Kommentar
07:30 Uhr, 19.10.2016

Kommt die Instabilität mit der Dollaraufwertung zurück?

Alle Augen sind derzeit auf den Dollar Index gerichtet. Dieser hat innerhalb kurzer Zeit stark an Wert gewonnen. Als dies zuletzt geschah, kam es an den weltweiten Märkten zu Turbulenzen.

Der Dollar Index wertet wieder auf, nachdem er sich viele Monate lang tendenziell abwärts bewegte. Für Anleger kann das zum Problem werden. Als der Dollar Index das letzte Mal aufwertete, ging das nicht spurlos an den Märkten vorüber. US-Unternehmen litten unter dem starken Dollar. Die Gewinne gingen zurück. Das war jedoch noch das geringste Problem für den Aktienmarkt. Viel dramatischer war der massive Kapitalabzug aus Entwicklungsländern. Dort stiegen die Zinsen massiv an und die Währungen kollabierten. Es fehlte nicht viel, bis es zu einer Reihe an Staatsbankrotten gekommen wäre.

Nun wertet der Dollar also wieder auf. Das bedeutet für die Märkte auf den ersten Blick nichts Gutes. Dollaraufwertung ist jedoch nicht gleich Dollaraufwertung. Es lohnt sich hinter die Kulissen zu blicken. Der Dollar Index setzt sich aus wenigen Währungen zusammen. Am stärksten ist der Euro mit 57,6 % gewichtet. Es folgen der Yen mit 13,6 % und das Pfund mit 11,9 %. Allein diese drei Währungen haben ein Gewicht von 83,1 %. Nimmt man noch den kanadischen Dollar hinzu, dann sind es 92,2 %.
Mit diesen vier Währungen lässt sich praktisch die gesamte Bewegung des Dollar Index erklären. Dies ist in Grafik 1 dargestellt. Die grüne Linie zeigt die Gesamtbewegung des USD Index. Die Säulen zeigen den Anteil der einzelnen Währungen an der Bewegung. Obwohl der Euro am stärksten gewichtet ist, war zuletzt das Pfund einer der großen Treiber der Bewegung.

Das kann man auch etwas anders darstellen wie in Grafik 2. Abgebildet ist der Dollar Index wie man ihn kennt (blaue Linie). Die orangene Linie zeigt den Index mit den vier Hauptwährungen Euro, Yen, Pfund und kanadischen Dollar. Lässt man das Pfund außen vor, dann ergibt sich die graue Linie. Ohne Pfund hätte der Dollar Index in den letzten Monaten kaum aufgewertet. Mit anderen Worten: ohne den Kollaps des Pfunds würde sich der Index nach wie vor seitwärts schieben.
Der Dollar Index wertet oberflächlich betrachtet stark auf. Auf den zweiten Blick ist das jedoch vollkommen irrelevant. Die USA exportieren Waren und Dienstleistungen im Wert von 56 Mrd. nach Großbritannien und importieren von dort Waren im Wert von 58 Mrd. Bei einem Gesamthandelsvolumen von über 2 Billionen ist das zu wenig, um große Spuren zu hinterlassen. Auch der Einfluss auf die Inflation durch billigere Importe aus Großbritannien wird begrenzt sein.

Für die US-Wirtschaft stellt die aktuelle Aufwertung noch kein Problem dar. Der Dollar wertet auch gegenüber den Währungen von Entwicklungsländern weder sonderlich stark auf noch ab. Die derzeitige Aufwertung ist eine Anomalität, die auf den Brexit zurückzuführen ist. Ob der Dollar insgesamt seine Aufwertung fortsetzt, ist derzeit nicht absehbar. Solange das nicht der Fall ist besteht kein Grund zur Sorge.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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