Analyse
11:40 Uhr, 22.07.2025

KI-Milliardenprojekt "Stargate" von SoftBank und OpenAI gerät ins Stocken

Sechs Monate nach der pompösen Ankündigung von "Stargate" kommt das auf 500 Mrd. USD geschätzte KI-Infrastrukturprojekt nur schwer in Gang. Das von der japanischen SoftBank und dem KI-Pionier OpenAI geführte Vorhaben hat seine kurzfristigen Ziele deutlich zurückgeschraubt. Das berichtet das renommierte WSJ.

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  • SoftBank Group Corp.
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  • SoftBank Group Corp. - WKN: 891624 - ISIN: JP3436100006 - Kurs: 66,380 € (L&S)
  • Oracle Corp. - WKN: 871460 - ISIN: US68389X1054 - Kurs: 243,540 $ (NYSE)
  • CoreWeave Inc. - WKN: A413X6 - ISIN: US21873S1087 - Kurs: 124,910 $ (Nasdaq)

Anstelle der bei der Vorstellung versprochenen sofortigen Investition von 100 Mrd. USD strebt das neu gegründete Unternehmen nun lediglich den Bau eines einzigen, kleineren Rechenzentrums bis Ende des Jahres an, voraussichtlich im US-Bundesstaat Ohio.

Differenzen zwischen den Partnern

Hinter den Kulissen scheint es zwischen den beiden treibenden Kräften, dem japanischen Milliardär Masayoshi Son und OpenAI-Chef Sam Altman, zu erheblichen Unstimmigkeiten gekommen zu sein. Den berühmten "Kreisen" zufolge herrscht Uneinigkeit über entscheidende Komponenten der Partnerschaft, wie etwa die Wahl der Standorte für die geplanten Rechenzentren. SoftBank hatte sich Anfang des Jahres mit für das Gesamtjahr geplanten 30 Mrd. USD Investitionen an OpenAI beteiligt – eine Rekordsumme, die den Einstieg in die für künstliche Intelligenz notwendige physische Infrastruktur sichern sollte.

Trotz der Verzögerungen bemühen sich beide Unternehmen, nach außen Einigkeit zu demonstrieren. In einer gemeinsamen Erklärung heißt es, man treibe Projekte in mehreren Bundesstaaten voran und bewege sich "mit Hyperscale-Geschwindigkeit, um die KI-Infrastruktur zu liefern, die die Zukunft antreiben und der Menschheit dienen wird." Auch Altman sprach kürzlich von einer "wunderbaren Partnerschaft" und nannte als erstes gemeinsames Ziel den Aufbau von Rechenzentren mit einer Kapazität von 10 Gigawatt.

Altman schmiedet eigene Pläne

Die schleppende Umsetzung des gemeinsamen Projekts scheint Sam Altman jedoch nicht aufzuhalten. Um den enormen Bedarf an Rechenleistung für die nächsten Generationen von ChatGPT zu sichern, hat OpenAI bereits Fakten geschaffen – ohne SoftBank. Ein kürzlich geschlossener Vertrag mit Oracle sieht vor, dass OpenAI in den kommenden drei Jahren mehr als 30 Mrd. USD jährlich an den Softwarekonzern zahlt.

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Der Deal umfasst, was den Energieaufwand angeht, eine gewaltige Kapazität von 4,5 Gigawatt.

Zusammen mit einer kleineren Vereinbarung mit CoreWeave hat sich OpenAI damit bereits fast so viel Rechenkapazität gesichert, wie Stargate ursprünglich für das laufende Jahr versprochen hatte.

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Die jährlichen Kosten des Oracle-Deals allein übersteigen die jüngsten Umsatzprognosen von OpenAI um das Dreifache. OpenAI setzt darauf, dass die Einnahmen durch zahlende Kunden und Werbung exponentiell steigen werden. Für 2029 stellt OpenAI gigantische 125 Mrd. USD Umsatz in Aussicht - 2024 waren es 3,7 Mrd. USD, bei 5 Mrd. USD Verlust. Erst 2027 wird OpenAI aber den Prognosen zufolge mehr umsetzen, als es an Oracle die nächsten drei Jahre jährlich zahlt.

Ein sehr ambitioniertes Vorhaben

Die Schwierigkeiten des Stargate-Projekts zeigen die enormen Herausforderungen beim Aufbau von KI-Infrastruktur. Neben der Suche nach geeigneten Standorten und der Beschaffung teurer KI-Chips stellt vor allem die Sicherung riesiger Strommengen und die Finanzierung eine große Hürde dar.

Die Unklarheit über den tatsächlichen Status des Projekts wird durch Aussagen von Partnern noch verstärkt. Obwohl Oracle und die Firma MGX aus den Vereinigten Arabischen Emiraten bei der ersten Ankündigung als Partner genannt wurden, scheint ihre Rolle unklar zu sein. Oracle-Chefin Safra Catz erklärte erst im vergangenen Monat in einer Telefonkonferenz mit Investoren: "Stargate ist noch nicht gegründet." Die anfängliche Euphorie, die Masayoshi Son im Weißen Haus mit den Worten "Dies ist der Beginn unseres goldenen Zeitalters" zum Ausdruck brachte, ist einer nüchternen Realität gewichen.

Und dann steht noch ein anderes Problem im Raum. Die hohe Softbank-Invesition in OpenAI war an eine wichtige Voraussetzung geknüpft. OpenAI sollte von einem gemeinnützigen in ein profitorientiertes Unternehmen überführt werden. Im Mai ruderte Altman etwas zurück.

Der kommerzielle Teil des Unternehmens solle weiterhin unter der Kontrolle der bisherigen Non-Profit-Organisation bleiben.

Bleibt das so, könnte die Investitionssumme von Softbank, die zusammen mit Microsoft 40 Mrd. USD zusagten, empfindlich schrumpfen - auf die Hälfte. Das Geld ist noch nicht komplett geflossen, die erste Tranche betrug 10 Mrd. USD. Die zweite würde dann auch nur 10 Mrd. USD betragen - statt 30 Mrd. USD. Ob hier das letzte Wort gesprochen ist, dürfte aber fraglich sein. Denn wie erfolgreich OpenAI als Wegbereiter des KI-Hypes auch aussehen mag - der Finanzbedarf ist gewaltig. Technologisch hat die Konkurrenz massiv aufgeholt, und ist finanziell besser aufgestellt.

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1 Kommentar

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  • AnJay
    AnJay

    Кönnte es sein, dass die Oracle Rechenzenten für OpenAI nicht in den USA sondern in SA und VAE entstehen, wo es viel Sonnenenergie gibt, aber auch fossile Energieträger. D.h. man muss die Energie nicht über lange Wege transportieren um zu benutzen, sondern vor Ort "verfeuern"? Die USA liefert die Chips, die von US Firmen in SA und VAE verwaltet werden sollen, damit die Chips nicht in Richtung China auswandern. Und die Rechenzentren werden mit Geld aus SA und VAE gebaut. Beide Länder werden Abermilliarden drin stecken.

    12:10 Uhr, 22.07.