Kommentar
15:48 Uhr, 09.08.2018

Keine alternativen Fakten: Den USA gehört die Welt!

Der Handelskonflikt hat wenig mit Vernunft zu tun. Insbesondere dann nicht, wenn man sich die Ungleichgewichte ansieht, für die die USA selbst sorgen.

Die USA stört, dass ihre Handelsbilanz negativ ist. Monatlich importieren die USA um 40 Mrd. mehr Güter als sie exportieren (Grafik 1). Das ist im Durchschnitt der letzten 7 Jahre. Die Bilanz verschlechtert sich immerhin nicht weiter, obwohl die Wirtschaft insgesamt wächst.

Das reicht aber nicht. Am liebsten soll der negative Wert verschwinden. Wenn man träumen darf, dann wäre ein positiver Wert am besten. Dazu wird es aber nicht kommen. Das Problem dabei liegt nicht nur im Ausland. Es ist auch hausgemacht.

Die USA sind Weltmeister bei Auslandsinvestitionen. 2017 wurde erstmals die Marke von 6 Billionen Dollar überschritten (Grafik 2). Das Ausland investiert in den USA deutlich weniger. Der Wert liebt bei 4 Billionen Dollar. Wenn man diese Zahlen sieht, kann man sich zwei Fragen stellen.

Erstens: Woher kommt das Ungleichgewicht?
Zweitens: Welche Konsequenzen hat das?

In der Denkweise der aktuellen US-Regierung sind Ungleichgewichte immer die Schuld desjenigen, zu dessen Gunsten es ausfällt. Bei den Investitionen heißt das, dass die USA das Ausland daran hindern, in den USA entsprechend zu investieren und für einen Ausgleich zu sorgen. Das Ausland könnte hier eigentlich auf die Barrikaden steigen.

Zuletzt verhinderten die USA Investitionen aus China, indem Übernahmen verboten wurden. Solche Aktionen sorgen unter anderem für das Ungleichgewicht. Viel wichtiger ist aber das Verhalten der USA selbst oder noch genauer: das Verhalten der Unternehmen.

Am Ende ist es nicht der Staat, der investiert, sondern Unternehmen. Diese haben unglaubliche Mengen investiert und so Vermögen im Ausland angehäuft. Dieses Vermögen sind Tochtergesellschaften, Beteiligungen, Joint Ventures usw. Aus Spaß machen Firmen das nicht.

Sie haben im Ausland investiert, weil die Rendite höher als daheim ist. Sie produzieren vor Ort, z.B. in Europa und verschieben die Gewinne aus den Verkäufen von Produkten vor Ort nach Irland. Die Steuern sind dort viel niedriger als in den USA. Die US-Steuersenkung kann dem ein klein wenig entgegenwirken, doch im Vergleich zu Steueroasen sind die Steuersätze in den USA immer noch zu hoch.

Darüber hinaus produzieren US-Firmen lieber im Ausland und importieren die Güter zum Verkauf im Heimatland. Auch das ist attraktiver als in den USA zu produzieren. Das sorgt dann unter anderem für das Handelsbilanzdefizit. Daran kann China wenig ändern. Es ist ein Systemproblem in den USA.

Das bedeutet nicht, dass China eine weiße Weste hat. Es ist aber nicht an allem schuld und schon gar nicht alleine. Die USA haben sich von ihren eigenen Unternehmen übers Ohr hauen lassen und beschuldigen jetzt das Ausland. Gleichzeitig haben US-Unternehmen in der Welt eine dominante Stellung aufgebaut.

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Finanzmarktanalyst
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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