Kommentar
18:44 Uhr, 22.02.2017

Katastrophe für Trump im Anmarsch

Bei aller Kritik muss man Trump auch Positives zugestehen. Er hat die Wirtschaft aus der Lethargie gerissen. Plötzlich sind alle begeistert, doch es ziehen Gewitterwolken auf.

Eines von Trumps Lieblingsthemen ist die mediale Berichterstattung. Er fühlt sich einerseits missverstanden, andererseits vermutet er einen bösartigen Komplott gegen sich und seine Administration. Beides kann man weder unterschreiben, noch kann man es komplett von der Hand weisen.

Die Berichterstattung ist überwiegend negativ. Fehltritte werden stundenlang diskutiert. Erfolge werden unter den Teppich gekehrt. Das ist einseitig und nicht sonderlich fair. Fair ist es natürlich auch nicht, wenn der Präsident unliebsamen Zeitungen und Fernsehsendern keine Fragen bei Pressekonferenzen gestattet. Das ist ein ziemlich unwürdiger Kleinkrieg.

Es hilft auch nicht unbedingt, dass sich Trump und Kollegen permanent selbst widersprechen, teils innerhalb von Sekunden. Fast schon berühmt ist das folgende Statement Trumps (frei übersetzt): „Ich schaue die ganze Zeit CNN. Lauter Fake News. Ich schaue mir das gar nicht mehr an.“

Hm, denkt man da schnell, was denn nun? Schaut Trump nun die ganze Zeit CNN und kann über deren Berichterstattung etwas sagen oder nicht? Und wenn er CNN nicht mehr schaut, weil die Berichterstattung unfair ist, woher weiß er, dass es immer noch so ist?

Das ist, nüchtern betrachtet, vollkommen irrelevant. Man kann es jedoch Journalisten kaum verdenken, dass sie auf solche Steilvorlagen eingehen. Trump macht es mit diesen Inkonsistenzen und Widersprüchen einfach zu leicht gute Stories zu schreiben, die nun einmal nicht gerade schmeichelhaft sind.

Das führt letztlich dazu, dass die Berichterstattung deutlich in eine Richtung lehnt. Schlagworte, die man in diesen Berichten findet, sind häufig negativ. Das führt dazu, dass die allgemeine und politische Unsicherheit steigt. Unsicherheit wird derzeit gemessen, indem die Berichterstattung nach der Häufigkeit von Schlagworten untersucht wird. Derzeit führt dies zu einem negativen Bild. Unsicherheitsindizes weltweit und besonders in den USA explodieren förmlich. Bei der Art der Berichterstattung ist das nicht verwunderlich.

Inzwischen gibt es auch alternative Messmethoden. Diese verwenden zwar den gleichen Ansatz (Häufigkeit von Schlagworten), untersuchen aber nicht die üblichen Zeitungen und Sender, sondern Social Networks. Die Unsicherheit wird also nicht aufgrund der Berichterstattung der Medien hergeleitet, sondern aufgrund dessen, was die Bevölkerung selbst wirklich sagt.

Bei diesen Messmethoden wird schnell klar: von Unsicherheit ist wenig zu spüren. Zumindest die US-Bevölkerung ist gerade recht zufrieden. Das zeigt sich auch im Verbrauchervertrauen. Würde die Berichterstattung ein realitätsnahes Bild liefern, müsste das Vertrauen im freien Fall sein. Ist es aber nicht.

Auch das Vertrauen der Unternehmen steigt und fällt nicht. Es gibt eine große Diskrepanz zwischen der verbreiteten und tatsächlichen Stimmung. Das kann sich jedoch bald ändern. Trump kann die Wirtschaft und Bevölkerung im Sinne ihres Sentiments zwar derzeit hinter sich wissen, doch das hat ein Ablaufdatum.

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Reallöhne und das Verbrauchervertrauen. Beide Zeitreihen verlaufen parallel. Steigen die Reallöhne, steigt das Vertrauen. Menschen sind bester Stimmung und geben mehr aus. Nun steigt die Inflation gerade sprunghaft an, sodass die Reallöhne wohl auf absehbare Zeit wieder sinken werden. Es wäre absolut ungewöhnlich, wenn bei sinkenden Einkommen die Stimmung so gut bliebe.

Trump kann dafür nichts. Er muss es vermutlich aber ausbaden. Die Stimmung kann rasch kippen und die Konsumenten werden es der Regierung zuschreiben, wenn sie plötzlich weniger am Ende des Monats übrighaben. Das gilt besonders jetzt, da jeder sofort merkt, was Sache ist. Ob man an der Tankstelle 2 Dollar oder 2,5 Dollar je Gallone zahlen muss, merkt jeder sofort.

Die Vorschusslorbeeren der Konsumenten und der Wirtschaft haben ein Ablaufdatum. Dann könnten Berichterstattung und Stimmung bald wieder in Einklang sein. Für Trump wäre das katastrophal. Sein Rückhalt in der Bevölkerung und Partei dürfte schnell schwinden.

Clemens Schmale

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7 Kommentare

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    Clemens Schmale, lassen auch sie sich ebenso wie die Menschen in den USA etc. in Stimmung und Vertrauen nicht irritieren. Die politische Präsentation, der Politikstil bei Trump ist nicht Politik selbst, dementsprechend sollte man Präsident Donald Trump, welcher aus dem Unternehmertum kommt und neu in der Politik ist auch beurteilen. Ich meine, bei aller berechtigter Kritik, gibt es in seiner Politik qualitativ bis jetzt keine wirklichen Diskontinuitäten im Vergleich mit anderen Präsidenten.

    Die Berichterstattung über Politik hat Rückwirkungen auf diese und umgekehrt (in freien Demokratien), dessen ist sich vor allem Trump bewußt, welcher auch aus dem Showbusiness kommt, wo es Quoten und keine inhaltlichen journalistichen Fragen gibt. Wenn man sich mit Politik beschäftigt, weiß man auch, daß es oft nicht sehr menschlich zufriedenstellend zugeht, es ist also (noch) kein allzu amüsantes, nettes Metier. Aber ich persönlich interessiere mich neben anderem für die politische Küche sozusagen dann, wenn ich Schwierigkeiten mitbekomme wo man auch konstruktiv nachdenken soll und kann.

    02:34 Uhr, 23.02. 2017
  • jaja
    jaja

    Von Journalismus und wo objektiver Berichterstattung endet hat der Author offensichtlich keine Idee - ist ja nicht sein erster Artikel. Ich bin mir noch unsicher ob dieses Medium redaktionell einfach nur polarisieren will und was das and dieser Stelle soll/bewirkt ?!

    22:33 Uhr, 22.02. 2017
  • P_44
    P_44

    Nein, verdammt noch mal! Man muss diesem Faschisten NICHTS POSITIVES zugestehen! Der Mann ist gefährlicher als ... (zensiert, ich will nicht verklagt werden).

    21:42 Uhr, 22.02. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Schnutzelpuh
    Schnutzelpuh

    Die Katastrophe nehme ich erst ernst, wenn es langsam zum Tröpfeln anfängt. Vorerst ist von Regen nichts zu sehen und das bestimmt vor dem 28.02. nicht!

    20:45 Uhr, 22.02. 2017
  • Introspective
    Introspective

    Für die Medien war und ist Donald Trump ein wahrer Glücksfall.Wenn Hillary Clinton gewählt worden wäre,wäre -geschätzt von mir-allerhöchstens 50% (eher deutlich weniger) geschrieben/kritisiert//analysiert worden.Es konnte der Presse nichts besseres passieren,so ehrlich sollten alle Journalisten sein.

    Bezugnehmend auf die Wirtschaft/Börse konnte Barack Obama sich bei Amtsbeginn "die Hände reiben".Als er 2007/2008 zum Präsidenten gewählt worden ist,war die US-Wirtschaft am Boden,die Arbeitslosenzahl ganz oben,und die Aktienmärkte sehr weit unten...

    Und jetzt Donald Trump-Die Wirtschaft ist ganz oben,Die Arbeitslosenzahlen (fast) ganz unten,die Aktienmärkte ganz oben...

    Das könnte ein Problem für Donald Trump werden,könnte...

    19:26 Uhr, 22.02. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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