Fundamentale Nachricht
14:35 Uhr, 04.11.2015

Kommt die Hyperinflation doch noch?

Kritiker der ultralockeren Geldpolitik warnen seit der Finanzkrise vor einem Anziehen der Inflation und verweisen gerne auf die Entwicklungen zu Zeiten der Weimarer Republik. Doch wie stark muss die Geldmenge ausgeweitet werden, um eine aus dem Ruder laufende Inflation zu erzeugen?

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Nach der Finanzkrise pumpten die Notenbanken astronomische Geldbeträge in die Wirtschaft. Manch einer befürchtete eine große Geldentwertung, Schreckensszenarien einer neuen Hyperinflation machten gar die Runde. Doch die große Inflation blieb bisher aus. Kommt sie doch noch?

Kritiker der ultralockeren Geldpolitik befürchteten einen deutlichen Anstieg der Inflation. Doch passiert ist genau das Gegenteil: Die Inflationsrate ging immer weiter zurück, teilweise sogar in den negativen Bereich. Statt Inflation droht aktuell eher Deflation.

Das Schreckgespenst schlechthin der Deutschen ist die Inflation der Jahre 1914 bis 1923. Das Deutsche Reich finanzierte den Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 vor allem mit der Druckerpresse. Nach dem verlorenen Krieg reagierte die Weimarer Republik auf die hohen Reparationsforderungen mit einer immer hemmungsloseren Ausweitung der Geldmenge. Die Geldbasis wurde bis Ende 1922 um einen Faktor von 253 gegenüber dem Jahr 1910 vervielfacht. Bis Ende 1923, als die Inflation ihren Höhepunkt erreichte, wurde die Geldbasis sogar um einen Faktor von mehr als 100 Milliarden ausgeweitet.

Die folgende Grafik zeigt die Abwertung der Papiermark gegenüber der zu einem Drittel durch Gold gedeckten „Goldmark“ des Kaiserreichs. Zu beachten ist die logarithmische Ordinate (y-Achse).

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Quelle: Wikipedia (User: Delphi234)

Auch wenn nach der Finanzkrise von 2008 die Notenbanken mit einer starken Ausweitung der Geldmenge reagierten, gibt es doch wichtige Unterschiede zur Zeit der Weimarer Republik. Zum einen fand die Geldflut bisher kaum einen Weg in die Realwirtschaft. Zum anderen, und das ist entscheidender, sind die Dimensionen der Geldmengenausweitung weitaus geringer als in der Weimarer Republik.

Die folgende Grafik zeigt einen Vergleich der Ausweitung der Geldmenge zu Zeiten der Weimarer Republik und heute. Wegen der extrem starken Ausweitung der Geldmenge im Jahr 1923 ist dieses Jahr in der Grafik nicht dargestellt. Bezugspunkt für die heutigen Notenbanken ist das Jahr 2002. Die Geldbasis in diesem Jahr entspricht dem Faktor eins. Für die Reichsbank wurde die Geldbasis des Jahres 1910 als Vergleichsmaßstab genommen. Deutlich wird, dass Fed, EZB und Bank of Japan die Geldbasis nicht annähernd so stark ausgeweitet haben wie zu Zeiten der Weimarer Republik. Entscheidend ist auch hier die logarithmische Darstellung auf der Ordinate (y-Achse).

Kommt-die-Hyperinflation-doch-noch-Oliver-Baron-GodmodeTrader.de-2

Fazit: Nach der Finanzkrise haben die wichtigsten Notenbanken ihre Geldbasis deutlich weniger stark ausgeweitet als die Reichsbank zu Zeiten der Weimarer Republik. Eine Hyperinflation wie in den Zwanziger Jahren in Deutschland ist auch für die kommenden Jahre und Jahrzehnte nicht zu befürchten. Während die Reichsbank die Geldbasis bereits während des Ersten Weltkriegs annähernd verzehnfachte, bewegt sich der Faktor der Geldbasisausweitung bei Fed, EZB und BoJ bisher im mittleren einstelligen Bereich. Auf dem Höhepunkt der Inflation Ende 1923 war die Geldbasis 100 Milliarden mal so hoch wie im Jahr 1910. Auch bei einer erneuten Wirtschaftskrise dürfte die Geldbasis nicht annähernd so stark ausgeweitet werden wie zu Zeiten der Weimarer Republik.

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40 Kommentare

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  • bembes
    bembes

    An dem Beispiel vom "Der Stromzahler" sieht man wie alles manipuliert wird.

    Und was machen die blöden Politiker und Super-Draghi.................alles Betrug !!!!!!

    04:11 Uhr, 05.11.2015
  • Der Steuerzahler
    Der Steuerzahler

    Ich habe hier ein paar hieb- und stichfeste Zahlen über die Nebenkosten von einem Mehrfamilienwohnhaus:
    Im Jahr 2004 betrugen die durchschnittlichen monatlichen Nebenkosten pro Haushalt in dem Haus ca. 120 Euro.
    Im Jahr 2013 sind die Kosten auf 158 Euro gestiegen. 2014 ging es wegen gesunkener Ölpreise wieder auf 153 Euro zurück.
    Dabei wird der Strom noch separat abgerechnet. Die erheblichen Preissteigerungen für Strom sind ja bekannt.
    Wir haben keine Inflation. Wir haben nur steigende Preise.

    18:04 Uhr, 04.11.2015
  • interelectronix
    interelectronix

    der grund für die hyperinflation war ein kommunistische tendenz in deutschland sich rußland anschließen zu wollen. daß es da keinen bondmarkt mehr gibt ist auch klar. wir sollten uns bei den aktuellen deflationären tendenzen über inflation freuen. ich sehe nur keine

    17:29 Uhr, 04.11.2015
  • stupidino
    stupidino

    wenn nudeln teurer werden, dann ersetzt man sie im warenkorb durch reis - weil man meint, der konsument tut das auch.

    vor ein paar jahren war mal ein wellensittich im korb - hab mir trotzdem nicht jeden monat einen neuen gekauft, nur weil er billiger wurde.

    keine reallohnsteigerungen sind genauso realität wie ständig steigende mietpreise. und die treffen mich jedes monat mehr, als ein alles anscheissender sittich billiger wird.

    mit blinden und derrischen (tauben) is nicht zu diskutieren........

    15:37 Uhr, 04.11.2015
    1 Antwort anzeigen
  • xAZSx
    xAZSx

    eine Lob an die user hier.....fachlich top.....so top das man , auch wenn es von einem Experten verfasst wurde, man bei Ungereimtheiten fachlich richtig einlenkt.....damit der Text nicht einfach so da steht und jeder naive Mensch(Person) das auch so aufnimmt.....danke der Kommentar Funktion...

    15:36 Uhr, 04.11.2015
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    beide von Real!

    15:35 Uhr, 04.11.2015
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    ich komme auf nicht mal 7 Euro ;-

    15:25 Uhr, 04.11.2015
    1 Antwort anzeigen
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    Herr Baron lässt einkaufen :D

    15:24 Uhr, 04.11.2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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