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11:15 Uhr, 21.11.2012

Kann Deutschland im Alleingang wachsen?

Frankfurt (BoerseGo.de) - Die Tatsache, dass Deutschland im vergangenen Jahrzehnt Lohnanstiege vermeiden und damit seine Wettbewerbsfähigkeit erheblich steigern konnte, wird immer wieder lobend erwähnt. Die Kehrseite ist, dass im selben Zeitraum – auch bei Bereinigung um das schwächere Bevölkerungswachstum – der Konsum der Privathaushalte stagnierte, wie Maxime Alimi im zweiten Teil des Marktkommentars mit dem Titel „Kann Deutschland im Alleingang wachsen?“ von AXA Investment Managers schreibt.

Das liege zum einen am schwierigen Anpassungsprozess nach der Wiedervereinigung und zum anderen an den Strukturreformen des Arbeitsmarktes unter Kanzler Schröder zu Beginn des Jahrzehnts. Die Arbeitslosenquote sei kontinuierlich in der ersten Hälfte des Jahrzehnts gestiegen und habe mit 11,5 Prozent im April 2005 ihren höchsten Stand erreicht. Gleichzeitig hätten die Reallöhne stagniert. Überdies habe die Angst um den Arbeitsplatz die Verbraucherstimmung und damit die Konsumausgaben belastet, heißt es.

Mittlerweile tragen die Reformen Alimi zufolge jedoch Früchte. Die deutsche Arbeitslosenquote sei eine der niedrigsten im Euroraum, der deutsche Arbeitsmarkt habe sich in der Krise als außerordentlich widerstandsfähig erwiesen und es sei sicherlich kein Zufall, dass ein EZB-Bericht unlängst die sogenannten Hartz-Reformen als erfolgreich und beispielhaft bezeichnet habe.

„Als Konsequenz dieses Anpassungsprozesses fand eine deutliche Verschiebung bei der Ver­teilung des Volkseinkommens von Kapital zu Arbeit statt. Während die Verbraucher den Gürtel enger schnallten und die Unternehmen florierten, stieg der Anteil des Kapitalsektors an den Gewinnen, der in den 1990er Jahren bei etwa 29 Prozent gelegen hatte, bis 2007 auf 37 Prozent. Seitdem schwingt das Pendel zurück. Zum Teil ist diese Entwicklung wohl durch das konjunkturelle Umfeld bedingt, in dem die Unternehmen am stärksten vom Abschwung betroffen waren. Die Rahmendaten deuten indes darauf hin, dass der strukturelle Wandel vorerst anhalten wird. Das würde bedeuten, dass das Einkommen und die Ausgaben der Privathaushalte schneller steigen als die Wirtschaftsleistung insgesamt“, so Alimi. So könnten auch die privaten Konsumausgaben in den nächsten paar Jahren steigen.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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