Fundamentale Nachricht
18:44 Uhr, 10.08.2016

Kommt der Mega-Crash im Bankensektor?

Verluste von 882 Milliarden Euro drohen den europäischen Banken bei einer neuen Finanzkrise, so eine ZEW-Studie. Der Kapitalbedarf der Geldhäuser beläuft sich auf 123 Milliarden Euro. Eine deutsche Bank braucht ganz besonders viel Kapital, um nicht in Schieflage zu geraten.

Das Aufatmen im Bankensektor war groß, nachdem die europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA Ende Juli die Ergebnisse des jüngsten Stresstests veröffentlicht hatte. Schließlich zeigten die Ergebnisse, dass die europäischen Banken auch ein Krisenszenario mehr oder weniger unbehelligt überstehen könnten.

Doch eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) kommt nun zu einem anderen Ergebnis. Demnach könnten den europäischen Banken im Krisenszenario Verluste von bis zu 882 Milliarden Euro bevorstehen. Um eine Krise mit einem Kursrutsch an den Aktienmärkten von 40 Prozent überstehen zu können, benötigen die Banken zusammen rund 123 Milliarden Euro.

Die Autoren der Studie haben sich an den Daten des Stresstests der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) orientiert, haben aber zur Beurteilung des Kapitalbedarfs andere Maßstäbe herangezogen. Insbesondere stützten sie sich auf die Kapitalvorgaben der US-Notenbank Fed für den eigenen Bankensektor.

Legt man die strengeren US-Maßstäbe an, haben die europäischen und deutschen Banken ein erhebliches Kapitalproblem. Für die Deutsche Bank ermitteln die Autoren der Studie den größten Kapitalbedarf von 19,023 Milliarden Euro. Dies ist mehr als die aktuelle Marktkapitalisierung der Bank von nur rund 17,6 Mrd. Euro. Im Krisenszenario wäre die Bank also mehr oder weniger wertlos.

Großen Kapitalbedarf haben laut ZEW-Studie außerdem Société Générale (13,015 Mrd. EUR) und BNP Paribas (10,125 Mrd. EUR) aus Frankreich sowie UniCredit (8,864 Mrd. EUR) und Banca Monte dei Paschi (8,514 Mrd. EUR) aus Italien. Für die Commerzbank aus Deutschland sieht die Studie einen Kapitalbedarf von 5,077 Mrd. EUR.

Kommt-der-Mega-Crash-im-Bankensektor-Oliver-Baron-GodmodeTrader.de-1

Die bei einer neuen Finanzkrise drohenden Verluste könnten die Banken voraussichtlich nicht selbst ausgleichen, sondern wären auf staatliche Hilfen angewiesen. „Die Bankensektoren in Deutschland, Frankreich und Italien sind höchstwahrscheinlich auf Subventionen angewiesen, um ihre Defizite auszugleichen“, sagt Studienautor Sascha Steffen. Doch eigentlich sollte es nie wieder vorkommen, dass private Banken auf Kosten der Steuerzahler gerettet werden. Seit Jahresbeginn geltende EU-Regeln erlauben Staatshilfen deshalb nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen.

Die Deutsche Bank hat den Ergebnissen der ZEW-Studie inzwischen widersprochen. Man könne die vom ZEW berechnete Kapitallücke nicht nachvollziehen und verweise auf die Ergebnisse des offiziellen Banken-Stresstests, sagte ein Banksprecher.

World of Trading 2024: Triff die stock3-Experten live vor Ort

Am 22. & 23.11. findet die World of Trading in Frankfurt statt & stock3 ist mit dabei. Wir laden Dich ein, uns & unsere Experten näher kennenzulernen. Mit dabei sind u.a. Bastian Galuschka, Sascha Gebhard u.v.m.

Jetzt kostenloses Ticket sichern!

27 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • Market Impact
    Market Impact

    ich sag mal: morgen crasht der bitcoin weil kein neuer käufer mehr zu finden ist, und die die ihn haben wollen schnell raus :))

    01:55 Uhr, 11.08.2016
  • Dieter_HW
    Dieter_HW

    Ich lese jetzt seit zwei Jahren hier mit, und mittlerweile laufen mir die Tränen vor Lachen an meinem bankfinanzierten Körper hinunter auf mein D&G Sakko. Der eine ruft den Brexit-Schock aus, der andere schreibt über kommende Weltkriege, jetzt sind es mal wieder die Banken, und morgen sind es wahrscheinlich die Mainzelmännchen, die sich in den Suizid stürzen werden.

    Und nicht zu vergessen die verzweifelten Analysten. Entweder der Kurs steigt oder er fällt, eine andere Möglichkeit hat er nicht. Darum soll ich ja auch Börsenbriefe abonnieren, um an dieser Genialität teil zu haben.

    Watt denn nun? Wenn ich einen Crash herbeischreibe, kann der nächste nicht von steigenden Kursen ausgehen. Aber ok, bitte weitermachen, damit ich auch morgen über journalistische Comedy weiter lachen kann.

    22:53 Uhr, 10.08.2016
    1 Antwort anzeigen
  • Schnutzelpuh
    Schnutzelpuh

    Das war doch ein Pseude Stresstest. Soweit ich mitbekommen habe, wurde den Banken ein Formular zugeschickt, das sie ausgefüllt haben. Das war dann der Stresstest. Die Zahlen, die in die Fragebögen eingetragen wurden, kann glauben wer will. Nun, bei der Monte paschi di siena, konnte man das Desaster doch nicht verleugnen. Ansonsten hätte man die Glaubwürdigkeit dieses Tests komplett in die Tonne drücken können.

    21:06 Uhr, 10.08.2016
  • 1 Antwort anzeigen
  • amateur
    amateur

    Na ja, 123 Mia sind nicht wirklich viel - so what?

    20:32 Uhr, 10.08.2016

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

Mehr über Oliver Baron
  • Anlagestrategien
  • Fundamentalanalyse
  • Value Investing und Momentum-Ansatz
Mehr Experten