Kommentar
18:10 Uhr, 12.12.2018

Können sich die USA von China abkoppeln?

Oft wird die Frage gestellt, ob sich Länder von den USA abkoppeln können und nicht umgekehrt. Es ist aber genau diese Frage im Titel, die jetzt relevant ist.

Die USA sehen sich wirtschaftlich im Vorteil. Viele sind überzeugt, dass geringere Handelsaktivität nicht unbedingt schädlich sein muss, immerhin importieren die USA ja mehr als sie exportieren. Das ist allerdings ein ziemlicher Trugschluss. Die USA importieren zwar mehr als sie exportieren, doch sie exportieren immer noch sehr, sehr viel.

In diesem Jahr werden die US-Exporte erstmals höher als 2,5 Billionen Dollar ausfallen. Das ist gigantisch. Es gibt nur 6 Volkswirtschaften neben den USA, die eine höhere Wirtschaftsleistung haben (China, Japan, Deutschland, Großbritannien, Indien, Frankreich). Anders ausgedrückt: die US-Exporte sind so hoch wie die Wirtschaftsleistung des siebtgrößten Landes der Welt.

Die USA sind auf diese Exporte angewiesen. Stockt der Handel insgesamt, senkt das auch das Wachstum in den USA. Die Handelspolitik der letzten Monate hat zu einer globalen Abkühlung geführt. Dadurch exportieren die USA derzeit weniger als noch in der ersten Jahreshälfte. Gleichzeitig befindet sich die US-Wirtschaft wegen Sonderfaktoren unter Volldampf. Es wird mehr importiert.

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Das Handelsbilanzdefizit steigt dadurch, was das Wachstum etwas senkt. Ohne eine Änderung der Handelspolitik würden die USA weiterhin kräftig exportieren und importieren, aber unterm Strich schneller wachsen. Da die Politik die Handelspartner aber schwächt, können die USA weniger exportieren und schaden sich so selbst.

Daher ist die Frage berechtigt, ob sich die USA wirklich von China und dem Rest der Welt abkoppeln können oder ob die Politik jetzt als Bumerang zurückkommt. Seit Anfang 2018 schwächt sich die Dynamik in China ab (Grafik 2). In den USA hellte sich die Stimmung weiter auf.

Nun ist der Schaden global angerichtet. Der Kreis schließt sich gerade und endet wieder in den USA, die nun den globalen Abschwung, den sie mit verursacht haben, ebenfalls verkraften müssen. Die Turbulenzen an der Börse zeigen, dass Anleger von einer Ansteckung ausgehen und sich die USA nicht vom Rest der Welt abkoppeln können.

Das können sie nur, wenn ein neues Konjunkturprogramm aufgelegt wird. Aktuell ist es noch nicht absehbar. Es wird gerade darüber debattiert, ob Trump sein Infrastrukturprogramm bekommt. Eine Modernisierung der Infrastruktur ist dringend notwendig. Für das Land wäre das Programm gar nicht schlecht und wenn man hunderte Milliarden investieren will, dann ist jetzt ein guter Zeitpunkt. Es würde dem Abschwung entgegenwirken.

Am Ende können sich die USA, wenn sie ihre Politik nicht umkehren, dem Abschwung nur über immer neue Konjunkturprogramme entziehen. Einer gewissen Komik entbehrt das nicht. Die USA sorgen für einen Abschwung im Rest der Welt, der bei ihnen früher oder später ankommt. Dem treten sie mit Ausgabenprogrammen entgegen, treiben aber weiterhin Unsinn, sodass noch mehr Ausgaben notwendig sind. So treiben sich die USA unter großen Kollateralschäden in der Welt selbst in immer höhere Verschuldung.

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3 Kommentare

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  • Godmode
    Godmode

    Ich denke wenn der Westen die Produktion ins eigene Land dank Automatisierung zurück holen könnte, wäre das durchaus möglich. Und da es kurz- bis mittelfristig keine 100% Automatisierung geben wird, würden viele neue Arbeitsplätze in Europa entstehen. Ich stelle mal eine steile These auf: Die Schwellenländer werden die nächsten Jahre massiv verlieren, wenn sie es nicht schaffen, schnellstmöglich einen eigenen Binnenmarkt aufzubauen. Produktion geht dank Automatisierung zum Teil zurück in den Westen.

    19:29 Uhr, 12.12.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Schimanski
    Schimanski

    Herr Schmale hier geht es um einen Wirtschaftskrieg ohne Rücksicht auf Verletzte.....

    18:37 Uhr, 12.12.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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