Kommentar
13:54 Uhr, 29.01.2007

Konjunkturoptimismus erreicht noch nicht alle Unternehmen

In der letzten Woche konnten die Aktienmärkte zunächst noch von robusten Konjunktur- und Unternehmensdaten profitieren und teilweise neue Sechs-Jahres-Hochs markieren. In der zweiten Wochenhälfte wurden die Anleger von der Entwicklung am US-Rentenmarkt überrascht, der auf weiter freundliche Daten vom US-Immobilienmarkt sowie besser als erwartete Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter mit empfindlichen Zinssteigerungen reagierte. Aus diesem abgeleiteten Konjunkturoptimismus schwinden die Zinssenkungsfantasien, woraufhin die Aktienanleger verschnupft reagierten. Positive europäische Impulse seitens Nokia und Siemens wurden in den USA ignoriert. Dagegen steckten sich die europäischen Märkte erneut von den negativen Vorgaben aus den USA an und gaben im Wochenvergleich wie der S&P500 um 0,6% nach. Positiv setzte sich der japanische Aktienmarkt mit +0,6% ab und profitierte vom weiterhin schwachen Yen mit daraus folgenden besseren Gewinnaussichten auf der Exportseite. In Deutschland setzte der TecDAX mit +1,5% seine Aufwärtsbewegung fort. Insbesondere Solarwerte profitierten von Aussagen des US-Präsidenten Bush, die Abhängigkeit vom Öl durch die Förderung alternativer Energien verringern zu wollen. Im STOXX-Branchenuniversum setzten Rohstoffwerte mit +2,2% ihre Erholung nach den starken Vorwochenverlusten fort. Auf der Verliererseite fanden sich Reise- und Freizeitwerte mit -2,2% wieder, die unter Aussagen einer stagnierenden Margenentwicklung bei Lufthansa litten.

Die Stimmung an den Aktienmärkten ist derzeit vom wieder aufkommenden Konjunkturoptimismus in den USA sowie verhaltenen Ausblicken der US-Unternehmen geprägt. In den letzten Monaten haben die Märkte von US-Zinssenkungsfantasien profitiert, diese scheinen nunmehr immer weiter nach hinten verschoben zu werden. Der sich bislang als problematisch präsentierende US-Immobilienmarkt mit daraus abgeleiteten negativen Folgen auf der privaten Konsumseite scheint seine Talsohle durchschritten zu haben. Zusätzlich kann der gesunkene Ölpreis als Konjunkturspritze angesehen werden. Dagegen müsste sich bei den Unternehmen das wieder günstiger erscheinende Konjunkturbild positiv widerspiegeln. Diese enttäuschen jedoch noch überwiegend im Technologiesektor. Genau in diesem Spannungsfeld befinden sich die Aktienmärkte derzeit und weisen somit keine eindeutige Tendenz auf. Wenn die Aktienmärkte jedoch ihre Aufwärtstrends nicht schnell fortsetzen, steigt das Risiko von Gewinnmitnahmen. In dieser Woche berichten folgende Unternehmen: Verizon, Infineon (Montag), General Motors, Merck, Procter & Gamble, Prudential, Münchener Rück. (Dienstag), Boeing, Google, Time Warner (Mittwoch), ExxonMobil, Deutsche Bank, AXA, Epcos, France Telecom (Donnerstag) und Chevron, Ericsson (Freitag).

In der laufenden Woche werden gegen Ende wichtige Daten aus den USA das Geschehen am Rentenmarkt bestimmen. Am Mittwoch wird das BIP für das 4. Quartal ein weiterhin robustes Wachstum in den USA ergeben. Dementsprechend erwartet cominvest auch von der US-Zentalbank, die ebenfalls am Mittwoch tagt, keine Veränderung des Leitzinses. Am Donnerstag ist beim wichtigen US-Konjunkturindikator ISM mit einer moderaten Verbesserung zu rechnen. Die Arbeitsmarktdaten am Freitag sollten aber eher eine leichte Enttäuschung ergeben. Aus Euroland selbst erwarten wir weiter robuste Konjunkturindikatoren. Die Inflationszahlen aus Deutschland für Januar, die nun den Mehrwertsteuereffekt beinhalten, dürften aufgrund des Rückgangs beim Ölpreis weniger stark steigen als noch vor Monaten befürchtet werden musste. Vor diesem Hintergrund erwarten wir eine Seitwärtsentwicklung am Markt mit Kursen im Bund-Future weiter leicht unter 115%.

Quelle: cominvest

Die cominvest Asset Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegung der inländischen Asset Management-Aktivitäten der Commerzbank AG gegründet und ist seitdem eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Aktuell verwaltet sie 55 Milliarden Euro, wovon 44% auf Privatkunden und 56% auf institutionelle Investoren entfallen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Aktien- und Rentenfonds.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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