Fundamentale Nachricht
11:55 Uhr, 17.04.2019

Kreditbewertungen deutlich erholt

Der Frage, wie es mit den Risikoaufschlägen nach der zuletzt starken Wertentwicklung weitergeht, geht Michael McEachern, Head of Public Markets bei Muzinich & Co, in einer Marktanalyse nach.

New York (GodmodeTrader.de) - Die Kreditbewertungen haben sich in den ersten beiden Monaten des Jahres deutlich erholt und die Verluste aus dem vierten Quartal weitestgehend ausgeglichen. Eine Gegenbewegung war zwar zu erwarten, aber die Geschwindigkeit ist etwas überraschend. Ebenso überraschend ist die Tatsache, dass die Fundamentaldaten der Unternehmen stabil bleiben und damit nach wie vor nicht dem fragilen globalen makroökonomischen Hintergrund entsprechen, wie Michael McEachern, Head of Public Markets bei Muzinich & Co, in einer Marktanalyse schreibt.

Positiv zu werten sei, dass bestimmte Marktdaten (Dienstleistungssektor, Verbrauchervertrauen) in einigen Bereichen der Weltwirtschaft Stärke zeigten. Die Produktion schwäche sich jedoch weiter ab. Zudem sei davon auszugehen, dass der starke Rückgang der US-Einzelhandelsumsätze im Dezember durch die leichte Erholung im Januar nicht ausreichend habe kompensiert werden können. Unterdessen wirke sich das Risiko von Handelskonflikten weiterhin auf den Handel aus, was wiederum die globalen Investitionsausgaben beeinträchtige, heißt es weiter.

„Infolgedessen haben die Zentralbanken eine Reihe neuer Maßnahmen ergriffen, um das Wachstum wieder anzukurbeln. Nach der Entscheidung der Federal Reserve (Fed), die Zinsen auf Eis zu legen, hat die Europäische Zentralbank ihre Prognose für eine erste mögliche Zinserhöhung verschoben. Gleichzeitig hat sie eine neue Targeted Long Term Refinancing Operation (TLTRO) angekündigt, um die Vergabe von Bankkrediten für die nächsten Jahre zu unterstützen. Die niedrigen Inflationsraten unterstützen die Zentralbanken dabei, weitere Zinserhöhungen zu verschieben. Und sie schaffen ein Umfeld, das in den nächsten Monaten möglicherweise zu einer weiteren Entspannung führen könnte“, so McEachern.

Die Abkühlung der chinesischen Wirtschaft werde von der Regierung unter anderem durch fiskalische und monetäre Stimuli angegangen. Allerdings sei zu vermuten, dass mehr getan werden müsse, um das Wachstum um das interne Ziel von sechs bis 6,5 Prozent herum zu stabilisieren. Niedrigere Leitzinsen seien inzwischen ein plausibles Szenario. Vor diesem Hintergrund sei davon auszugehen, dass die Risikoaufschläge (Credit Spreads) angesichts der makroökonomischen und politischen Unsicherheiten nun auf einem nahezu fairen Niveau lägen, heißt es weiter.

„Der technische Ausblick für High Yield Unternehmensanleihen wurde durch eine Kombination aus begrenztem Angebot und steigender Nachfrage unterstützt, da die Anleger nach dem heftigen Ausverkauf im letzten Quartal 2018 wieder in den Markt zurückkehren. Man kann jedoch davon ausgehen, dass das Neuemissionsvolumen kurzfristig wieder zunehmen wird. Dies begrenzt die relative Attraktivität von Hochzinsanleihen im Vergleich zu unverbrieften Krediten oder Investmentgrade-Anleihen. Das Emissionstätigkeit im Investment-Grade-Segment war dagegen viel umfangreicher, wurde aber durch eine wieder anziehende Nachfrage institutioneller Investoren ausgeglichen“, so McEachern.

Die nächsten Wochen dürften weitere Erkenntnisse zu verschiedenen Themen bringen – unter anderem zu einem möglichen Handelsabkommen zwischen den USA und China und der Frage, ob Europa Trumps nächstes Ziel bei der Reduzierung des US-Handelsdefizits sein könnte. Dann sollte auch mehr darüber bekannt sein, was bezüglich des Brexits passiere, wie sich die Konjunkturdynamik im Euroraum entwickle und wie China seine Wachstumsförderung intensiviere, heißt es weiter.

„Angesichts der aktuellen Bewertungen ist es eher unwahrscheinlich, dass der Kreditmarkt seine zuletzt robuste Entwicklung ungebrochen fortführt. Die Risikoaufschläge könnten sich jedoch mit einiger Wahrscheinlichkeit stabilisieren, während der Markt auf mehr Klarheit beim makroökonomischen und politischen Bild wartet“, so McEachern.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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