Kommentar
14:49 Uhr, 17.04.2020

Krisenmanagement: Machen es Schweden und Südkorea besser?

Schweden und Südkorea haben im Gegensatz zu vielen anderen Ländern weniger drastische Maßnahmen getroffen. Hilft das der Wirtschaft?

Viele fragen sich, wieso Schweden und Südkorea ohne einen Lockdown auskommen und andere Länder nicht. In fast allen europäischen Ländern wurde die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. In einigen Ländern oder Regionen gibt es Ausgangssperren, in anderen nur Beschränkungen.

Dort, wo es keine Ausgangssperren gibt, können die Menschen allerdings nicht viel tun, wenn sie sich nach draußen wagen. Die Geschäfte, Restaurants und Kinos sind zu. Die Wirtschaft nimmt dadurch enormen Schaden. Daher fragen sich viele, ob es Schweden und Südkorea nicht besser machen.

Die Antwort dürfte überraschen: es macht kaum einen Unterschied. Ein Blick auf die Einkaufsmanagerindizes zeigt, dass es keine großen Differenzen gibt. Die Stimmung in der Industrie ist in Schweden ebenso wie in Südkorea schlechter als etwa in den USA oder Deutschland (Grafik 1).


Die Industrie, im vergangenen Jahr noch das Sorgenkind, ist derzeit der Hoffnungsschimmer. Die Einkaufsmanagerindizes des Dienstleistungsgewerbes sind auf ganz anderem Niveau. Teils wurden neue historische Tiefstände erreicht. Der Rückgang ist hier in Ländern mit Lockdown stärker ausgeprägt (Grafik 2).

Das ist nachvollziehbar, denn wenn die Menschen zu Hause bleiben sollen und die Geschäfte zu sind, kann die Stimmung nur katastrophal sein. In Schweden sind sie nicht zu. Das ist für die Wirtschaft besser, aber noch nicht automatisch auch gleich ein großer Gewinn. Obwohl es nur wenige Einschränkungen gibt (z.B. keine Großveranstaltungen) zeigt sich anhand von Bewegungsdaten, dass die Mobilität der Bevölkerung massiv zurückgegangen ist (Grafik 3).

Der Rückgang der Besucherzahlen im Bereich Einzelhandel und Freizeit lag in Schweden bei einem Drittel, in Südkorea bei 40 %. Beim Verkehr sieht es nicht besser aus. Auch die Arbeit von daheim wird vorgezogen. Der Rückgang ist in Lockdown-Ländern größer. Das muss man auch sagen. Interessant ist allerdings, dass die Mobilität wieder zunimmt, obwohl sich an den Bestimmungen nichts geändert hat.

Der wirtschaftliche Einbruch ist in Schweden und Südkorea weniger stark ausgeprägt als etwa in Deutschland. Er ist aber immer noch katastrophal. Das zeigt auch die Reaktion der Notenbanken. Man sollte meinen, dass ein Ausbleiben des Lockdowns keine so großen Eingriffe der Notenbanken fordert. Tut er aber.

Schweden stockte sein QE Programm deutlich auf, kauft mehr Hypothekenpapiere und kurzfristige Schuldverschreibungen von Unternehmen. Sicherheiten wie Hypothekenpapiere wurden früher mit einem Abschlag von 20 % akzeptiert. Jetzt gibt es keinen Abschlag mehr. Die Notenbank leiht inzwischen auch Geld an Nicht-Banken und Unternehmen. Das sind nicht weniger radikale Maßnahmen als in der Eurozone oder den USA.

Südkorea konnte starken Einschränkungen entgehen, weil es viel mehr Tests durchführen kann und die Bevölkerung über Apps überwacht. Schweden ist an diesem Punkt noch nicht angekommen. Man wird sehen, ob Schweden bei seiner Linie bleibt und ob das am Ende zu einem besseren Ergebnis führt. Aktuell kann man sagen, dass die Wirtschaft ebenfalls einbricht, wenn auch etwas weniger stark.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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