Kommentar
07:00 Uhr, 19.10.2015

Kaufen, was die Insider handeln

Insider (Manager von Unternehmen) sind gerade in Kauflaune. Sollten Anleger es ihnen gleichtun?

Insidern wird zugesprochen, dass sie ein gutes Gespür für die Entwicklung ihres eigenen Unternehmens haben. Ob das so in jedem Fall zutrifft, darf man anzweifeln. Topmanager von RWE haben bei der Aktie im Bereich von 20 bis 25 Euro zugegriffen. Trotz der enormen Rallye der letzten Wochen steht die Aktie derzeit 40% unter den Einstiegskursen der Insider.

Manager liegen zweifelsohne nicht in jedem Fall richtig. Als Anleger sollte man daher seine Entscheidungen nicht aufgrund der Insider-Käufer einzelner Manager tätigen. Einzelne Manager und Unternehmen können immer wieder falsch liegen und inkorrekte Signale liefern. Wenn man jedoch die Gesamtheit aller Insider-Käufe betrachtet, dann sieht die Sache etwas anders aus.

Grafik 1 zeigt den S&P 500 seit 1997 und einen Insider-Kauf Index. Dieser Index zeigt an, wie viel Manager an Aktien des eigenen Unternehmens kaufen. Der Index weist seit den 90er Jahren eine steigende Tendenz auf. Das liegt wohl daran, dass es für Manager immer attraktiver wird, die Aktien des eigenen Unternehmens zu kaufen. Im Prinzip macht das Sinn, denn es sind ja auch die Manager, die über Aktienrückkäufe, Dividendenerhöhungen und Entlassungen entscheiden. Theoretisch haben die Eigentümer (Aktionäre) ein Entscheidungsrecht, doch im Normalfall folgen sie auf den Hauptversammlungen den Empfehlungen des Managements.

Der Insider Index läuft grundsätzlich konträr zum Markt. Manager agieren antizyklisch. Das gelingt ihnen überraschend gut. Manager verkaufen mehr Aktien im Aufwärtstrend als sie kaufen. Stehen die Kurse hoch, dann haben Manager einen hohen Anreiz die Gewinne aus ihren Aktienvergütungen zu realisieren. Stehen die Kurse niedrig, dann kaufen sie zusätzliche Aktien, neben der ohnehin erhaltenen Aktienvergütung.

Besonders gut sieht man die Indikatorfunktion des Insider Index in den Jahren 2008/09 und 2011. Als die Kurse ihr Top ausbildeten wurden nur noch sehr wenige Aktien gekauft. Im Abwärtstrend stiegen die Käufe und explodierten förmlich um die zyklischen Tiefs herum. Das Timing war gut.
Die Käufe begannen in diesem Jahr ab dem ersten Quartal zu sinken. Seit Anfang Oktober steigen sie wieder deutlich. Das lässt auf ein mittelfristiges Tief und eine gute Performance über die kommenden 12 Monate hoffen.

Der an der Universität Michigan lehrende Professor Nejat Seyhum hat das Phänomen sehr genau untersucht. Seine Research geht bis in die 70er Jahre zurück. Er entwickelte ein Modell, welches aufgrund der Insider-Käufe Rückschlüsse auf die Performance von Aktien über die kommenden 12 Monate zulässt. Das Ergebnis ist in Grafik 2 dargestellt.

Generell zeigt die Performanceprognose positive Werte. Die Prognose ist daher mehr als relative Indikation zu sehen und nicht als in Stein gemeißelte absolute Performanceindikation. Die tatsächliche Performance und die Performanceprognose laufen parallel. Die Korrelation ist hoch.

Momentan liegt die prognostizierte Rendite über die kommenden 12 Monate bei 15%. Das ist der höchste Wert seit Anfang 2012. Nimmt man diese Prognose für bare Münze, dann stehen die Zeichen für Aktien auf Grün. Ein mittelfristiger Boden sollte im September erreicht worden sein.

Die Gretchenfrage ist nun allerdings: wie lange ist das gültig und wie hoch können Aktien steigen? Seit den Tiefs im August/September 2015 haben US Aktien schon wieder knapp 10% gewonnen. Damit sind zwei Drittel der erwarteten Performance über die kommenden 12 Monate schon erzielt. Die Jahresendrallye kann Aktien wieder zu ihren bisherigen Hochs im Jahr 2015 führen. Dann wäre die Performanceindikation der kommenden 12 Monate erschöpft. Anleger können kurzfristig auf weiter steigende Kurse setzen. Nach der Jahresendrallye ist die Luft jedoch draußen. Kurse dürften ab Februar 2015 seitwärts/abwärts tendieren.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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