Kommentar
07:10 Uhr, 29.03.2018

Kommt die große Bankrottwelle?

Aktien liefen auch schon einmal besser. Dafür ist es an einem anderen Ort ungewöhnlich ruhig. Wenn das mal nicht eine Fata Morgana ist, die sich rächt.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.611,69 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.611,69 Pkt (Chicago Mercantile Exchange)

Alle sind sich einig, dass wir uns eher am Ende eines Konjunkturzyklus befinden. Umfragen zufolge teilen inzwischen über drei Viertel aller Ökonomen diese Einschätzung. Aktien fallen nicht unbedingt aus diesem Grund. Vielmehr sind es Sorgen um einen Handelskrieg und Zinsen, die Anleger zu Verkäufen drängen.

Die Konjunktursorgen können auf die ohnehin schwierige Lage noch eines draufsetzen. Noch ist es dafür zu früh, doch Anleger sind gut beraten, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Bereits vor kurzem hatte ich darüber berichtet, dass die Schuldenberge der US-Unternehmen historisch hoch sind. Gemessen an der Wirtschaftsleistung liegen die Schulden bei 45 % (Grafik 1).

Kommt-die-große-Bankrottwelle-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-1

Im Vergleich dazu sind die Ausfallquoten relativ niedrig. Sie stiegen zwar von 2014 bis 2016 an, doch sind inzwischen wieder bei 2 % angelangt. Der Anstieg zwischen 2014 und 2016 war auf den Ölpreiscrash zurückzuführen. Dieser Sonderfaktor ist inzwischen fast vollständig aus den Daten heraus. Dafür stiegen die Ausfallquoten bei Einzelhandelsunternehmen.

Die Ausfallquote sinkt – noch. Relativ häufig steigen die Ausfallquoten vor einer Rezession an und nicht erst, wenn die Wirtschaft bereits schrumpft. So begann die Ausfallquote etwa bereits im Jahr 1998 zu steigen. Die Rezession kam erst drei Jahre später.

Die Ruhe ist außergewöhnlich. Es ist auch ungewöhnlich, dass die Ausfallquoten spät im Zyklus fallen und nicht steigen. Bei rekordhohen Schulden dürfte bereits ein leichter Wirtschaftsabschwung zu Problemen führen. Steigende Ausfallquoten gehen im Normallfall auch am Aktienmarkt nicht spurlos vorüber. Die Korrelation zwischen Ausfallquoten und Kursen ist hoch (Grafik 2).

Kommt-die-große-Bankrottwelle-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Es gibt auch Beispiele, bei denen steigende Ausfallquoten nicht zu fallenden Aktienkursen geführt haben. Das war z.B. 1985 der Fall. Derzeit baut sich allerdings hinter den Kulissen ziemliche Spannung auf. Derzeit spekulieren Anleger in bisher nie dagewesenem Ausmaß auf eine Verschlechterung der Situation.

ETFs, die Anleiheindizes abbilden, werden massiv leerverkauft. Insbesondere Ramschanleihen-ETFs sind beliebt. Bei so manchem ETF sind inzwischen 10-40 % der ausstehenden Anteile leerverkauft. Das ist ein ziemlich klares Signal für mangelndes Vertrauen. Es spiegelt ganz klar die Erwartung wider, dass es in naher Zukunft zu einer deutlichen Verschlechterung der Lage kommt.

Erwartungen sind keine Fakten. Wenn man jedoch die Situation nüchtern betrachtet, machen die Leerverkäufe absolut Sinn. Die Schulden sind hoch, die Ausfallquoten sind niedrig, der Konjunkturzyklus geht dem Ende entgegen und ein Handelskrieg wird zwangsläufig zu höheren Defaults führen.

Ob deswegen gleich eine Bankrottwelle über uns kommt, kann man nicht mit Sicherheit sagen. Die Ausgangslage dafür ist allerdings leider gegeben.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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