Kommentar
06:31 Uhr, 27.03.2015

Krieg ums Öl

Saudi Arabien und Ägypten greifen in den Jemenkonflikt ein. Beide Länder können sich die Entsendung von Bodentruppen vorstellen. Das hat weitreichende Konsequenzen, die über den Ölpreis hinaus gehen.

Über den rasanten Ölpreisanstieg der letzten Tage musste man schon etwas verwundert sein. Jetzt zeigt sich, was dahinter steckt. Der Markt hat auf den eskalierenden Konflikt im Jemen schon etwas früher reagiert als Politik und Medien. Nun kommt das ganze Ausmaß der aktuellen Geschehnisse zum Vorschein. Für den Ölpreis ist die Lage erst einmal klar: der Preis steigt. Jedem ist nun deutlich geworden, dass der Konflikt im Jemen den Ölmarkt stark beeinflusst. Der Grund dafür ist nicht, dass der Jemen ein großer Ölexporteur wäre. Der Jemen produziert so gut wie kein Öl. Geografisch liegt der Jemen aber an einem der sogenannten Chokepoints (Nadelöhre).

Die US Energiebehörde beobachtet diese Punkte seit einigen Jahren. Grafik 1 zeigt wie die US Energiebehörde EIA die Lage sieht. Es gibt 6 Seewege weltweit, durch die ein Großteil des Öls transportiert wird. Es gibt größere und wichtigere Nadelöhre als Bab el-Mandab. Die Grafik zeigt die Menge an Öl, die täglich durch die Meeresengen und Kanäle transportiert werden. Am Jemen vorbei durch die Meerenge Bab el-Mandab werden täglich 3,8 Mio. Barrel transportiert. Das sind ca. 4% des täglichen, weltweiten Ölbedarfs. 4% klingt vielleicht nicht nach all zuviel, aber die Auswirkungen sind groß, wenn es zu einem Stocken kommt. Das Öl wird am Jemen vorbei geht vor allem nach Europa. Alternativen gibt es kaum. Der Weg um Afrika herum ist deutlich länger. Müsste das Öl über das Horn von Afrika umgeleitet werden, dann gäbe es einen echten Engpass an Öl in Europa. Strategische Reserven müssten angezapft werden.
Mit der Implosion des jemenitischen Staates besteht die Gefahr, dass die Huthi Rebellen den Öltransit stören. Für sie wäre es eine gute Gelegenheit sich zu finanzieren. Für Saudi Arabien würde es die Exportmöglichkeiten einschränken und stark stören. Gerade jetzt, da es um Marktanteile auf dem Weltmarkt geht, kann es sich ein Exporteur nicht leisten sein Produkt nicht zu liefern. Andere Exporteure würden die Lücke mittelfristig schließen und Saudi Arabien würde Marktanteile und damit auch viel Geld verlieren. Offensichtlich ist das keine tragbare Situation. Die Lösung ist nun möglicherweise der Einmarsch von Truppen.

Ganz nebenbei deckt der Konflikt die Probleme des Ölhandels auf. Über 60% des Öls wird über den Seeweg transportiert. Insgesamt 52% geht durch die Chokepoints. Kommt es an einem dieser Punkte zum Erliegen des Transits, dann bringt das massive Probleme mit sich. Man kann nicht von heute auf morgen die Versorgung auf anderem Weg sicherstellen. Bei der Meerenge Bab el-Mandab mag das mittelfristig noch gerade so gehen. Fällt ein zweiter Transitweg aus oder einer der ganz großen, dann ist der Handel in einem Ausmaß gestört, der die ganze Weltwirtschaft beeinträchtigt.

Wären die Huthi Rebellen erfolgreich, dann könnten andere auf ähnliche Gedanken kommen. Insgesamt gehen täglich über 25 Mio. Barrel auf dem Seeweg an instabilen Ländern vorbei. Das ist ein enormes Risiko, das bisher vor allem theoretisch behandelt wurde. Jetzt wird dem Markt vor Augen geführt, dass es sich nicht nur um Theorie handelt.

Eine ganz andere Dimension bekommt der Konflikt noch, weil Saudi Arabien in einen Krieg geraten könnte, der nicht schnell zu beenden ist. Saudi Arabien könnte in einen Krieg geraten, der wie der Irakkrieg sehr lange andauert. Das hat durchaus eine große politische Dimension und eine große Tragweite für die ganze Region.

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17 Kommentare

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  • Otua
    Otua

    Nur zum Verständnis:

    Natürlich ist das kein reiner Religionskrieg!

    Genau so wenig wie hier in Europa der 30 jährige Krieg ein reiner Religionskrieg war.

    Es geht immer auch um Macht und Einfluss.

    Das religiöse Mäntelchen ziehen die Verantwortlichen der Auseinandersetzung nur zu gerne über, um die Massen leichter/besser/stärker zu fanatisieren.

    Ich wünsche mir nur, dass der "kleine Mann" da unten nicht auch (wie wir hier in Europa) 30 Jahre braucht um das zu kapieren !!!

    12:07 Uhr, 27.03. 2015
  • Chronos
    Chronos

    @dschungelgold: Ist doch nichts Neues. Das nennt sich NATO Entwicklungshilfe.

    Auch in Deutschland finden sich wieder verstärkt Troops & GI´s auf der Durchreise.

    Für mich nichts anderes als Söldner, bezahlt von europäischen Steuergeldern.

    Das alte Thema Schiiten ./. Sunniten ist sicher nicht ohne, dagegen ist Ukraine noch leichter verständlich.

    Mich wundert nur das es die Goldbugs stört. Gold hilft das doch, auch wenn´s gestern schwach von oben nach unten war, dafür kippt RSI nach überkauft und 1220 ist ein harter Resist.

    Am Gold klebt nicht nur Schweiß aus den Minen, sondern schon immer Blut aus den Kriegen, kann einen als Goldfan doch nicht stören.

    Die UN sitzt in halt in NY

    mal sehen ob das hier geschlossen wird:

    WTI GAP at 49 USD

    11:00 Uhr, 27.03. 2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Es stinkt taeglich mehr nach WKIII. Stellt sich die Frage : WER eigentlich ist derweil NICHT in irgend einen Konflikt verstrickt? Da bleiben nicht medhr Viele.

    09:51 Uhr, 27.03. 2015
  • Otua
    Otua

    Das sehe ich etwas anders.

    1. Sollte es kein größeres Problem sein die Öltanker sicher durch die Meerenge von Bab el-Mandab zu bringen. (Begleitschutz)

    2. Der längere Seeweg um Afrika rum ist ja frei und würde das Öl nur teurer machen.

    Ich denke darum geht es nicht wirklich.

    Es ist eine Auseinandersetzung/Machtkampf Iran/Saudi Arabien bzw.. Schiiten/Sunniten und kaum um den Seeweg.

    Die Gefahr für die Ölversorgung liegt m.E. eher darin, dass der Konflikt sich ausweitet und nicht auf den Jemen beschränkt bleibt.

    Was denn, wenn die Huthi Rebellen zurückschlagen und anfangen die Ölquellen von Saudi Arabien zu sprengen ?

    (In Saudi Arabien sind 10-15% Schiiten.)

    09:47 Uhr, 27.03. 2015
    2 Antworten anzeigen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Zu guter Letzt: Glaubt wirklich jemand die "Armee" Jemens koennte den Armeen der oelproduzierenden Laender Arabiens UND der USA irgendwas entgegensetzen und deren Transporte auch nur bedrohen? Das ist doch absolut laecherlich. Da Unten gibt es dermassen viele Kriegsschiffe und Luftbasen, das man fast trockenen Fusses vom einen zum anderen Land laufen koennte.

    09:45 Uhr, 27.03. 2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Zunaecht mal handelt es sich hier um einen VOELKERRECHTSWIDRIGEN Angriffskreig Saudi Arabiens. Da sollte man sich nichts vormachen. Hadi ist laengst offiziell zurueckgetreten und war unter Hausarrest als er aus Sana floh. Der Mann hat gar nicht die Macht nach einem Eingriff zu jammern. Zudem werden die Huthi nun in der Westpresse als Minderheitsrebellen verteufelt. Auch das entspricht nicht den Tatsachen. Dazu empfehle ich den Bericht von Vice news zum Thema. Die Huthi haben klar KONVENTIONSUEBERGREIFENDE Verbuendete im Land. Sie haben eine Regierung der Einheit Jemens angekuendigt und KEINEN Religionskrieg. Es ist einfach dummes Zeug zu unterstellen , das hier die internationalen Oeltransporte irgendwie in Gefahr waehren. Dieser Nonsens wird uns nur von der Presse weisgemacht um diesen klar voekerrechtswidrigen Eingriff von aussen in einen Buergerkrieg schmackhaft zu machen und legal erscheinen zu lassen. Wer ein bischen sucht , wird rausfinden, das die Huthi eigentlich die Masse der Bevoelkerung auf ihrer Seite haben. Anders ist der schnelle und praktisch unbehinderte Vormarsch gar nicht zu erklaehren. Sehen Sie sich die jubelnden Massen an in Sana und den anderen Staedten. Da gibt es keinen sichtbaren Widerstand. Profitieren wird nun Al Kaida, die Untergrundarmee der Saudis.Die USA ist wie immer zu ALLEM bereit, was den $ und den EInfluss erhaelt. So seh ich das.

    09:39 Uhr, 27.03. 2015
  • Chronos
    Chronos

    "Strategische Reserven müssten angezapft werden." Ach nee, komisch sind dann auf einmal die Lagerbestände der Yankees humanistisch, oder doch orthodox strategisch, oder wie?

    Was ich in der Recherche nicht ganz verstehe ist der Bezug zu Egypt (sind die nicht gerade mit Lybien beschäftigt?)

    Suez ist so alt das sogar die alten Nazisäcke (die Nasen die uns in den 1000jährigen Schlaf schicken wollten) dran waren. Rommel-Bommel

    Homage de Rene Burri ->

    Die Türken dürften das diesmal gewinnen. Na gut. Tea, Nachspeisen, ok, Mädels auch. Hammel ist im Caucasus besser nur der Schnaps, Wein und vor allem die Musik ist wirklich grottig.

    03:16 Uhr, 27.03. 2015
  • Austrochris
    Austrochris

    Sehe ich auch so . Das koennte ein sehr langer Krieg werden, denn die Rebellen werden nicht so schnell klein bei geben. Siehe IS im Irak und Syrien . Trotz massiver Allianzen und Luftschläge ist diese Region extrem unstabil und wird es wahrscheinlich auch noch in Jahren sein .

    20:52 Uhr, 26.03. 2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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