Fundamentale Nachricht
08:39 Uhr, 08.06.2018

Kapriolen in Argentinien, anhaltende Spannung in China

Die Schwellenländer leiden nach Meinung von Emiel van den Heiligenberg, Head of Asset Allocation bei LGIM, unter steigendem US-Zinsniveau und stärkerem US-Dollar.

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London (GodmodeTrader.de) - Die Schwellenländer geraten in den letzten Wochen zunehmend unter Druck, was nicht zuletzt mit dem steigenden Zinsniveau in den USA und einem erstarkenden US-Dollar zusammenhängt. Beide Entwicklungen spiegeln sich in volatilen Wechselkursschwankungen der Schwellenländerwährungen wider. Zudem ist in den vergangenen Wochen Kapital aus Schwellenländer-Anleihefonds abgeflossen. Das mag auf den ersten Blick nicht berichtenswert erscheinen, ist jedoch ein seltener Fall, blickt man auf die erfolgreiche Entwicklung der Schwellenländer in den vergangenen Jahren zurück. Insbesondere der argentinische Peso leidet derzeit unter turbulenten Wechselkursschwankungen, wie Emiel van den Heiligenberg, Head of Asset Allocation bei Legal & General Investment Management (LGIM) in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Die Nachricht des Nachrichtenportals Bloomberg, die argentinische Zentralbank (BCRA) werde künftig weniger in den Währungsmarkt intervenieren, sollte nicht allzu überraschend sein“, sagt van den Heiligenberg. „Die BCRA verfügt nicht über die notwendigen Reserven, um in großem Umfang in das Marktgeschehen einzugreifen.“ Stattdessen habe sie die Zinsen innerhalb einer Woche drei Mal - von ursprünglich 27,25 Prozent auf 40 Prozent – angehoben, nachdem sie zuvor bereits fünf Milliarden US-Dollar an Devisenreserven erschöpft habe. „Es scheint, als meine die BCRA es ernst: Sie wird wohl die Zinsen erneut anheben, sollte es danach aussehen, dass der schwache Peso die Inflation weiter ankurbelt“, sagt van den Heiligenberg. Die Regierung habe außerdem angekündigt, das ursprüngliche Defizitziel von minus 3,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf minus 2,7 Prozent zu reduzieren.

„Manche vermuten einen spekulativen Angriff auf den Peso und die argentinische Wirtschaft. Das bezweifeln wir jedoch. Für einen Stillstand der argentinischen Wirtschaft braucht es mehr. Das Land ist nicht fremdverschuldet genug, nachdem es für mehr als ein Jahrzehnt von den internationalen Kapitalmärkten ausgeschlossen gewesen ist“, so van den Heiligenberg weiter. „Die Fremdverschuldung bei Unternehmen liegt unter 10 Prozent des BIP und die Banken weisen mehr Fremdvermögen als Fremdverbindlichkeiten auf.“ Argentinien sei aber auch eine Gläubigernation: Die Verwundbarkeit liege in den Finanzverbindlichkeiten, die das derzeitige Haushaltsdefizit vorantreiben. Nichtsdestotrotz werde das Defizitproblem von den Behörden addressiert und ausländische Kapitalgeber schienen zufrieden zu sein. „Wir behalten daher unsere Long-Position beim Peso bei und sind davon überzeugt, dass die BCRA alles dafür tun wird, die Inflation in Schach zu halten und – falls notwendig – die Zinsen weiter anzuheben, um die argentinische Währung zu stabilisieren.“

Für das größte und bedeutendste Schwellenland China stelle sich die Situation etwas anders dar. Hier sei der brodelnde Handelsstreit mit den USA weiterhin die größte Unwägbarkeit für die Zukunft des Landes. Obwohl bereits einige Zeit verstrichen sei, stehe weder ein zeitnaher Friedensschluss, noch ein ausgewachsener Handelskrieg unmittelbar bevor. Vieles deute darauf hin, dass der Streit zwischen beiden Nationen sich hinziehen werde. „Beide Parteien sehen sich bei den Verhandlungen im Vorteil“, sagt van den Heiligenberg. „Die Trump-Administration fühlt sich überlegen, da die chinesische Wirtschaft stärker von Exporten abhängig ist. China hingegen weist unter anderem auf die interne Spaltung innerhalb der Republikanischen Partei hinsichtlich Handelsfragen sowie auf die anstehenden Mid-Term-Wahlen hin.“ Zudem rücke es beide Seiten bei ihrer jeweiligen politischen Basis in ein gutes Licht, wenn sie in den Verhandlungen besonders hart erschienen. „Es kann daher noch Monate dauern, bis der derzeitige Handelsstreit gelöst wird“, so van den Heiligenberg.

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1 Kommentar

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    an dem argentinischen beispiel ist wieder einmal ganz klar die bonigier zu erkennen.

    anders ist es nicht zu erklären, dass ein land das zuvor schon einmal an den dollar krediten fast zugrunde ging nach kurzer zeit schon wieder den gleichen fehler macht.

    wenn die bonigier nicht so extrem wäre, würden euro kredite aufgenommen und dann in dollar getauscht.

    09:18 Uhr, 08.06.2018

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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