Armut geholt, die Wirtschaft angekurbelt und der Extremismus bekämpft.

China, der größte Baumwoll-Konsument der Welt und auch der größte Exporteur von Textilprodukten, importiert jährlich zwischen 2 bis 3 Mio. Tonnen des Rohstoffs, um die Nachfrage zu decken, hauptsächlich aus den USA und Brasilien. Die Baumwolle aus Xinjiang gilt als die hochwertigste weltweit. „Angesichts der potenziellen Risiken einer Bestrafung verlangen alle Textilexporteure in die Märkte der USA und Europas Lieferanten, die frei von Xinjiang-Baumwolle sind", zitierte Bloomberg Wang Qianjin, ein leitender Analyst der Shanghai International Cotton Exchange.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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