Konjunkturpaket als „Sicherungsschalter" für die deutsche Wirtschaft
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
London (GodmodeTrader.de) – „Für Deutschland gleicht das laufende Jahr einer Schauergeschichte“, schreibt Seema Shah, Chefstrategin des US-Vermögensverwalters Principal Global Investors, in einem aktuellen Kommentar. Sie empfiehlt der Bundesregierung, zügig ein Konjunkturprogramm auf den Weg zu bringen. Einen besseren Zeitpunkt habe es nie gegeben. Es müsse allerdings bald gehandelt werden, denn eine reaktive Politik sei weniger effektiv als eine proaktive, heißt es weiter.
„Als besonders exportorientiertes Land ist Deutschland besonders anfällig für weltwirtschaftliche Krisen. Das gilt umso mehr, wenn drei der wichtigsten Handelspartner entweder im Fadenkreuz von Handelskonflikten stehen oder – im Falle des Vereinigten Königreichs – ihre eigene Form nationalen Selbstmords begehen“, so Shah.
Vor allem die deutsche Industrie befinde sich relativ offensichtlich in einer Rezession. Die Schwäche der Industrie schwappe bereits auf den Dienstleistungssektor über und drohe auch die gesamte Wirtschaft der Eurozone in die Rezession zu ziehen. Da sei es kein Wunder, dass europäische Aktien weiterhin wenig gefragt wären, während Aktien weltweit im September moderate Zuflüsse zu verzeichnen hätten, heißt es weiter.
„Die EZB hat auf die Wachstumsschwäche Europas mit einem weiteren umfassenden Maßnahmenpaket reagiert. Tatsächlich gab es im EZB-Rat im vergangenen Monat auch keinen Dissens darüber, ob die Eurozone weitere geldpolitische Unterstützung braucht – das braucht sie ganz offensichtlich – sondern darüber, ob Geldpolitik noch etwas tun kann, um der Wirtschaft zu helfen“, so Shah.
Der scheidende EZB-Präsident Mario Draghi habe in einem Beitrag für die FT bereits darauf hingewiesen, dass Haushaltspolitik das notwendige Gegenstück zu Geldpolitik sei. „Ich bin sicher, dass ein umfangreiches Konjunkturpaket in Deutschland wie eine Art Sicherungsschalter funktionieren würde: Es würde das Wachstum und die Inflation in der Eurozone anschieben und die Renditen von Bundesanleihen wieder steigen lassen – vielleicht sogar in positive Regionen“, so Shah.
Könne man also mit „Merkonomics“ rechnen? Es habe sicher nie einen besseren Zeitpunkt dafür gegeben. Die Bundesregierung habe nicht nur einen signifikanten Haushaltsüberschuss aufgebaut, der den nötigen Spielraum eröffne, sondern sie könne auch ohne Probleme neue Schulden aufnehmen – und werde dafür von den Märkten sogar noch bezahlt, heißt es weiter.
„Zwar hat die Bundesregierung ihr Klimapaket angekündigt, aber die Maßnahmen sind budgetneutral. Die schwarze Null steht. Es scheint also, es braucht erst eine umfassende Rezession, bevor in Deutschland zu einem fiskalischen Stimulus gegriffen wird. Leider ist so eine reaktive Politik weniger effektiv als eine proaktive“, so Shah.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.