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15:40 Uhr, 21.02.2025

KONJUNKTUR IM BLICK/Hallo Goldlöckchen

Von Hans Bentzien

DOW JONES--Warum denn nicht gleich so: Die Inflation ist dies- und jenseits des Atlantiks (hat sich der Name geändert?) zwar immer noch zu hoch, aber im Februar soll sie sinken. Und der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex, einer der weltweit wichtigsten Konjunkturindikatoren, ist zwar immer noch viel zu schwach, aber im Februar soll er steigen. Tschüß Stagflation - hallo Goldlöckchen. Aber ehe wir jetzt alle in Euphorie ausbrechen, sei an den ... Präsidenten im Weißen Haus erinnert, der die USA und die Weltordnung umbauen will und demnächst das Elon-Musk-Rollkommando auf die Fed loslassen will. Zunächst zur Inflation:

Die Teuerung im Euroraum ist im Januar auf 2,5 (Dezember: 2,4) Prozent gestiegen, während die Kerninflation bei 2,7 Prozent verharrte. Februar-Daten werden erst am 3. März veröffentlicht, aber einige Daten nationaler Statistikämter kommen schon in der Berichtswoche.

Deutsche HVPI-Teuerung sinkt im Februar

Der Inflationsdruck in Deutschland dürfte im Februar nachgelassen haben. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent gestiegen ist und um 2,6 (Vormonat: 2,8) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats lag. Für den nationalen Verbraucherpreisindex werden Raten von 0,4 und 2,3 (2,3) Prozent prognostiziert. Bereits am Vormittag veröffentlichen die Statistikämter von sechs Bundesländern ihre Verbraucherpreisdaten. Die Daten werden am Freitag (14.00 Uhr) veröffentlicht. Am gleichen Tag kommen Verbraucherpreisdaten aus Frankreich (8.45 Uhr) und Spanien (9.00 Uhr).

US-PCE-Inflation im Januar gedämpfter als Verbraucherpreise

Die Inflation in den USA hat sich in den vergangenen Monaten vom Inflationsziel der Notenbank von 2 Prozent eher wegbewegt - mit entsprechenden Folgen für die Geldpolitik. Für einiges Aufsehen sorgte der unerwartet deutliche Anstieg der Verbraucherpreise (um 0,5 Prozent). Die seither veröffentlichten Erzeugerpreisdaten fielen dann aber wieder etwas freundlicher aus. Analysten rechnen deshalb damit, dass der aus Sicht der Notenbank wichtigere Preisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE-Deflator) nicht ganz so stark gestiegen ist. Laut Factset-Konsens rechnen sie damit, dass der PCE-Deflator mit einer Jahresrate von nur noch 2,5 (Dezember: 2,6) Prozent gestiegen ist und der Kern-PCE-Deflator um 2,6 (2,8) Prozent. Die Daten werden am Freitag (14.30 Uhr) veröffentlicht.

Ifo-Geschäftsklimaindex steigt im Februar

Das Geschäftsklima in den deutschen Unternehmen dürfte sich im Februar etwas aufgehellt haben. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass der Ifo-Geschäftsklimaindex auf 85,7 (Vormonat: 85,1) Punkte gestiegen ist. Es wäre der zweite Anstieg hintereinander. Interessant wird vor allem sein, wie sich die Geschäftserwartungen der Unternehmen auf Sicht von sechs Monaten entwickeln, die zuletzt drei Monate in Folge gesunken waren. Analysten erwarten einen Anstieg auf 85,1 (84,2) Punkte. Für die Lagebeurteilung werden 86,3 (86,1) Punkte prognostiziert.

Details zum deutschen Bruttoinlandsprodukt im 4. Quartal

Das Statistische Bundesamt (Destatis) hatte in ersten Veröffentlichung einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vierten Quartal um 0,2 Prozent gemeldet. Volkswirte erwarten, dass die Statistiker diese Zahl bestätigen werden. Im Fokus stehen die Entwicklung des Outputs in den einzelnen Sektoren und die Verwendungskomponenten. Die Industrieproduktion war im Dezember deutlicher als erwartet gesunken, wie nach der ersten BIP-Veröffentlichung bekannt wurde. Außerdem sanken die Einzelhandelsumsätze entgegen den Erwartungen, und die Umsätze im Dienstleistungssektor gingen ebenfalls zurück.

EZB veröffentlicht Tariflohnindex für 4. Quartal

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist zwar zuversichtlich, dass die Inflation im Euroraum in diesem Jahr nachhaltig auf 2 Prozent sinken wird, doch müssen dazu einige Voraussetzungen erfüllt sein. Eine davon sind langsamer wachsende Löhne, vor allem im Dienstleistungssektor. Der von der EZB erhobene Tariflohnindex ist in diesem Zusammenhang ein Datenpunkt, dem die EZB besondere Beachtung schenkt. Im dritten Quartal waren die Tariflöhne laut EZB mit einer Jahresrate von 5,42 Prozent gestiegen.

Bundesbank weist für 2024 deutlichen Verlust aus

Die Deutsche Bundesbank dürfte für 2024 einen deutlichen Verlust melden, wenn sie am Dienstag über die Bilanzentwicklung zum 31. Dezember informiert. 2023 hatte die Bundesbank einen Verlust von 21,6 Milliarden Euro gemacht, der aber noch durch die Auflösung von Rückstellungen ausgeglichen werden konnte. In der Bilanz der Bundesbank, die als Teil des Eurosystems die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) umsetzt, stehen hoch zu verzinsenden Einlagen hohe Bestände an niedrig verzinsten langlaufenden Wertpapieren gegenüber. Zwar senkt die EZB ihre Zinsen seit Juni 2024, doch war das Zinsniveau im Jahresdurchschnitt immer noch höher als 2023. Auch der Abbau der Anleihebestände kommt nur langsam in Gang.

Protokoll der EZB-Ratssitzung von 29./30. Januar

Das Protokoll der EZB-Ratssitzung vom 12. und 30. Januar dürfte Details zur Diskussion in dem Gremium liefern. Der EZB-Rat hatte seine Leitzinsen wie erwartet um 25 Basispunkte gesenkt, aber keinen Ausblick auf den weiteren Zinskurs gegeben. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte in ihrer Pressekonferenz erklärt, dass es verfrüht wäre, jetzt schon über ein Ende der Zinssenkungen zu diskutieren. Genau das aber forderte kürzlich die einflussreiche EZB-Direktorin Isabel Schnabel, während ihr Direktoriumskollege Cipollone für eine tendenziell stärkere Lockerung plädierte.

US-BIP steigt auch in 2. Veröffentlichung um 2,3 Prozent

Das Bureau for Economic Analyses (Bea) hatte in erster Veröffentlichung geschätzt, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA im vierten Quartal mit einer aufs Jahr hochgerechneten Quartalsrate von 2,3 Prozent gestiegen ist. Analysten erwarten, dass dieser Wert in zweiter Veröffentlichung bestätigt wird.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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