Krise verschärft sich - "Carry-Trades" unter Druck - "Deleverage" Motto der Stunde!
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Der Euro eröffnet heute bei 1.3530 nahe den Tiefstkursen, die im asiatischen Handel bei 1.3517 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 99.00. "Carry-Trades" sind unter Druck. EUR-JPY stellt sich auf 134.00, während EUR-CHF bei 1.5270 oszilliert.
Die globale Finanzkrise nimmt trotz massiven Gegensteuerns der Politik weiter zu. Aktienmärkte stehen in der Folge unter drastischem Druck. Der Dow Jones verlor gestern 7,33%. Der Nikkei Dow Jones sank in Asien in der Spitze bis zu 11% und schloss mit einem Verlust von 9,62%. Damit ergab sich in Japan der höchste Einbruch im Tagesgeschäft seit dem Crash 1987.
Im Rahmen dieser Krise kann der USD derzeit gegenüber europäischen Währungen (insbesondere GBP!) an Boden gewinnen. Dabei ist ein wesentlicher Katalysator der Mangel an USD-Liquidität. Ergo kommt es bei Krisenverschärfungen zu verstärkten USD-Liquiditätsengpässen auf USDBasis, was sich auf den USD am Devisenmarkt unterstützend auswirkt.
"Delerverage" ist das Motto der Stunde. "Carry-Trades" stehen unter nachhaltigem Druck. Hebeleffekte, gestern noch en vogue“ werden nun billigst zur Disposition gestellt. Auch aus dieser Entwicklung ergibt sich eine Belastung für den Euro über den Abverkauf von EUR-JPY und EURCHF. Bevor wir uns den gestrigen US-Veröffentlichungen zuwenden ist ein Blick auf die USKonjunkturlandkarte aufschlussreich.
Rot eingezeichnete Staaten befinden sich in Rezession unter Maßgabe der Beschäftigungsentwicklung als auch der Industrieproduktion. Orange eingefärbte Staaten stehen am Rande der Rezession. Grün eingefärbte Staaten erfreuen sich einer Expansion. Die Diskussion über den Status der US-Wirtschaft erübrigt sich zusehends. Rezession steht auf der Agenda. Gerhard Schröder hätte hier noch ein freundliches "Basta" folgen lassen!
Am Wochenende steht das G-7 Treffen im Fokus. Wir haben in diesem Format zuletzt vermehrt darauf verwiesen, dass der Mangel an Funktionalität des Geldmarkts und damit das grassierende Misstrauen unter Banken die primäre Ursache für die massiven Verwerfungen darstellt.
Ergo muss genau an dieser Stelle die koordinierte G-7 Politik ansetzen. Risikoabschirmung für die Banken in international koordinierter Form über Staatsgarantien auf temporärer Basis sind das probate Mittel, das darüber hinaus nicht die Kapitalmärkte belastet. Wer die Garantie in Anspruch nimmt, der geht in Staatsbesitz über.
Damit wird die Funktionalität der Geldmärkte, der Kernzelle der Finanzmärkte (Liquidität!) sukzessive wiederbelebt und genau das ist die Voraussetzung für Stabilität an den gesamten Finanzmärkten.
Dabei geht es ultimativ um die Vermeidung eines sich aktuell verstärkenden "Credit Crunch", der zunehmend die Realwirtschaft in Mitleidenschaft zieht. Strukturreformen im Bankensektor bezüglich Größe, Bilanzstruktur und rechtlichen Regelungen sind selbstredend dabei nicht außer Acht zu lassen. Nationale Volkswirtschaften brauchen schlussendlich nationale Verantwortung der Finanzindustrie und nicht globale Beliebigkeit, weder bei der Wahrnehmung der volkswirtschaftlichen Funktionen als auch der steuerlichen Beheimatung!
Zu den US-Veröffentlichungen von gestern, die ohne Marktrelevanz waren:
Die Arbeitslosenerstanträge per 4. Oktober stellten sich auf 478.000 nach zuvor 498.000. Die Lagerbestände des Großhandels legten per August um 0,8% nach zuvor 1,5% zu.Der Absatz sank um 1,0%.
Heute stehen Importpreise per September und Handelsbilanz per August der USA im Fokus der Märkte. Rückgang der Importpreise um 2,5% im Monatsvergleich erscheint vor dem Hintergrund fallender Rohstoffpreise realistisch zu sein. Ebenso ist mit dem Rückgang der US-Konjunktur eine Verbesserung der Defizitsituation plausibel!
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.3750 - 80 neutralisiert den negativen Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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