Kommentar
06:44 Uhr, 10.02.2017

Kaufen oder verkaufen? Dieser Kontraindikator ist Gold wert

Larry Fink sieht dunkle Wolken aufziehen. Das tun zwar auch andere, doch kaum jemand hat so viel Gewicht wie Fink, steht er doch dem größten Vermögensverwalter der Welt vor.

Larry Fink, Chef von BlackRock, ist nicht dafür bekannt, dass er dramatische Ansagen macht. Im Gegensatz zu vielen anderen, die sich auf dem Markt tummeln, bleibt er eher nüchtern und verzichtet auf Aussagen wie „alles sofort verkaufen“, „die Apokalypse steht bevor“ usw. So sagt er nun auch nicht einfach „verkaufen“, sondern stellt eine sehr berechtigte Beobachtung in den Raum.

Bei der Beobachtung geht es um Timing. Timing ist im Markt bekanntlich alles, doch nichts ist so schwierig wie gutes Timing. Global rätseln vermutlich tausende Anleger jeden Tag, ob der Markt nun noch weiter steigen wird oder ob morgen der große Crash beginnt. Viele fällen aufgrund ihrer Überlegungen die falsche Entscheidung.

Anleger lassen sich gerne vom Markt in die Irre führen. Setzt man auf steigende Kurse und kauft, doch fällt der Markt dann gleich einmal, beginnen die Zweifel. Viele lassen sich breitklopfen und verkaufen nach kurzer Zeit. Natürlich steigen die Kurse dann wieder. Man ärgert sich und wartet ab. Die Kurse steigen weiter. Man denkt sich „das kann doch nicht wahr sein“ und wartet noch ein paar Tage mehr ab. Dann lässt man sich wieder breitschlagen und kauft. Natürlich geht es dann wieder nach unten.

Ein großer Fehler ist, dass Anleger zwar mittel- bis langfristig investieren wollen, es aber nicht schaffen. Sie lassen sich von den täglichen Schwankungen aus der Ruhe bringen. Es werden kurzfristige Trends gehandelt, obwohl diese für das Big Picture absolut keine Rolle spielen. So kommt es dann zum Klassiker: Viel hin und her macht Taschen leer.

Eine Möglichkeit, wie Anleger dieser Falle entgehen können, ist eigentlich ganz einfach. Man schaut einfach nicht täglich auf den Aktienmarkt, sondern auf andere Indikatoren, die anzeigen, ob das Umfeld noch in Ordnung und förderlich ist. Ein solcher Indikator ist in Abbildung 1 dargestellt.

Es handelt sich um das US-Verbrauchervertrauen.

Das Verbrauchervertrauen ist mit dem Aktienmarkt positiv korreliert. Steigt die Laune der Konsumenten, kaufen diese auch mehr, was gut für die Wirtschaft und die Unternehmensgewinne ist, die letztlich die Kurse treiben. Solange die Gewinne wachsen, muss man Aktien nicht verkaufen. Es reicht also zu wissen, ob das wirtschaftliche Umfeld stimmt. Dieses stimmt gerade – nur möglicherweise etwas zu sehr.
Fink erklärt das so: ist das Verbrauchervertrauen niedrig, ist der richtige Zeitpunkt, um in den Markt einzusteigen. Jetzt erreicht das Vertrauen Rekordwerte. So gut wie jetzt waren Verbraucher schon seit über 15 Jahren nicht mehr gelaunt. Gleichzeitig stehen Aktien auf Rekordniveaus. Vielleicht sollte man nicht mehr daran denken, in den Markt einzusteigen, sondern langsam wieder auszusteigen.

An der Sichtweise ist etwas dran. Das Verbrauchervertrauen ist zyklisch und deshalb ein Kontraindikator, wenn es auf hohem Niveau steht. Das kann man vom aktuellen Stand wohl so behaupten. Allmähliche Verkäufe machen für langfristig orientierte Anleger so langsam Sinn, insbesondere, wenn sie im letzten Bärenmarkt in den Markt eingestiegen sind.

Es besteht noch kein akuter Handlungsbedarf. Das Verbrauchervertrauen fällt für gewöhnlich, bevor der Markt korrigiert (s. Grafik 2). Der letzte Bärenmarkt, ebenso wie der Crash 2011 und die Korrektur 2015/2016 wurden frühzeitig angekündigt. Derzeit gibt es kein Warnsignal.

Um zu verkaufen ist es vermutlich auch noch zu früh. So langsam bilden sich immer mehr Notenbanker eine Meinung über die neue Administration. Der Konsens sieht im Moment so aus, dass sich 2017 keine Überhitzung der Wirtschaft andeutet. Das Konjunkturprogramm kommt vermutlich so spät, dass es erst 2018 wirkt. Die Zinsen bleiben also weiterhin sehr niedrig. Das generell positive Börsenumfeld kann noch einige Monate Bestand haben. Wer langfristig orientiert ist, für den heißt es aktuell vermutlich Aktien halten.

Clemens Schmale

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8 Kommentare

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  • tschak
    tschak

    Halten klingt gut - ich bin Langfristanleger - im Jahr 2032 wird wieder abgerechnet. Zinseszins - ka ching !!

    23:38 Uhr, 12.02. 2017
  • Rolli1001
    Rolli1001

    alles ne Frage des Anlagehorizontes,

    Verluste entstehen:

    1) falsche Werte oder nur kleine small Caps

    2) keine genügende Streuung

    3) Anlagezeit zu kurz, mindestens Ziel 10 Jahre wo man das Geld dazwischen nicht benötigt

    4) Wer dauernd nachschaut tappt in die Psycho Falle und unterliegt falschen New was dann zu

    zu Panikverkäufen führt.

    Wer 1 + 2 berücksichtigt hat schaut mal alle 3-4 Monate drauf und beim Crash mal ein 1-2 Jahre es sei denn er ist mutig hat noch Liqui und kauf dann genau nach, wenn alle wegrennen.!

    So einfach ist Börse :-)

    20:41 Uhr, 11.02. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • bricks
    bricks

    Habe eine ähnliche Meinung wie jh 2015.Mein Depot ist neu aufgestellt in 2015/16, da fällt es sehr schwer, auf Gefahr alles rauszuwerfen. Sagen wir, ein Wert liegt 40% im Plus und wer jeden Tag die Kurse prüft, wird plötzlich mit einer längeren Korrektur konfrontiert. Wenn mein Wert auf 20% fällt und die Korrektur ist zu Ende, dann gut. Verkaufe ich, kann ich das Korrekturende nicht präzise vorraussagen und meinen Wert im Tief zurückkaufen. Psychologisch ist das Halten aber schwierig, zugegeben.

    09:36 Uhr, 11.02. 2017
  • Put.in
    Put.in

    Was nutzt aber das schönste Schaubild wenn man als wachsamer Börsianer auch solch banale Weisheiten wie "Unverhofft kommt oft" im Hinterkopf bevorratet hat, gelle?

    Ich geb mal glatt gar nichts drauf, sondern erinnere mal an die überzeugenden Sprüche, daß es keinen Brexit geben werde, usw. ... Genausowenig wie in Frankreich demnächst die le Pen nicht dran kommen wird...

    Ich appeliere an dieser Stelle mal das Argument der Charttechnik in Erinnerung, das Benutzen des analytischen Verstandes den ein Börsianer auch ein wenig haben sollte, um sich nicht in jeden Sabbel hineintreiben zu lassen!

    00:43 Uhr, 11.02. 2017
  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Mit ´dem Verbrauchervertrauen alleine ist man aber komplett aufgeschmissen wenn man keine anderen Kennzahlen hinzu nimmt.

    09:24 Uhr, 10.02. 2017
  • jh2015
    jh2015

    Auf dem Papier schreibt sich das alles sehr gut. Was bitte hat der Anleger verkehrt gemacht , wenn er einfach nichts getan hat ?? Das Problem ist doch, wie komme ich wieder rein in den Markt , wenn ich erst mal verkauft habe? Meist erwischt man den richtigen Zeitpunkt gar nicht ? Wer den Mut hatte nach März 2009 zu investieren war gut beraten, einfach mal alles laufen zu lassen.

    08:55 Uhr, 10.02. 2017
  • GeBa96
    GeBa96

    Der Gebert Indikator gefällt mir auch gut.

    08:35 Uhr, 10.02. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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