Kommentar
06:59 Uhr, 13.01.2017

Kreditexzesse: China droht zu kollabieren!

Ein Bild oder ein Chart sagen manchmal mehr als viele Worte. Treffender kann man es nicht beschreiben, wenn es um die Zuspitzung der Schuldenkrise geht.

Ich werde ja nicht müde zu betonen, dass es mit China in großen Schritten bergab geht. 2017 ist das Jahr der Wahrheit. Entweder bekommt China den Kreditexzess in den Griff oder es kollabiert unter der Schuldenlast. Wie ernst die Lage ist und wie laut die Uhr tickt, zeigt die Grafik.


Dargestellt sind unterschiedliche Länder, die in der Vergangenheit alle unter einem Kreditexzess gelitten haben. Die Entwicklung dieser Exzesse wird von Jahr 0 bis Jahr 14 gezeigt. Dabei beginnt der Exzess absolut harmlos wie im Fall von Griechenland und Finnland.

Der eigentliche Exzess kommt schnell und heftig. Ob in Japan, Finnland oder Irland, die Zuspitzung fand innerhalb weniger Jahre statt. Es braucht lediglich drei bis fünf Jahre, um die ganze Wirtschaft zu kippen. In dieser kurzen Zeit legte die Verschuldung in Finnland 60 % zu. Die Verschuldung des Nicht-Finanzsektors (exklusive Staatsschulden) stieg von 100 % der Wirtschaftsleistung auf 160 %.

Irland ist der wohl extremste Fall. Hier explodierten die Schulden von 100 % der Wirtschaftsleistung auf über 300 %. China befindet sich derzeit am Anfang von Jahr vier. In den letzten drei Jahren ist die Verschuldung von 150 % auf 250 % gestiegen.

In den meisten Ländern beginnt eine Krise schon viel früher, wenn die Verschuldung um weniger als 100 Prozentpunkte gestiegen ist. Ausnahme ist Irland, allerdings hat Irland eine leicht andere Ausgangslage als China und es ist ein eher kleines Land. Es ist etwas einfacher ein kleines Land zu steuern und hohes Wachstum zu erwirken als in einem Land mit 1,3 Mrd. Einwohnern und einer Wirtschaftsleistung von 10 Billionen Dollar.

Egal in welchem Land, überproportional steigende Verschuldung hat bisher überall und immer zu einer Wirtschaftskrise geführt. China hat nach der Dynamik, die andere Länder gezeigt haben, noch eine Gnadenfrist von einem Jahr. Spätestens dann sollte Schluss sein.

Weltweit wird China zwar nach wie vor als Risiko gesehen, doch an den Börsen kommt das nicht an. Das Thema scheint nach dem vergangenen Jahr durch zu sein. Das ist vermutlich ein Fehler. Eine Wirtschaftskrise in China, die dann möglicherweise auch eine politische nach sich zieht, macht auch vor Europa und den USA nicht halt.

Die Ansteckungsgefahr ist limitiert. Durch die Abschottung der Kapitalbilanz und des Finanzsystems sind die Verflechtungen überschaubar. Eine Bankrottwelle in China bringt andere Länder nicht zu Fall. Wirtschaftlich wird eine Phase der Entschuldung in China jedoch nicht an uns vorübergehen. Das weltweite Wirtschaftswachstum dürfte sich merklich abkühlen, wenn Chinas Schuldenberg kollabiert.

Chinas Schuldenproblem führt bei uns nicht zu einer Ansteckung, die auch bei uns zu einem Kollaps führt. Dramatische Szenen an den Börsen wie 2008/09 würden da überhaupt keinen Sinn machen. Es kann jedoch den aktuellen Trend abrupt beenden. Anleger handeln derzeit weiterhin einen Aufschwung, die Rückkehr der Inflation und steigende Zinsen. Das alles würde ziemlich brutal rückabgewickelt werden, wenn China fällt.

Clemens Schmale

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8 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    China expandiert gerade still und leise heftig in Kambodscha und Myanmar, von Afrika gar nicht zu reden. Von Investitionen Europas oder USA ist da fast nix zu merken. China explodiert.....nicht implodiert. Und das rasend schnell.

    08:14 Uhr, 17.02.2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    China implodiert, Thema Trabanten Städte... Mrd Passiva ohne Aktiva. Es muss implodieren! Es geht gar nicht anders!

    19:55 Uhr, 02.02.2017
  • Einspruch35
    Einspruch35

    Sollte nicht vor 5 Jahren schon die Blase am Immobilienmarkt in China geplatzt sein? Experten waren sich sicher...

    Produktivität, Wertschöpfung und Löhne können sich in China weiterhin deutlich dynamischer entwickeln, als in den „reifen“ Volkswirtschaften, die zum Vergleich immer herangezogen werden.

    16:08 Uhr, 13.01.2017
  • Der Alex
    Der Alex

    Mich würde eine Übersicht der Gläubiger Chinas interessieren. Wer 'zahlt' denn dann beim großen Knall die Zeche ? Und in welcher Währung laufen Chinas Schulden - sprich, könnten sie sich wie die westliche Welt über die Notenpressen entschulden ?

    10:51 Uhr, 13.01.2017
    1 Antwort anzeigen
  • P_44
    P_44

    Mir fehlt hier eine Information: Was passiert denn, wenn China "kollabiert"? Wie muss man sich das vorstellen? Mich beunruhigt das etwas, weil ich voraussichtlich nächstes Jahr wieder nach China reisen werden muss ...

    09:57 Uhr, 13.01.2017
  • Unbedingt
    Unbedingt

    Wenn die Chinesen keine Kohle mehr über haben, wer soll denn dann die vielen amerikanischen Anleihen kaufen, die der neue Präsident heraushauen möchte? In Japan ist man auch nicht so bei Kasse. Reichen da die 10% Rendite am Jahresende?

    08:43 Uhr, 13.01.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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