Kann Deutschland im Alleingang wachsen?
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Inwieweit kann sich Deutschland in den nächsten zwei, drei Jahren vom Rest der Eurozone abkoppeln und trotz des rezessionären Umfelds in einigen seiner Nachbarländer auf Wachstumskurs bleiben? Eine Antwort auf diese Frage zu geben, bemüht sich Maxime Alimi in den aktuellen „Investment Essentials“ von AXA Investment Managers und analysiert dazu ausländische Wachstumstreiber.
Das kräftige Wirtschaftswachstum der vergangenen drei Jahre in Deutschland sei vor allem dem Export zu verdanken, der mit 50 Prozent (2011) einen ungewöhnlich hohen Anteil am deutschen BIP habe, also deutlich mehr als in vergleichbaren Ländern (27 Prozent in Frankreich, 31 Prozent in Großbritannien, 13 Prozent in den USA und 16 Prozent in Japan), so Alimi.
„Wer die deutschen Handelspartner sind, ist in diesem Kontext von entscheidender Bedeutung. Handelt es sich dabei vor allem um die EWU-Nachbarländer, sind die Aussichten für die nächsten zwei, drei Jahre eher trübe. Gehen die Ausfuhren dagegen in die Schwellenländer, könnten sie sich als stabiler erweisen“, heißt es weiter. Die Daten seien – je nachdem, ob man auf das aktuelle Niveau oder die Zuwachsraten abstellt – uneinheitlich. Im Hinblick auf das aktuelle Niveau seien die deutschen Exporte vor allem auf Europa ausgerichtet: 2011 gingen 42 Prozent der Ausfuhren in den Euro-Raum und 63 Prozent in die EU allgemein. Nur 28 Prozent gingen in die Schwellenländer, davon 5 Prozent nach China, auf das somit ein geringerer Anteil als z. B. auf die Niederlande entfällt, so das AXA-Research-Papier.
Etwas anders sieht es Alimi zufolge aus, wenn man die Daten dynamisch betrachtet. Von 2001 bis 2011 seien die deutschen Exporte nach Wert insgesamt um 144 Prozent gestiegen, wobei die EWU 61 Prozentpunkte bzw. die Schwellenländer 54 Prozentpunkte beitrugen. Knapp 40 Prozent des Exportwachstums sei im vergangenen Jahrzehnt auf die Emerging Markets entfallen, also fast ebenso viel wie auf den Euro-Raum, während die USA und Japan kaum eine Rolle gespielt hätten, heißt es.
„Im Vergleich zu anderen Ausfuhrländern weist Deutschland also eine höhere Fähigkeit auf, das globale Wachstum für sich zu nutzen und vom strukturellen Anstieg der Nachfrage an den Emerging Markets zu profitieren. Eine Analyse des Außensektors legt nahe, dass Deutschland sich durchaus von den anderen EWU-Ländern abkoppelnund selbst bei Stagnation im Euro-Raum von einer wachsenden Auslandsnachfrage profitieren könnte“, so Alimi. Allerdings gebe es einen wichtigen Vorbehalt: All das setze implizit voraus, dass die Eurozone in den nächsten paar Jahren nicht von einem massiven strukturellen Schock erschüttert werde. Ein abruptes und ungeordnetes Auseinanderbrechen der Eurozone könnte indes einen solchen Schock auslösen, heißt es.
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