Kommentar
10:01 Uhr, 24.07.2014

Konkurrenz für den Dollar

  • In der Zusammensetzung der Weltwährungsreserven fällt der Dollar weiter zurück. Bald liegt er unter 60 %. Euro und Renminbi gewinnen überraschend deutlich.
  • Der Dollar bleibt aber bis auf Weiteres Schlüsselwährung der Welt.
  • Euro und Renminbi können dauerhaft nur dann mehr Einfluss haben, wenn sie größere – und im Falle Chinas auch offene – Kapitalmärkte haben.

Die Amerikaner haben derzeit nicht nur bei Spionage und Datensicherheit Probleme mit ihren Partnern. Auch in finanzieller Hinsicht gibt es zunehmend Ärger. Zuerst musste sich Argentinien bei der Bedienung des Schul­dendienstes früherer Dollar-Anleihen einem amerikani­schen Gericht unterwerfen. Dem Land droht dadurch eine Insolvenz. Dann wurde die französische Bank BNP zu einer Strafe von unglaublichen USD 9 Mrd. verurteilt. Sie muss zahlen, weil sie sonst den wichtigen Zugang zu den Dollar-Märkten verliert. Jetzt ist dem französi­schen Finanzminister der Kragen geplatzt. Er forderte, dass sich die Finanzwelt stärker vom Dollar emanzipie­ren müsse.

Solchen Ärger hat es in der Vergangenheit schon häu­figer gegeben. Immer wieder unternahmen einzelne Länder den Versuch, sich aus der Abhängigkeit vom Dollar zu lösen. Zeitweise geschah das – vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern – durch Kapitalver­kehrskontrollen. Die Europäer gründeten den Euro nicht nur zur Förderung der Integration. Sie wollten auch vom Dollar unabhängiger werden.

So richtig gelungen ist die Emanzipation freilich nicht. Nach wie vor ist der US-Dollar die Schlüsselwährung

der Welt. Über 60 % der Währungsreserven der Welt wer­den in US-Dollar gehalten. Der überwiegende Teil des Welthandels wird in Dollar abgewickelt. Bei den Umsät­zen auf den Devisenmärkten liegt der Anteil des Green­backs bei 80 %.

Das hängt nicht so sehr mit der Dominanz der amerika­nischen Politik oder der großen US-Volkswirtschaft zu­sammen. Es wurde von niemandem verordnet. Es be­ruht ganz einfach auf den großen und liquiden amerika­nischen Geld- und Kapitalmärkten. Sie sind einzigartig

in der Welt. In keiner anderen Währung können sich Un­ter­nehmen und Banken ähnlich leicht finanzieren und Transaktionen abwickeln. So etwas lässt sich nicht so schnell ändern.

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Trotzdem tut sich aber etwas. Die Grafik zeigt, wie der Dollar beim Wachstum der Währungsreserven richtig­gehend abgehängt wird. Bei Einführung des Euros 1999 lag sein Anteil an den Weltwährungsreserven noch bei 71 %. Jetzt beträgt er nur noch 61 %. Bald wird er unter 60 % fallen. In den letzten Jahren hat sich hier vor allem die Finanzkrise ausgewirkt. Die Partner der USA verlie­ren offenbar Vertrauen in die US-Währung. Besonders ausgeprägt ist das bei den Industrieländern, weniger bei den Schwellen- und Entwicklungsländern.

Profitieren tut davon zuerst der Euro. Sein Anteil an den Weltwährungsreserven ist seit seiner Einführung konti­nuierlich gestiegen (von anfänglich 18 bis auf 28 % in der Spitze). In der Eurokrise wurde diese Entwicklung unterbrochen. Zentralbanken verabschiedeten sich aus dem Euro. Seit Anfang 2013 kommen sie aber zurück. Der Marktanteil liegt derzeit bei 24 %.

Das Handicap des Euros ist inzwischen nicht mehr das mangelnde Vertrauen der globalen Investoren. Es istder zu kleine Geld- und Kapitalmarkt. Wer den Euro im inter­nationalen Geschäftsverkehr fördern will, muss daher keine Werbung für den Finanzplatz machen. Er muss dafür sorgen, dass die Egoismen bei den natio­nalen Kapitalmärkten überwunden werden. Einen ganz besonderen Schub gäbe es, wenn Großbritannien dem Euro beitreten würde. Dann wäre der europäische Ka­pitalmarkt mit einem Mal auf gleichem Niveau wie der amerikanische. Das gäbe dem Euro einen Riesenschub. Leider sieht es derzeit nicht danach aus.

Noch interessanter ist die Entwicklung der "sonstigen Währungen". Sie lagen lange Zeit im Windschatten des Dollars. Ihr Anteil an den Weltwährungsreserven betrug 10 %. Seit der Finanzkrise machen sie jedoch einen kräftigen Satz nach oben. Nach den neuesten Zahlen des IWF haben sie jetzt einen Marktanteil von 15 %. Jeder denkt hier an das Britische Pfund (4 % Anteil), den Japanischen Yen (ebenfalls 4 %) und den Schwei­zer Franken (0,4 %). Bei diesen Währungen tut sich aber nicht viel.

Wo die Musik spielt, ist beim Chinesischen Renminbi. Leider gibt es keine Daten über die Bestände der Zen­tralbanken an dieser Währung. Sie dürften derzeit ab­solut gesehen kaum größer als die des Pfundes sein. Aber das Wachstum ist enorm.

Anders als beim Euro ist dies keine Marktentwicklung. Dahinter steht vielmehr in erster Linie die gezielte För­derung durch die Regierung in Peking. In allen Handels­abkommen, die sie abschließt, steht das Ziel, mehr Han­del in Renminbi abzuwickeln. Freilich stößt diese Ent­wick­lung irgendwann an Grenzen. Wenn China seine Geld- und Kapitalmärkte nicht ausbaut und – ganz be­sonders wichtig – sie nicht stärker für Ausländer öffnet, bleibt der Renminbi eine Nische.

In jedem Fall wird es aber enger für den Dollar. Er bleibt zwar dominant. Die USA werden aber verletzlicher und müssen mehr Rücksicht auf die anderen nehmen. Um­gekehrt werden die anderen vom Dollar unabhängiger. Das Multi-Währungssystem, über das wir so lange ge­sprochen haben, wird Wirklichkeit. Vielleicht braucht man also keine großen politischen Aktionen, wie sie der französische Finanzminister fordert, um die Pro­bleme zu lösen, sondern nur etwas Geduld. Der Markt bewegt sich in die richtige Richtung.

Für den Anleger

Die Verschiebungen bei den Weltwährungsreserven sind nicht nur wirtschaftspolitisch interessant. Sie haben auch Auswirkungen auf den Wechselkurs. Wenn der Dollar als Währungsreserve nicht mehr so attraktiv ist, dann wird sich sein Wechselkurs nicht so aufwerten, wie das angesichts der höheren Zinsen und des größeren Wirtschaftswachstums eigentlich zu erwarten wäre.


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