Kommentar
13:22 Uhr, 02.07.2013

Kommt die Eurokrise im Herbst zurück?

Bald werden wieder schlechte Nachrichten von der Eurokrise die Runde machen. Alle Akteure werden sich aber wohl bemühen, die wirklich schlechten Nachrichten erst nach der Bundestagswahl am 22. September 2013 an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Als aktiver Anleger sollte man sich diesen Termin schon jetzt rot im Kalender anstreichen.

So mancher Anleger meint ja, die Eurokrise sei schon längst überwunden und spiele an den Märkten keine Rolle mehr. Dass dies nicht der Fall ist, zeigen nun ganz eindeutig die Geschehnisse in Portugal und Griechenland. Am vergangenen Freitag schockierte Portugal seine EU-Partner bereits mit dem Eingeständnis, dass das Haushaltsdefizit im ersten Quartal 2013 um 2,7 Punkte auf 10,6 Prozent der Wirtschaftsleistung geklettert ist. Portugal war im April 2011 unter den Euro-Rettungsschirm geschlüpft und hatte als Gegenleistung für die Finanzhilfen über 78 Milliarden Euro eigentlich versprochen, das Haushaltsdefizit schnell zu senken. Doch die Sparpolitik verfehlte ihre Wirkung bisher drastisch, auch wenn das Land manchmal in den Medien als „Musterschüler“ bezeichnet wurde. Tatsächlich mussten die Sparziele bereits mehrfach verschoben werden und eine weitere Verschiebung steht aktuell im Raum.

Wirklich kritisch könnte die Situation aber nun durch den überraschenden Rücktritt von Portugals Finanzminister Vítor Gaspar werden. Gaspar gilt als Architekt der Sparpolitik und begründete seinen Abgang damit, dass eben die Sparpolitik keinen Rückhalt in der Bevölkerung habe. Die bisherige Staatssekretärin Maria Luís Albuquerque wurde zur neuen Finanzministerin ernannt, aber es dürfte fraglich sein, ob sie die Bevölkerung von der Notwendigkeit weiterer Einsparungen wird überzeugen können.

Die Märkte reagierten am Dienstag bereits deutlich auf die schlechten Nachrichten aus Lissabon. Die Rendite portugiesischer Staatsanleihen kletterte um 0,09 Prozentpunkte auf 6,48%. Aber nicht nur in Portugal dürften die Renditen weiter steigen. Da die Zinsen wegen des absehbaren Endes der ultra-lockeren Geldpolitik überall wieder anziehen, sehen die Aussichten für die Eurokrisenländer insgesamt sehr düster aus. Bald könnten auch Italien und Spanien Schwierigkeiten mit der Refinanzierung ihrer Schulden bekommen und müssen womöglich bald unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen. Aber auch der Euro-Rettungsschirm dürfte überfordert sein, wenn die Schwergewichte Spanien und Italien um Hilfe bitten.

Unterdessen hat Griechenland einen weiteren Schuldenschnitt ins Spiel gebracht, obwohl Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) dies vor kurzem erst ausgeschlossen hatte. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete heute zudem, die Troika habe Griechenland ein dreitägiges Ultimatum gestellt. Die griechische Regierung soll demnach ein Bekenntnis zu allen Reform- und Sparzusagen abgeben. Ansonsten werde die Auszahlung der nächsten Hilfstranche blockiert. Die Europäische Kommission hat den Bericht dementiert, aber es ist offensichtlich, dass die Troika-Kontrolleure mit den Fortschritten in Griechenland unzufrieden sind.

Die Arbeitslosigkeit in der Eurozone klettert derweil munter weiter, wie die folgende Grafik (Quelle: Eurostat) deutlich zeigt.

Es ist schon jetzt abzusehen, dass bald wieder etliche schlechte Nachrichten von der Eurokrise die Runde machen werden. Alle Akteure werden sich aber wohl bemühen, die wirklich schlechten Nachrichten erst nach der Bundestagswahl am 22. September 2013 an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Als aktiver Anleger sollte man sich den Termin der Bundestagswahl schon jetzt rot im Kalender anstreichen. Nicht aus staatsbürgerlichem Bewusstsein, sondern weil danach die schlechten Nachrichten von der Eurokrise auch an den Märkten wieder in den Vordergrund treten dürften.

Oliver Baron

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Über den Experten

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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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