Kommentar
16:30 Uhr, 22.06.2021

Kann sich der Ölsektor einer Korrektur entziehen?

Der Markt ist unruhig und Rohstoffpreise befinden sich in Korrekturmodus. Kann sich der Ölsektor dagegenstemmen?

Rohstoffe werden von Anlegern gerne in einen Topf geworfen. Sie alle steigen und fallen zusammen. Das gilt zumindest über weite Strecken. Aktuell gilt es allerdings nicht. Während einige Rohstoffe zuletzt korrigierten, hielt sich der Ölpreis gut. Ölaktien folgen bekanntlich dem Ölpreis. Alles andere wäre merkwürdig. Auch hier gilt aber: Was generell gilt, muss nicht jeden einzelnen Tag gelten. Das war in der vergangenen Woche zu beobachten. Während der Ölpreis selbst auf der Stelle trat, korrigierten Aktien des Sektors .


Dabei fällt noch etwas anderes auf. Ölaktien hinken dem Ölpreis hinterher. Öl hat zunächst im Gegensatz zu anderen Rohstoffen schlechter performt. Eisenerz und Kupfer erreichten das Vorkrisenniveau deutlich schneller und erreichten sogar neue Allzeithochs. Der Ölpreis ist davon weit entfernt. Immerhin wurde das Vorkrisenniveau erreicht. Zu einem neuen Allzeithoch würden noch über 100 % Zuwachs fehlen.

Dass Öl hinterherhinkt, hat mehrere Gründe. Zum einen machen immer mehr Regierungen mit der Energiewende ernst. Bei Öl droht die Gefahr von gestrandeten Assets. In diesem Fall haben Firmen Ölvorkommen in der Bilanz, aber die Vorkommen sind nichts mehr wert, weil das Öl nicht benötigt wird. Im Gegensatz dazu sind erneuerbare Energien gut gelaufen. Die Schere ging in den letzten Jahren weit auseinander (Grafik 3). Es wirkt angesichts der Profitabilität übertrieben. Eine Annäherung der beiden Sektoren ist zu erwarten.


Zum anderen ist Öl nicht knapp. Industriemetalle sind knapp, Öl ist es nicht. Die OPEC+ Staaten haben geschätzte 8 Mio. Barrel/Tag freie Förderkapazität. Steigt der Preis nur hoch genug, kann mehr produziert werden. Als Anleger würde ich mir darüber jedoch keine Sorgen machen. OPEC+ ist seit Beginn der Krise sehr diszipliniert. Die Lektion aus den Jahren 2014-2016 wurde gelernt. Es gibt keine Andeutung, dass sich das ändert.

Dank Förderkürzung sinkt der Lagerbestand überall auf der Welt, auch den USA. Die USA sind mit 11 Mio. Barrel Produktion pro Tag aktuell der größte Produzent der Welt (Grafik 4). Saudi-Arabien und Russland liegen mit der freiwilligen Begrenzung darunter. Bisher stagniert auch die Fördermenge in den USA. Es scheint sich nur langsam zu ändern.


Eine höhere Produktion trifft auch auf höhere Nachfrage. So, wie sich die Lager leeren und bei konstanter OPEC+ Produktion, könnte der Ölpreis auch höher stehen. Die Nachfrage lässt Fantasie zu. Manche gehen sogar von einem fairen Preis über 90 Dollar aus.

Ob der Preis über 90 Dollar steigt, sei dahingestellt. Öl ist im Gegensatz zu vielen anderen Assets nicht stark überbewertet. Für Anleger sind allfällige Rücksetzer des Sektors Kaufchancen. Sollte der Aktienmarkt insgesamt korrigieren, kann sich der Sektor dem Trend nicht entziehen. Fundamental wäre es nicht gerechtfertigt.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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