Kommentar
14:50 Uhr, 29.04.2021

Können Unternehmen die hohen Gewinnerwartungen erfüllen?

Unternehmen sollen bald deutlich höhere Gewinne als vor der Krise erwirtschaften. Bei so hohen Erwartungen kann es fast nur zur Enttäuschung kommen.

Ende 2020 erreichten S&P 500 Unternehmen das Gewinntief. Über die vier Quartale bis Ende 2020 wurde ein Gewinn von 94 Dollar je S&P 500 erreicht. Bei einem aktuellen Kursstand von mehr als 4.000 Punkten ist das ein KGV von mehr als 40. Trotzdem halten viele den Markt nicht für maßlos überbewertet, denn das Gewinnwachstum beschleunigt sich. Bis Ende des laufenden Jahres soll der Gewinn auf 166 Dollar steigen und damit das Vorkrisenniveau von 139 Dollar deutlich übertreffen. Bis Ende 2022 soll der Gewinn dann schon bei 188 Dollar liegen. Gemessen an diesen Zahlen liegt das KGV des S&P 500 bei 22. Das ist im historischen Vergleich immer noch hoch, aber auch nicht überzogen.

Das prognostizierte Gewinnwachstum (Grafik 1) entspricht fast einer senkrechten Linie nach oben. Die Erwartungen als haushoch zu bezeichnen, ist fast eine Untertreibung. Es wäre der schnellste und größte Rebound in mindestens 50 Jahren. Unter normalen Umständen scheint Enttäuschung vorprogrammiert. Die Umstände sind aber nicht normal.


Die Lage vieler Unternehmen ist hervorragend. Das äußert sich auch bei den Preisen. Der Preisdruck ist derzeit so hoch wie lange nicht (Grafik 2). Inputpreise erreichen den höchsten Stand seit den 70er Jahren. Unternehmen können diese Preissteigerungen aktuell weitergeben.

Der Aktivitätsindex der Notenbank von Philadelphia erreicht den höchsten Wert seit 1973 (Grafik 3). Die Lieferzeiten sind so lang wie noch nie seit Beginn der Datenreihe. Es ist richtig Druck im Kessel. Die Wirtschaft boomt und Unternehmen kommen kaum nach.

Das dürfte sich so schnell auch nicht ändern. Der Ausblick bestätigt das, was wir aktuell sehen. In den nächsten 6 Monaten wird kein Nachlassen vom Preisdruck erwartet (Grafik 4). Zuletzt waren die Werte in den 70er Jahren so hoch und dieses Jahrzehnt ist für die hohen Inflationsraten bekannt.

Auch der Durchschnittsbürger profitiert. Das Beschäftigungsbarometer erreicht ebenfalls den höchsten je gemessenen Wert (Grafik 5). Mehr Beschäftigung heißt auch mehr Geld beim Konsumenten und mehr Konsumausgaben. Die Kassen dürften weiter klingeln.

Hohes Wachstum, ob bei den Aufträgen, Preisen oder Beschäftigung sind für Unternehmen gut. Insbesondere die Preiskomponente ist von großer Bedeutung. Das Gewinnwachstum folgt den Inputpreisen (Grafik 6). Gemessen an den bereits realisierten Preissteigerungen ist ein Gewinnwachstum von mindestens 40 % auf Jahressicht zu erwarten. Damit würden die Gewinne je Aktie bereits ein Niveau von 162 Dollar erreichen.

Da der Preisdruck auch zukünftig nicht nachlassen dürfte, ist höheres und längeres Wachstum denkbar. Es könnte sich sogar herausstellen, dass die haushohen Erwartungen zu niedrig sind. Wer investiert ist, sollte sich zumindest kurzfristig nicht beirren lassen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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