Kommentar
18:10 Uhr, 13.09.2021

Konjunkturerwartungen fallen: Kein Problem für Aktien?

Konjunkturoptimismus sieht anders aus als das, was die jüngsten Erhebungen zeigen. Den Aktienmarkt beeindruckt das noch nicht. Das kann sich schnell ändern.

Ob ZEW oder ifo-Geschäftsklimaindex, die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Der große Konjunkturoptimismus ist vorbei. Das hat viele Gründe, darunter auch ganz harmlose. Mit fortschreitendem Konjunkturzyklus ist es ganz normal, dass sich die Erwartungen abschwächen. Dies gilt für die aktuelle Erholung ganz besonders. Wenn eine Wirtschaft staatlich verordnet im Lockdown ist, kann es in der Zukunft nur besser werden. Entsprechend positiv sind die Erwartungen. Nun ist diese extreme Phase vorüber. Die Wirtschaft hat größtenteils geöffnet und der kräftigste Schub durch Geldpolitik und Konjunkturprogramme läuft aus. Gleichzeitig liegt das Wirtschaftswachstum derzeit auf hohem Niveau. In den USA und Europa ist es so hoch wie seit Jahrzehnten nicht. Eigentlich kann es nur schlechter werden. Ein Rückgang der Konjunkturerwartungen ist daher nicht unbedingt immer negativ. Es kommt vielmehr darauf an, wie das Gesamtumfeld aussieht und wie sich Trends zueinander verhalten.

Genau an dieser Stelle kommt es für die Börse zu einem problematischen Signal. Die Erwartungen sinken so stark, dass sie nun tiefer liegen als die Einschätzung der aktuellen Lage (Grafik 1). Während das für die aktuelle Phase des Konjunkturzyklus normal ist, bedeutet es für die Börse im Normalfall trotzdem Ungemach.

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Sind die Erwartungswerte höher als die Lageeinschätzung, steigt der Aktienmarkt kräftig. Wird die Lage besser eingeschätzt als die Zukunft, tut sich der Markt schwer (Grafik 2). Eine Ausnahme zu dieser Regel war die Periode von 2001 bis 2002. Die Erwartungen lagen höher, der Markt fiel jedoch weiter.

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Die bessere Konjunktur half dem Aktienmarkt nicht, da erst der Überschwang der Internetblase abgebaut werden musste. Gegen eine Korrektur von Überschwang helfen auch bessere Konjunktraussichten nicht.

Aktuell dreht der Konjunkturtrend. In einer solchen Phase ist zu erwarten, dass der Aktienmarkt seitwärts läuft und zwischenzeitlich auch einmal stärker korrigiert. Der Dax machte in der letzten längeren Phase von 2014 bis 2018 zwei moderate Bärenmärkte durch.

In den USA sieht es aktuell noch etwas besser aus. Frühindikatoren zeigen weiterhin nach oben (Grafik 3). Eine größere Korrektur ist unter diesen Umständen nicht zu erwarten. Es gibt aber einen Wermutstropfen. Das Verbrauchervertrauen hat nach unten gedreht (Grafik 4). Kommt es beim Verbrauchervertrauen nicht bald zur Trendwende nach oben, dürften auch die Erwartungen in den USA fallen.

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Konjunkturerwartungen spielen für den Aktienmarkt eine wichtige Rolle. Anleger vergessen das gerne, da die Reaktionen auf Konjunkturerhebungen wie dem ifo-Index nicht immer sofort sichtbar werden. Werden Zahlen veröffentlicht, reagieren die Kurse kurzfristig und am nächsten Tag ist alles wieder vergessen. Was zählt, ist aber nicht der nächste Tag.
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Die Wirkung entfaltet sich über Wochen und daher ist der Zusammenhang nicht immer offensichtlich.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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