Fundamentale Nachricht
12:53 Uhr, 16.06.2020

"Keine dauerhafte Outperformance von Value-Aktien"

Die Chefstrategin von Principal Global Investors Seema Shah glaubt nicht an eine dauerhafte Outperformance von Value-Aktien. Wichtige Voraussetzungen dafür seinen nicht gegeben.

Nach der langen Rallye von Wachstumsaktien aus dem Tech-Bereich positionieren sich viele Investoren nun für eine Renaissance der Value-Titel wie Finanzwerte und Industrieaktien. Dagegen glaubt Seema Shah nicht an eine dauerhafte Outperformance von Value-Aktien. Wichtige Voraussetzungen dafür seinen nicht gegeben, erklärt die Chefstrategin von Principal Global Investors:

„Damit Value-Aktien zum Herausforderer für Wachstumstitel werden können, müssen erst einmal die Anleiherenditen steigen. Sie sind zwar zuletzt etwas nach oben ausgebrochen und stützen kurzfristig Value-Aktien, doch das Potenzial für einen echten Ausverkauf von Anleihen zugunsten von Value-Aktien ist begrenzt.

Angesichts der Flaute auf dem Arbeitsmarkt rechnen wir nicht mit einem starken Anstieg der Löhne, so dass der Inflationsdruck gedämpft bleiben dürfte. Vor einem derart schwachen inflationären Hintergrund wird der Druck auf die Fed, die Geldpolitik zu straffen, minimal sein, und die Zinssätze dürften auf absehbare Zeit in der Nähe der Nullgrenze bleiben. Darüber hinaus deuten Diskussionen über eine mögliche Steuerung der Zinskurve darauf hin, dass die Fed versuchen wird, die Zinskurve niedrig und flach zu halten.

Dies ist ein starker Gegenwind für Value-Aktien. Sie könnten war Auftrieb erhalten, wenn sich die Wirtschaftsdaten in den nächsten Monaten verbessern, aber es ist unwahrscheinlich, dass dies von Dauer sein wird.

Genauso wie die Outperformance von Value-Aktien eine starke Performance der Finanzwerte voraussetzt, hängt die Performance von Wachstumstiteln stark von der Technologie ab. Nach ihrer enormen Rallye in den letzten 10 Jahren sind Technologieunternehmen extrem teuer. Das deutet eigentlich darauf hin, dass der Spielraum für weitere Gewinne begrenzt ist. Dennoch gibt es nach wie vor starken Rückenwind für diesen Sektor. Nicht nur, dass das unsichere Umfeld die Vorliebe der Investoren für Unternehmen mit stärkeren Bilanzen, positivem Cashflow und weniger Fremdkapital erhöht. Auch die fundamentale Wachstumsstory vieler Tech-Firmen ist unverändert intakt. Durch die Pandemie wird sich die Verlagerung hin zu eher virtuellen Geschäftsmodellen beschleunigen und die Abhängigkeit der Unternehmen von Technologien noch verstärken.

Value-Titel könnten in den kommenden Monaten getrieben durch die sich erholende Wirtschaftstätigkeit, Änderungen in der Positionierung von Investoren und die Bewertungsniveaus einen Schub erhalten. Ohne einen starken reflationären Aufschwung ist es jedoch unwahrscheinlich, dass Value-Titel eine dauerhaftere Outperformance erzielen werden. Die Uhr tickt.“

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