Fundamentale Nachricht
09:28 Uhr, 07.08.2018

Kommt die restriktivere Geldpolitik zur Unzeit?

Philippe Waechter, Chefvolkswirt des französischen Investmenthauses Ostrum Asset Management, sorgt sich um das zunehmend prozyklische Verhalten der Zentralbanken.

Paris (GodmodeTrader.de) - Während die globale Wachstumsdynamik nachlässt, ist das Verhalten der Zentralbanken zunehmend prozyklisch ausgerichtet und die Strategie der Zentralbanken gleichzeitig restriktiv ausgerichtet, wie Philippe Waechter, Chefvolkswirt des französischen Investmenthauses „Ostrum Asset Management“, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Die restriktive Geldpolitik könnte sich negativ auf die Binnennachfrage und den Welthandel auswirken. Dies in einem Umfeld, in dem in den meisten Industrieländern, mit Ausnahme von Deutschland, das Trendwachstum schwächer ist als vor 2007“, so Waechter.

Dem Einwand, dass die restriktivere Ausrichtung der Geldpolitik eine nötige Antwort auf den jüngsten Anstieg der Inflationsrate sei, begegnet Waechter mit dem Verweis auf den Ölpreis. Er sei der Grund für die Preissteigerung. „Vorübergehende Phänomene sollten nicht die geldpolitische Strategie beeinflussen. Bleibt der Ölpreis in der zweiten Jahreshälfte zwischen 70 und 75 US-Dollar, sinkt der Energiebeitrag der Energiepreise zur Inflationsrate wieder“, so Waechter.

Waechter verweist auf das Beispiel der Reaktion der EZB auf die höhere Inflation im April und Juli 2011. „Die Zinserhöhung war nicht notwendig, da diese Beschleunigung vorübergehend war. Aber sie hat einen wichtigen Beitrag zur Rezession im Euroraum geleistet, die im Sommer 2011 begann. Wir befinden uns noch nicht in einem ‚neuen normalen‘ Umfeld, und deshalb ist es wichtig, auf alle Entwicklungen auf makroökonomischer Ebene zu achten, die den globalen Anpassungsprozess verändert haben“, so Waechter.

Die Leitzinserhöhung in den USA hält der Chefvolkswirt der Natixis-Tochter für eine angemessene Antwort auf die Stimulierung durch die Fiskalpolitik des Weißen Hauses. Aber in den anderen Ländern hält er das Risiko, prozyklisch den derzeitigen Abwärtstrend des Wachstums zu verstärken, für zu groß. Vor allem die jüngste Zinserhöhung der Bank of England (BoE) sieht er kritisch. „Die jüngste Entwicklung der britischen Wirtschaftstätigkeit war schwach; die Ansteckung durch das stärkere Wachstum im Rest Europas war sehr begrenzt. Vor diesem Hintergrund muss die BoE-Strategie auf dem Prüfstand stehen“, so Waechter.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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