Kommentar
08:19 Uhr, 01.09.2018

Keine Fakenews: Trump will anscheinend unfairen Handel

Offiziell geht es im Handelsstreit darum, die Bedingungen fair zu gestalten. Trump legt nun die Karten auf den Tisch. Er will offenbar die Welt ausbeuten.

Im Handelsstreit der USA mit der EU geht es um viele Themen, insbesondere jedoch Autos. Die Zölle, die die beiden Blöcke auf importierte Autos erheben, sind nicht gleich. Die USA erheben höhere Zölle auf SUVs, die EU auf normale Personenwagen.

Aus Sicht der USA ist das nicht fair. Sie importieren viel mehr Autos als sie exportieren. Der Gedanke dahinter: die Zölle sind nicht fair. Was kann man also tun, um Fairness herzustellen? Man gleicht die Zölle an. Das kann geschehen, indem der gleiche Prozentsatz in den USA und der EU erhoben wird oder indem man die Zölle ganz streicht.

Die EU hat nun vorgeschlagen, die Zölle ganz zu streichen. Mehr Fairness geht eigentlich nicht. Trotzdem ist das Trump nicht gut genug. Wenn das Streichen von Zöllen nicht gut genug ist, was dann?

Offenbar haben die USA überhaupt kein Interesse an fairem Handel, obwohl sie ihren Feldzug gegen die Welt genau darauf aufbauen. Sie geben sich wahrscheinlich erst zufrieden, wenn andere Länder einer Ausbeutung zustimmen. Im Falle von Autos hieße das: die EU muss die Zölle streichen während die USA weiterhin Zölle erheben dürfen. Das kann es wohl nicht sein...

Der Fairness halber muss man festhalten, dass Cecilia Malmström, Handelsbeauftragte der EU, in ihrem Statement nur in Bezug auf Autos konkret ist. Hier wird das Streichen der Zölle vorgeschlagen. Es bleibt aber unklar, ob das auch für alle anderen Produkte gelten würde. Die Aussage ist lediglich: Wir sind sogar bereit, die Zölle auf Autos auf null zu senken, alle Zölle auf null, wenn die USA das gleiche tun.

Das kann man so oder so interpretieren (nur Autos oder alle Produkte). Die Zölle einfach insgesamt zu streichen, ist wohl am fairsten. Ob es so gemeint war, wird sich erst noch zeigen. Zölle von 0 % sind am fairsten, weil sich dann die Wettbewerbsfähigkeit eines Produzenten voll entfalten kann. Wer wettbewerbsfähig ist, gewinnt. Genau davor haben die USA aber Angst. Sie sind in der Produktion eben nicht sonderlich wettbewerbsfähig.

Der Handelsbilanzüberschuss mit der EU mit den USA würde sich vermutlich ausweiten (Grafik 1). Schon jetzt liegt der Überschuss bei über 100 Mrd. Euro. Dies gilt, obwohl die Handelsbilanz der EU mit der Welt relativ ausgeglichen ist (Grafik 2).


Der Überschuss, der mit den USA erzielt wird, wird mit China als Defizit verbucht (Grafik 3). Ob dieses Defizit zu fairen Bedingungen entstanden ist, lässt sich hinterfragen. Die aktuelle Lage zu hinterfragen ist ohnehin zu befürworten. Die Initiative der USA ist also nicht unsinnig. Wenn das Ziel jedoch unfairer Handel ist und die USA Bedingungen erzwingen wollen, die zu einer Ausbeutung führen, ist das natürlich eine ganz andere Sache.

Nach Ausbeutung sieht es derzeit aus. Gelingt das den USA, bringt ihnen das kurzfristig Vorteile. Langfristig sinkt das Ansehen der USA noch mehr und Partner sehen sich nach Alternativen um. Wirtschaftsimperialismus macht die USA langfristig verwundbarer.

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4 Kommentare

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  • bananenbully.
    bananenbully.

    Meine Meinung: Mir geht Trump Bashing auf den Sack ;-). Trump wird sehr gut wissen, was er tut. Bzw. Trump ist nur die Marionette, die wir sehen, entschieden wird hinter verschlossenen Türen. Was fair ist und was nicht, lässt sich nicht einfach an Zöllen fest machen, da muss man mehr differenzieren.

    03:37 Uhr, 02.09.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Pitjupp
    Pitjupp

    Den Wirtschaftsoligarchen, die Trumps Wahlsieg finanziert haben, sind langfristige Beziehungen möglicherweise egal. Wer nicht spurt kann notfalls mit einer Armee, die mehr als 700 Milliarden USD p.A. kostet, zur Raison gebracht werden.

    14:01 Uhr, 01.09.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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