Kommentar
15:16 Uhr, 30.06.2020

Kaum zu glauben: QE der Fed gleicht frühere Bilanzreduktion kaum aus

Die Fed will so viele Wertpapiere kaufen wie nötig. Es sieht so aus, als sei das Notwendige erreicht. Das Resultat: die Bilanzreduktion der Vorjahre wird gerade einmal ausgeglichen.

Ob die US-Notenbank nach der zunehmenden Unruhe am Aktienmarkt die Wertpapierkäufe wieder nach oben fährt, bleibt abzuwarten. Bisher bleibt sie dem treu, was sie versprochen hat: so viel zu kaufen wie notwendig. Als Fed-Präsident Powell diese Ankündigung im März machte, waren alle glücklich.

Es war die Ansage, dass QE nicht begrenzt sein würde. QE-unendlich, was für eine Freude! Damals wusste allerdings niemand wie wörtlich die Fed ihre Ankündigung nehmen würde. So viel wie notwendig heißt nicht so viel wie möglich. Viele hatten die Ansage genau so interpretiert, dass die Fed den Markt leerräumen würde.

Davon kann keine Rede sein. Zuletzt kaufte die Notenbank nur noch Wertpapiere im Umfang von 50 Mrd. in einer Woche. Die Hälfte davon entfiel auf Staatsanleihen und die andere Hälfte auf Hypothekenpapiere. Das Volumen reicht nicht aus, um die explodierenden Staatsschulden vom Markt abzuschöpfen.

Die Notenbank kauft weniger als erwartet, weil sie nicht mehr kaufen muss. Sie beschränkt sich wirklich auf das Notwendigste. Sie sorgt für Liquidität und verhindert, dass es zu Verwerfungen kommt. Aktuell sind dafür kaum noch Käufe erforderlich. Anleger können sich daher nicht über eine unbegrenzte Geldflut freuen, die den Markt in jedem Fall heben wird.

Tatsächlich reichten die Käufe bisher nur, um die Entwicklung der Jahre seit 2014 auszugleichen. Zunächst beendete die Fed QE und reduzierte danach die Bilanzsumme. In der Zwischenzeit stiegen die Schulden des Staates weiter an. Als QE3 endete, hielt die Fed 20 % aller Staatsschulden. Heute sind es 22 %, obwohl 3 Billionen in den Finanzmarkt flossen.

Die Bilanzsumme ist zwar heute größer als damals, aber auch die Schulden sind höher. Im Verhältnis zu den gestiegenen Schulden ist das bisherige QE Programm nicht größer als die Aufräumarbeiten nach der Finanzkrise.

Anleger scheinen die Handlungen der Fed jedoch so zu interpretieren, dass sich der Geldhahn niemals schließen wird. Das ist nicht die richtige Schlussfolgerung. Der Markt kann trotz bereitstehender Fed fallen. Das tat er weniger heftig als im März, doch die letzten Wochen waren von Abgaben geprägt und einem Kursrutsch im mittleren einstelligen Bereich an einem einzigen Tag.

Damit die Fed wieder richtig viel Geld druckt, muss erst wieder Stress aufkommen. Ohne diesen Stress bleibt QE eher ein stetiges Tropfen als eine regelrechte Flut. Die Notenbank flutet nicht vorsorglich, damit der Markt nicht fällt, sondern interveniert, wenn der Markt gefallen ist. Sie verhindert Kursrückgänge nicht, sondern räumt danach auf. Das sollte Anlegern bewusst sein.

Clemens Schmale


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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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