Kommentar
11:25 Uhr, 06.06.2017

Klarer Trend! Der Arbeitsmarkt in den USA kühlt sich ab

Die USA kehren dem Pariser Klimaabkommen erst einmal den Rücken. Vielleicht liegt es daran, dass es in den USA gar nicht mehr heiß hergeht, sondern ein eisiger Wind weht.

Der Arbeitsmarktbericht für den zurückliegenden Monat hatte es in sich. Dabei geht es nicht nur um die Anzahl neu geschaffener Stellen (138.000), die ausgewiesen wurden, sondern auch um die Zahlen der Vormonate. Diese wurden kräftig nach unten revidiert. Die Zahlen für April wurden von 211.000 auf 174.000 gesenkt und für März ging es von 79.000 auf 50.000 nach unten. Nach neuesten Erkenntnissen wurden also allein in den zwei Monaten zuvor 66.000 weniger Jobs geschaffen als angenommen.

Es ist nicht die erste Revision nach unten, die wir in diesem Jahr sehen. Möglicherweise ist es auch nicht die letzte. Es könnte sogar noch richtig dick kommen. Dazu muss man wissen, dass die Zahlen, die veröffentlicht werden, saisonal adjustiert sind. Diese Zahlen erwecken den Eindruck, dass jeden Monat schön brav Stellen geschaffen werden. Das stimmt nicht. Im Januar fallen in den USA für gewöhnlich über 2 Mio. Stellen weg. Anstatt diese Zahl auszuweisen wird adjustiert und am Ende steht statt des satten Minus ein sattes Plus.

Im Januar 2017 fielen knapp 3 Mio. Stellen im Januar weg. Das wird vor allem durch das Ende der Feiertagssaison um Weihnachten verursacht, die viele kurzfristige Jobs schafft. Ebenso werden andere Saisonarbeiter im Januar wegen der Temperarturen entlassen. Der Bau steht praktisch still.

Die Statistiker gleichen das Minus im Januar aus. Sie schätzen den Effekt der Saisonalität ab und versuchen diesen aus den Daten zu entfernen. Das führt dazu, dass die tatsächlichen Daten um mehrere Millionen nach oben angepasst werden. Ob die Statistiker damit richtig liegen, weiß keiner. Das wird erst im Laufe des Jahres klar.

Die Behörde orientiert sich bei den Anpassungen an Erfahrungswerten. Im Boom rechtfertigen sie starke Revisionen nach oben. Je weiter das Jahr fortschreitet, desto mehr harte Fakten kennt die Behörde. Stellt sich heraus, dass weniger Jobs geschaffen werden als in den Vormonaten der letzten Jahre, müssen die Zahlen nach unten revidiert werden – und zwar teils recht kräftig.

Genau dieses Phänomen sehen wir derzeit. Die Erstveröffentlichungen geben ein zu positives Bild. Die Behörde geht noch immer von einem Boom aus. Dieser scheint jedoch vorbei zu sein. So zahlreiche und kräftige Revisionen nach unten wie in diesem Jahr haben wir in den USA schon lange nicht mehr gesehen. Es mag ein vorübergehendes Phänomen sein, doch momentan liegt der Schluss nahe, dass sich der Arbeitsmarkt merklich abkühlt (siehe auch Grafik 1).

Klarer-Trend-Der-Arbeitsmarkt-in-den-USA-kühlt-sich-ab-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-1

Die Regierung sieht die Sache noch positiv und verweist auf die niedrige Arbeitslosenquote. Mit 4,3 % wirkt sie auf den ersten Blick sehr niedrig. Vergleicht man sie jedoch international, sieht man wie viel mehr Potenzial theoretisch vorhanden ist (Grafik 2).

Klarer-Trend-Der-Arbeitsmarkt-in-den-USA-kühlt-sich-ab-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Die Arbeitslosenrate, die in Deutschland veröffentlicht wird, ist nicht 1 zu 1 mit der US-Quote vergleichbar. Auf vergleichbarer Basis (wie in der Grafik dargestellt), liegen einige Länder noch deutlich vor den USA. Man kann es auch umkehren. Würde man die US-Arbeitslosigkeit nach deutschem Maßstab rechnen, läge sie eher bei 6 % als bei 4,3 %. Da bleibt also noch viel zu tun.

Ob die US-Wirtschaft aus eigener Kraft die Arbeitslosigkeit weiter senken kann, bleibt abzuwarten. Die Abkühlung erscheint inzwischen schon recht offensichtlich und ca. 100.000 neue Stellen pro Monat braucht es, um das Bevölkerungswachstum aufzufangen.

In den USA läuft derzeit nichts heiß, außer dem Aktienmarkt vielleicht. Statt gegen zu heißes Klima zu kämpfen, müssen sich die USA gegen einen Wintereinbruch wappnen.

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5 Kommentare

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  • Dr. Fisch
    Dr. Fisch

    dazu kommt noch noch die Immo-Blase:

    http://derwaechter.net/liebe-us-notenbank-es-ist-n...

    und die Studentenkredite und und und...

    15:13 Uhr, 06.06. 2017
  • Schnutzelpuh
    Schnutzelpuh

    Dann kann es weiter hoch gehen, wenn die Fed wieder hilft und keine Zinserhöhungen kommen!

    15:12 Uhr, 06.06. 2017
  • Austrochris
    Austrochris

    Die Fed lässt ein bisschen locker , und die Konjunktur drüben fliegt vom Hocker !

    3 Zinserhöungen sehe ich heuer nicht mehr ! wenn es gut geht vielleicht eine und das sollte die Fed auch nicht riskieren !

    11:42 Uhr, 06.06. 2017
  • Austrochris
    Austrochris

    Auch auf die amerikanische Ölindustrie kommen harte Zeiten ! Viele Frackingunternehmen sind mit sehr hohen Schulden finanziert worden ! Unter 50 Dollar/Barrel wird man sich nicht mehr refinanzieren können . Und dann will Trump noch einen Teil der Ölreserven frei geben. Das ist ein Schuss ins Knie !

    11:39 Uhr, 06.06. 2017
  • Austrochris
    Austrochris

    Guter Artikel !

    Sehe ich genauso ! Der Dow und Co ignorieren im Moment fast alles ! Das böse Erwachen wird kommen !

    11:35 Uhr, 06.06. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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