Kommt es doch nicht zu einer Energiekrise im Winter?
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"Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird", lautet ein altes Sprichwort, das sich auch Börsianer zu Herzen nehmen sollten. Mit Blick auf den kommenden Winter könnte man vielleicht auch sagen: Es wird nicht so kalt, wie befürchtet.
Zuletzt mehren sich jedenfalls die Anzeichen, dass die Energiekrise des Winters 2022/23 vorbei sein könnte, bevor sie überhaupt begonnen hat. Ein guter Gradmesser für die Angespanntheit auf dem Energiemarkt ist der niederländische TTF-Gaspreis, der als Benchmark für ganz Europa gilt. Nachdem sich die Gas-Future-Kontrakte seit September 2021 zeitweise ungefähr verzehnfacht hatten, kollabieren die Preise seit ungefähr zweieinhalb Wochen wieder.
Gegenüber einem am 26. August 2022 erreichten Allzeithoch von 342,30 EUR/MWh ist der Future-Kontrakt für das erste Quartal 2023 inzwischen wieder um rund 43 Prozent auf 196,25 EUR/MWh am gestrigen Montag eingebrochen.
Der Preiseinbruch kommt nicht von ungefähr. Prognosen zeigen nämlich, dass die aktuell vorhandene Gasmenge doch ausreichen könnte, um den Winter 2022/23 ohne Versorgungsengpässe zu überstehen. Die Experten von Goldman Sachs erwarten zum Beispiel, dass die Gasspeicher Ende März 2023 noch zu mehr als 20 Prozent gefüllt sein werden. Die Gaskrise wäre vorbei, bevor sie tatsächlich begonnen hat.
Ob sich die optimistischen Prognosen bewahrheiten werden oder nicht, hängt allerdings entscheidend von einer Größe ab, die sich nicht beeinflussen lässt: der Witterung. Denn Gas wird im Winter neben der Stromerzeugung vor allem zum Heizen gebraucht. Je kälter es wird, desto mehr Gas wird verbraucht und desto schneller werden sich die Gasreservoirs leeren. Wird es sehr kalt im kommenden Winter, werden die Gasspeicher nicht bis zum Ende des Winters gefüllt bleiben. Gibt es erneut einen milden Winter wie im vergangenen Jahr, dürften die bereits eingespeisten Mengen locker ausreichen, um den Winter zu überstehen.
Der Markt ist jedenfalls zunehmend optimistisch, dass die Speicher gut genug gefüllt sind, um den Winter 2022/23 zu überstehen. Anschließend hätte man wieder ein halbes Jahr Zeit, um Vorsorge für den nächsten Winter zu treffen. Ob es so kommen wird, wird sich zeigen.
Die jüngste Erholung am Aktienmarkt dürfte jedenfalls auch darauf zurückzuführen sein, dass die Wahrscheinlichkeit einer schweren Energiekrise in Europa abgenommen hat, wie sich an den sinkenden Erdgaspreisen ablesen lässt.
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